FREYR Battery mit einer kleinen Rallye – Chance oder Hype?
Die Börsen haben sich nun entschieden, eine kleine Jahresendrallye anzugehen. Das ist für uns alle sehr erfreulich, weil es die Weihnachtsstimmung hebt. Langfristig jedoch wird der Aktienmarkt Ihnen ohnehin satte zweistellige Erträge ermöglichen – mit Substanzaktien, wie ich Ihnen oft geschrieben habe. Aber unsere Seele kennt auch das zweite Herz: Den Wunsch nach einer schnellen, hohen Rendite. Ein aktueller Fall könnte FREYR Battery sein. Die Aktie kletterte in den vergangenen Tagen um mehr als 35 %. Ist dies eine Chance für Sie?
Batterien und Batteriezellen: Die Zukunft für Sie?
Das Unternehmen entwickelt Batterien und Batteriezellen, ist also am Energiemarkt tätig. Dies könnte – thematisch – eine Gelegenheit darstellen. Zuletzt meldete FREYR Battery einen Erfolg an. Es ging um „operative Fortschritte (…) in der Kundenqualifzierungsanlage in Mo i Rana“. Ehrlich gesagt: Solche Meldungen schrecken mich in der Regel ab. Es sind Wasserstandsmeldungen, die kein Investor mit etwas Distanz beurteilen kann.
Wirtschaftliche Werte gehen von solchen Meldungen nicht aus. Ein Blick auf die Faktenlage ist sehr viel ernüchternder, auch wenn die Aktie zuletzt 36 % gewonnen hat. Das Unternehmen wird den gegenwärtigen Prognosen am Markt zufolge einen Umsatz von weniger als 3, vielleicht auch weniger als 2 Millionen Dollar erwirtschaften.
Dem steht ein Nettoergebnis von mehr als -80 Millionen Dollar Verlust gegenüber. Das wäre akzeptabel, wenn das Wachstum absehbar gigantisch sein sollte. Urteilen Sie selbst: Die Erwartung für das kommende Jahr liegt am Markt bei etwas über 20 Millionen Dollar Umsatz, das Nettoergebnis sollte in den dreistelligen Millionen-Bereich fallen. Das Unternehmen verliert also noch mehr Kapital.
Spekulation auf Wachstum
Dennoch könnte FREYR Battery künftig selbstverständlich gute Geschäfte machen. Warren Buffett jedoch und der verstobene Charlie Munger legen Wert darauf, dass die Kapitalrückflüsse innerhalb weniger Jahre eine Investition rentabel werden lassen. Ein solches Wachstum könnte ich bei FREYR Battery ohne sehr viel Hoffnung nicht annehmen.
Mit anderen Worten: Das Risiko, das Wachstum des Unternehmens selbst bei Wohlwollen falsch einzuschätzen, ist viel zu groß. So unterstelle ich gegenwärtig, dass einfach ein Hype stattfindet. Am Montag wurden an der Börse München gut 970.000 Papiere gehandelt. Das sind mehr als fünf Mal so viele wie an den Tagen zuvor.
Die Aktienkursgewinne haben einfach wie ein Magnet gewirkt. Nun wollen quasi alle mitmachen – ich nicht. Ich werde auch diese Aktie weiterhin für Sie beobachten. Allerdings aus Distanz. Wenn Sie in den Energie-Bereich investieren wollen, sind Old School-Dividendenunternehmen wie Shell die besser kalkulierbare Variante.
FREYR Battery: Die Börsen zocken – WKN: A3CT9J – ISIN: LU2360697374
Quelle: https://fundamental.aktienscreener.com/LU2360697374/05/freyr-battery/data
Diplom-Ökonom Janne Jörg Kipp ist als Analyst und Publizist seit annähernd 25 Jahren an den Finanzmärkten aktiv. Dabei begründete und führte er mehr als ein Dutzend Redaktionen mit mehr als 20 Börsen-Publikationen, die durchgehend ein Ziel verfolgten: Kapitalschutz und eine messbare Überrendite für seine Leserinnen und Leser. Janne Jörg Kipp ist Gastautor der GeVestor Financial Publishing Group.
