Conti mit überraschenden Q2-Eckdaten

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Die großen deutschen Autohersteller legen ihre Quartalsbilanzen erst in der nächsten und übernächsten Woche vor. Doch mit Continental hat nun ein Zulieferer der Branche schon einmal für einen soliden Auftakt gesorgt.

Conti übertrifft Erwartungen der Analysten in Q2

Der Konzern hat überraschend erste Eckdaten zum zurückliegenden Quartal bekanntgegeben – und die Erwartungen der Analysten dabei übertroffen. Besonders gut lief das Reifengeschäft, der Bereich Automotive verzeichnete dagegen im Zeitraum von April bis Ende Juni einen operativen Verlust.

Nach Abschluss des ersten Halbjahres bekräftigte der Autozulieferer aus Hannover seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Die Prognose für 2022 hatte das Unternehmen im April nach unten korrigiert: Ukrainekrieg, Materialmangel und Lieferkettenprobleme belasten die Industrie stärker als noch zu Jahresbeginn erwartet.

Q2-Bilanz schwächer als im Vorjahreszeitraum

Für das zweite Quartal weist Conti einen Umsatz in Höhe von 9,4 Milliarden Euro aus. Analysten hatten lediglich mit 9,2 Milliarden Euro gerechnet. Die bereinigte Ebit-Marge lag mit 4,4 Prozent ebenfalls über den Schätzungen: Experten waren im Vorfeld von 4,2 Prozent ausgegangen.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schneidet der Zulieferer damit allerdings etwas schlechter ab. Damals hatte Conti noch eine Ebit-Marge von mehr als 6 Prozent ausweisen können. Der Gegenwind, mit dem der Zulieferer zu kämpfen hat, belastet die gesamte Branche und ist auch an den Märkten hinlänglich bekannt: Auf der einen Seite kommt es wegen strenger Corona-Lockdowns vor allem in China immer wieder zu Produktionsausfällen und Störungen in den ohnehin angeschlagenen Lieferketten, auf der anderen Seite macht die hohe Inflation auch vor den Industriekonzernen nicht Halt. Rohstoffe, Vorprodukte sowie Kosten für Energie und Transport sind massiv gestiegen und belasten dementsprechend die Bilanzen.

Erschwerend hinzu kommt das Zinsumfeld, wodurch Conti Abschreibungen auf Sachanlagen und Firmenwerte im dreistelligen Millionenbereich vornehmen muss. Auch der Rückzug aus dem russischen Markt im Zuge der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Moskau schlagen mit Abschreibungen in Höhe von 75 Millionen Euro zu Buche.

Erste Reaktionen auf Conti-Zahlen: Anleger begeistert, Analysten unberührt

Analysten nahmen die vorläufigen Zahlen von Continental weitgehend unberührt zur Kenntnis. In einer ersten Reaktion bestätigten sie ihre vorherigen Einschätzungen zur Conti Aktie. So behält die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Verkaufsempfehlung mit Kursziel 69 Euro bei. Die kanadische Bank RBC bestätigte ihre neutrale Einstufung mit Kursziel 77 Euro. Das US-Analysehaus Jefferies beließ die Einstufung dagegen bei einer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 105 Euro.

Anleger hatten zunächst positiv auf die Eckdaten zum 2. Quartal reagiert und die Conti Aktie am Mittwochvormittag kräftig angeschoben. Die Gewinne konnte das Papier aber nicht lange halten und ging letztlich nur 0,4 Prozent fester aus dem Handel bei rund 71 Euro.

Vorgeschmack auf Bilanzen der Autobranche

Die Eckdaten von Conti geben einen Vorgeschmack auf das, was die Autobauer in den kommenden beiden Wochen vorlegen dürften. Das makroökonomische Umfeld hat sich massiv eingetrübt, die Rahmenbedingungen sind erheblich schlechter als noch vor einem Jahr.

War es in den vorangegangenen Quartalen vor allem Premiumherstellern wie BMW und Mercedes-Benz noch gelungen, rückläufige Absatzzahlen durch höhere Margen zu kompensieren und Gewinnsteigerungen zu verbuchen, droht diese Erfolgssträhne nun abzureißen.

BMW und Mercedes-Benz in diesem Jahr mit starken Sondereffekten

Andererseits profitieren gerade Mercedes-Benz und BMW in diesem Jahr von Sondereffekten: So ist es für die Stuttgarter das erste Jahr als eigenständiges Unternehmen ohne die Truck-Sparte des vormaligen Daimler-Konzerns. Das Unternehmen hatte sich Ende 2021 in zwei unabhängige Konzerne aufgespalten, deren Aktien nunmehr beide im Dax gelistet sind und auf wirtschaftlich positive Effekte hoffen. Für BMW dürfte sich auf dem Papier die Konsolidierung der mehrheitlichen Übernahme des chinesischen Joint Ventures BMW Brilliance Automotive (BBA) auszahlen.

Konkrete Zahlen werden für Mercedes-Benz und Volkswagen in der kommenden Woche am Mittwoch und Donnerstag erwartet. BMW präsentiert sein Zahlenwerk in der darauffolgenden Woche am 3. August.