Automarkt in Deutschland bricht 2021 weiter ein

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Deutschland gilt nicht nur als Land der Dichter und Denker, sondern auch als das Land der Ingenieure und Autofahrer. Deutsche Automarken sind weltweit berühmt und stehen für Qualität, deutsche Arbeitsplätze, deutsche Exporte, deutsches Bruttoinlandsprodukt, deutscher Leitindex – alles steht und fällt mit den Autobauern und ihren Zulieferbetrieben.

So wenig Neuzulassungen wie seit den 80ern nicht mehr

Doch im vergangenen Jahr ging es abwärts für Deutschlands Vorzeigebranche. Gerade einmal 2,62 Fahrzeuge wurden laut Kraftfahrtbundesamt im Jahr 2021 in Deutschland neu zugelassen – so wenige wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Selbst im Vergleich zum von der Pandemie geprägten schwachen Jahr 2020 ging es demnach noch einmal abwärts, und zwar um satte 10 Prozent. Zum Vergleich: 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, waren noch 3,6 Millionen Autos neu zugelassen worden.

Allerdings ging der Absatzeinbruch keineswegs auf die Kappe der Kunden: Die Nachfrage ist hoch, doch die Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher. Grund dafür sind Lieferengpässe und Materialmangel, insbesondere Elektrobauteile wie Halbleiter fehlen – und ohne die sind moderne Fahrzeuge mit all ihren Assistenzsystemen, digitalen Anzeige- und Touchscreenmodulen nicht mehr denkbar.

Durchwachsener Ausblick für 2022

Mehr als 1 Million Fahrzeuge konnte Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr nicht fertiggestellt werden, weil Bauteile fehlten. Hersteller wie Daimler oder BMW entschieden sich dazu, die wenigen verfügbaren Chips in möglichst hochpreisige, margenträchtige Modelle zu stecken, um zumindest die Bilanz zu halten – mit Erfolg: Im dritten Quartal verbuchten sowohl die Stuttgarter als auch die Münchener steigende Gewinne bei rückläufigen Absatzzahlen.

Ungebrochen war indes auch 2021 der Trend zum SUV: Mehr als jeder vierte neu zugelassene Pkw fiel der KBA-Statistik zufolge in diese Fahrzeugklasse. Der Ausblick für das frisch begonnene Jahr fällt durchwachsen aus: Der Branchenverband VDIK rechnet mit einer Erholung und einem Verkauf von rund 3 Millionen Fahrzeugen für 2022 – allerdings unter der Prämisse, dass sich die Situation an den Weltmärkten entspannt und die Lieferengpässe bald enden.

Hersteller selbst Schuld an Chipkrise?

Viele Experten gehen jedoch davon aus, dass sich Chipkrise und Materialmangel noch bis weit ins laufende Jahr hinein ziehen dürften und mit einer nachhaltigen Erholung nicht vor 2023 zu rechnen ist.

Die Chipkrise am Automarkt ist allerdings zumindest teilweise hausgemacht: Als während der ersten Monate der Pandemie die Produktion zeitweise stillgelegt wurde, haben viele Hersteller hektisch ihre Bestellungen gekündigt. Die Chiphersteller belieferten stattdessen Unternehmen aus der IT-Branche oder der Unterhaltungselektronik, die während der Lockdowns einen regelrechten Boom erfuhren. Da es für die Autobauer aber schneller wieder aufwärts ging als erwartet, fehlen seither in der auf just-in-time-Lieferungen basierenden Produktion wichtige Bauelemente wie eben jene Halbleiter.

VW verzeichnet Einbußen in China – und nicht nur dort

Wie schwierig das zurückliegende Jahr für die deutsche Autobranche war, zeigt sich exemplarisch am Beispiel Volkswagen: Selbst im Vergleich zum schwachen Vorjahr gingen die Auslieferungen in der Kernmarke VW Pkw um weitere 8,1 Prozent zurück. Insbesondere China – seit Jahren der wichtigste einzelne Absatzmarkt der Wolfsburger – stand im Fokus. Hier fiel der Absatzrückgang mit 14 Prozent besonders deutlich aus.

So musste der VW Konzern im Reich der Mitte schmerzliche Marktanteilsverluste hinnehmen: Hatte die Gruppe in den vergangenen Jahren meist einen Marktanteil von 14 bis 15 Prozent behaupten können, fiel dieser nun auf nur noch 11 Prozent zurück.