Lufthansa Aktie: Analysten senken den Daumen

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Wer in dieser Woche von einem deutschen Flughafen starten will, sollte sich vorab informieren, ob der Flug überhaupt stattfinden kann. Es wird mal wieder warngestreikt, Teile des Sicherheitspersonals legen bundesweit die Arbeit nieder, um im Tarifkonflikt für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren.

Reisebranche nach Corona-Beschränkungen wieder im Aufwind

Unterdessen stehen die Zeichen in der Luftfahrtbranche irgendwo zwischen hoffnungsvoll und Krisenfall: Die weitreichenden Reisebeschränkungen der Corona-Pandemie haben die Airlines hart getroffen, selbst die Lufthansa musste mit staatlichen Hilfen vor der Pleite bewahrt werden. Die stolze Kranich-Airline stieg in Folge der Krise sogar aus dem Dax ab.

Mit der umfassenden Impfkampagne und schrittweisen Lockerungen im Tourismusbereich kehrte im vergangenen Jahr allmählich die Hoffnung zurück. Vor allem, als die Vereinigten Staaten im November ihre Flughäfen wieder für die Einreise ausländischer Gäste öffneten, packte viele Passagiere das Fernweh. Immerhin hatten die USA über fast zwei Jahre strikte Einreisebeschränkungen mit nur wenigen Ausnahmen für Nicht-US-Bürger verhängt.

Luftfahrt durch Ukraine-Krieg doppelt getroffen

Doch 2022 droht neues Ungemach. Zwar ist die Reiselust der Deutschen ungebrochen, die Sehnsucht nach ein paar Tagen außerhalb und in anderem Klima weiterhin groß. Doch der Krieg in der Ukraine setzt der Branche erneut hart zu. Dabei sind die Fluggesellschaften gleich doppelt getroffen: Zum einen werden einige Ziele nicht mehr angesteuert, stattdessen müssen Umwege geflogen werden, um die umkämpften Gebiete nicht zu kreuzen.

Allzu präsent ist nach wie vor der Abschuss des Passagierflugs MH17 über der Ostukraine vor wenigen Jahren. Eine solche Tragödie soll sich keinesfalls wiederholen, also wird die Ukraine weiträumig umflogen. Das verursacht nicht nur zeitliche Verzögerungen, die in der Luftfahrt besonders kritisch betrachtet werden, sondern auch zusätzlichen Kerosinverbrauch – und hier schlägt der zweite Punkt zu: extrem gestiegene Energie- und Rohstoffpreise.

Hoher Ölpreis belastet Lufthansa

Mit dem Ausbruch des Krieges schoss der Ölpreis umgehend auf weit über 100 Dollar je Barrel, Benzin an der Zapfsäule erreicht neue Rekordpreise und auch Kerosin wird spürbar teurer. Der Treibstoff ist ohnehin einer der größten Kostenfaktoren für die Fluggesellschaften, auch in normalen Zeiten.

Auch von den wirtschaftlichen Sanktionen, die unter anderem die Europäische Union gegen Russland verhängt hat, ist die Lufthansa direkt betroffen. Insbesondere ihre Wartungstochter Lufthansa Technik, die weltweit Kunden wie Hersteller und Airlines bei Wartungsarbeiten ziviler Flugzeuge unterstützt, sah sich gezwungen, ihre Dienstleistungen für russische Fluggesellschaften auf Eis zu legen. Das Unternehmen rechnet deswegen mit einem Umsatzausfall von rund 240 Millionen Euro allein in diesem Bereich.

Lufthansa setzt auf Reisesommer – und Frachtflüge

Dennoch sieht sich die Lufthansa insgesamt auf Erholungskurs und hofft dabei auf einen starken Reisesommer 2022. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr abgezeichnet, unterm Strich wies die Bilanz jedoch immer noch einen Verlust von rund 2,2 Milliarden Euro aus. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2021 bei rund 16,8 Milliarden Euro.

Damit fiel das Zahlenwerk besser aus als im Krisenjahr 2020, als die Lufthansa bei einem Jahresumsatz von knapp 13,6 Milliarden Euro einen Nettoverlust von 6,7 Milliarden Euro einfuhr. Dennoch ist die Airline mit ihrem jüngsten Ergebnis noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 – vor Ausbruch der Pandemie – lag der Umsatz bei gut 36,4 Milliarden Euro und der Nettogewinn bei 1,2 Milliarden Euro.

Analysten senken Kursziele für Lufthansa Aktie

Die Lufthansa hatte ihre Geschäftszahlen Anfang März vorgelegt. Analysten aktualisierten daraufhin ihre Einschätzungen zur Lufthansa Aktie – mit gemischten Ergebnissen. Belastet wird die Stimmung unter den Experten dabei vor allem mit Blick auf die gestiegenen Kerosinkosten, die wohl zumindest teilweise über höhere Ticketpreise an die Kunden weitergegeben werden könnten.

Die britische Barclays Bank bestätigte ihre Einstufung „underweight“ und senkte das Kursziel von 5,70 auf 5,20 Euro. Auch das US-Analysehaus Bernstein Research reduzierte das Kursziel für die Lufthansa Aktie von 7,85 auf 6,00 Euro bei neutraler Einstufung. Ebenfalls neutral, aber mit einem von 7,25 auf 6,65 abgesenkten Kursziel schätzt die Schweizer Großbank UBS die Aussichten für die Lufthansa Aktie ein. Eine Kaufempfehlung spricht hingegen die Deutsche Bank auch nach der Bilanzpräsentation aus, das Kursziel beziffert sie mit 8,30 Euro.

Neuer Großaktionär hält 5 Prozent der Lufthansa-Anteile

In den Begründungen verweisen die Analysten mehrheitlich einerseits auf die starke Entwicklung des Frachtgeschäfts sowie die Erholung im Tourismussektor. Andererseits erwähnen sie die steigenden Risiken durch den Krieg in der Ukraine und den steigenden Ölpreis, was zu neuen Unwägbarkeiten führen könnte.

Nach einem Kursknick konnte die Lufthansa Aktie zuletzt wieder zulegen auf rund 6,70 Euro. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Unternehmer Klaus-Michael Kühne mit seiner KA Logistik Beteiligungen GmbH nun 5,0 Prozent der Lufthansa Anteile hält. Kühne ist damit zweitgrößter Aktionär der Kranich-Airline – gleich hinter der Bundesrepublik, die über ihren Wirtschaftsstabilisierungsfonds derzeit noch etwas mehr als 14 Prozent der Anteile hält.