Intel Aktie gibt nach: Milliardendeal geplatzt

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Es sollte ein Megadeal werden: Seit rund anderthalb Jahren war bekannt, dass der US-Chiphersteller Intel die Übernahme des israelischen Wettbewerbers Tower Semiconductor vorbereitet. Etliche Milliarden sollten fließen, um die eigenen Produktionskapazitäten zu stärken und sich zugleich im Konkurrenzkampf mit fernöstlichen Chiphersteller besser aufzustellen.

China gibt kein grünes Licht: Milliardendeal geplatzt

Doch daraus wird nun nichts. Wie in dieser Woche bekannt wurde, hat Intel seine Übernahmepläne aufgegeben und zahlt nun eine Entschädigung in Höhe von 353 Millionen Dollar für den geplatzten Deal an Tower Semiconductor. Man prüfe Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit, hieß es.

Dass das Projekt gescheitert ist, lag in erster Linie an fehlenden Genehmigungen seitens involvierter Wettbewerbsbehörden. Ausgerechnet aus China fehlte die entsprechende Genehmigung offenbar bis kurz vor Ablauf der Frist, sodass die Übernahme nicht abgeschlossen werden konnte.

Wirtschafts-Wettkampf zwischen Washington und Peking

Es ist ein Paradebeispiel für den Wettkampf um Technologien und wirtschaftlichen Fortschritt, den sich China als aufstrebende Weltmacht mit westlichen und insbesondere US-Firmen liefert. Ex-Präsident Donald Trump hatte während seiner Amtszeit einen regelrechten Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China heraufbeschworen, beide Länder überzogen sich wechselseitig mit Exportblockaden, Handelsbeschränkungen und Strafzöllen.

Doch auch unter der inzwischen in Washington amtierenden Biden-Administration herrscht ein rauer Wind gen Peking. Die USA wollen den Zugriff der Chinesen auf hochmoderne Chips, aber auch Künstliche Intelligenz beschränken. Im Reich der Mitte reagiert man entsprechend rigoros mit Ausfuhrstopps bestimmter Rohstoffe.

Dank Milliardensubventionen: Gleich 2 neue Chipfabriken in Deutschland geplant

Spätestens seit den Erfahrungen der Corona-Pandemie mit monatelang unterbrochenen oder störanfälligen Lieferketten versuchen viele Unternehmen, Produktionskapazitäten wieder stärker zu regionalisieren. China als „Werkbank Europas“ steht auf dem Spiel.

Tatsächlich haben nach Tesla zuletzt zwei weitere Konzerne hohe Investitionen in Deutschland angekündigt: Sowohl Intel als auch der taiwanesische Chiphersteller TSMC planen neue Standorte in Deutschland, konkret in der Region Magdeburg sowie in Dresden.

Anleger schicken Intel Aktie auf Talfahrt

Die Bundesregierung unterstützt die neu entstehenden Standorte mit milliardenschweren Subventionen und hofft auf tausende neue Jobs, die gerade den wirtschaftlich schwächeren Ost-Bundesländern neuen Schwung verleihen könnten.

Anleger von Intel reagierten in dieser Woche mit Verkäufen auf den geplatzten Deal: Die Intel Aktie gab auf Wochensicht um rund 6 Prozentpunkte nach, bewegt sich seit Beginn des Jahres aber deutlich im Plus mit einem Aufschlag von knapp 20 Prozent.

Jüngste Quartalsbilanz überraschend positiv

Zuletzt hatte der Chiphersteller Ende Juli mit überraschend guten Quartalszahlen für Aufsehen gesorgt. Im Zeitraum von April bis Ende Juni verbucht das Unternehmen einen Nettogewinn von fast 1,5 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal hatte Intel noch fast eine halbe Milliarde Dollar Verlust hinnehmen müssen. Der Umsatz ging im 2. Quartal von 15,3 auf knapp 13 Milliarden Dollar zurück.

Damit konnte das Unternehmen sowohl die Erwartungen der Analysten als auch die eigenen Prognosen übertreffen: Das Unternehmen selbst hatte lediglich mit bis zu 12,5 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet und einen bereinigten Verlust von 4 Cent pro Aktie in Aussicht gestellt, stattdessen belief sich der bereinigte Gewinn je Aktie auf 13 Cent.

Optimistischer Ausblick auf Q3

Umso optimistischer gibt man sich bei Intel für das laufende Quartal: Bis Ende September strebt das Unternehmen einen Gewinn von rund 20 Cent pro Aktie an sowie einen Umsatz von 12,9 bis 13,9 Milliarden Dollar. Analysten sind mit Schätzungen von 16 Cent Gewinn je Aktie und Umsätzen von gut 13,2 Milliarden Dollar etwas zurückhaltender, aber dennoch zuversichtlich.

Besonders positiv wurde am Parkett aufgenommen, dass sich Intel im hart umkämpften globalen Halbleitermarkt trotz starker Konkurrenz erfolgreich positionieren konnte. Da fällt es vermutlich etwas leichter, den Ärger über die geplatzte Übernahme in Israel herunterzuschlucken.