Wirtschaftstheorien Teil 9: Wiener Schule, die 3.Generation

Inhaltsverzeichnis

Im letzten Teil der Wirtschaftstheorien-Reihe haben wir uns mit der ersten und zweiten Generation der Österreichischen Schule, mit Menger und Böhm-Bawerk beschäftigt, welche als ältere österreichische Schule bezeichnet werden. Nun möchte ich auf die dritte Generation und ihren Haupt- und fast alleinigen Vertreter Ludwig von Mises zu sprechen kommen.

3. Generation: Ludwig von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufmittel

Ludwig von Mises (1881- 1973) wurde ein Anhänger der Österreichischen Schule nachdem er Anfang des 20. Jahrhunderts Mengers Grundsätze der Volkswirtschaftslehre gelesen hatte. 1912 verfasste er sein Hauptwerk „Theorie des Geldes und der Umlaufmittel“, erweiterte damit Menger und Böhm-Bawerk mit einer Geld- und Kredittheorie und legte den Grundstein für die bedeutsame Theorie der Konjunkturzyklen.

Kaufkraft von Geld

Nach von Mises bestimmt sich die Kaufkraft von Geld durch Angebot und Nachfrage. Wobei die Nachfrage an Geld auf die Kaufkraft von Geld in der Vergangenheit zurückzuführen ist. Von Mises geht dabei zurück, bis dahin wo der Wert des Geldes sich durch seinen Warenwert bestimmen lässt. (z.B. den Goldwert)

Wie Konjunkturzyklen entstehen

Diese Überlegungen von Mises gehören zu den wichtigsten. Von Mises geht davon aus, dass Konjunkturzyklen durch die Erzeugung von Geld aus dem Nichts durch Banken und Zentralbanken entstehen. Durch ein so entstehendes unkontrolliertes Wachstum an Geld werden Kredite mit künstlich niedrigen Zinsraten geschaffen.

Massive Kreditexpansion und durch die Ausweitung der Geldmenge geschaffene Inflation verzerren so die Preise, die nicht mehr real das Verhältnis von Angebot und Nachfrage abbilden.

Das Resultat dieser Prozesse sind unvermeidbar Krisen und Rezessionen, die notwendig sind um das Fehlverhalten der Vergangenheit in der Realität auszugleichen. (bereinigendes Gewitter)

Von Mises sieht die Weltwirtschaftskrise des vergangenen Jahrhunderts als Ergebnis des monetären Fehlverhaltens in den „Goldenen 20ern„. Die einzige Lösung ist nach von Mises die Schaffung eines Bankensystems mit 100%iger Deckung.

4. Generation: Friedrich von Hayek, Preise und Produktion

Friedrich August von Hayek (1899 – 1992) baute die Konjunkturtheorie nach Ludwig von Mises weiter aus.

Für sein Hauptwerk „Preise und Produktion“ (erschienen 1931) erhielt von Hayek 1974 den Nobelpreis. ( nachdem die keynesianischen Theorien in der Stagflation versagt hatten; siehe dazu unten: von Hayek vs. Keynes)

Preise und Produktion

Grundüberlegung von Hayeks ist die traditionelle Gleichgewichtstheorie. Seiner These nach, entstehen Ungleichgewichtsprozesse wenn der von der Banken festgelegte Zins von der natürlichen Zinsrate abweicht.

Wenn der Geldzins aufgrund von „natürlichen Faktoren“, durch freiwilliges Sparen und einer damit verbundenen rückläufigen Nachfrage nach Konsumgütern sinkt, ist dies ein natürlicher Prozess bei dem die Wirtschaft zu einem Gleichgewicht strebt.

Sinkt der Geldzins aufgrund von massiver Kreditexpansion unter die natürliche Zinsrate, steigen in der Folge die Preise und der Zins. Hiermit hat der Zyklus einen kritisch hohen Punkt erreicht auf den nur eine schmerzhafte Phase der Rezession folgen kann, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Eine andere Lösung von kurzfristigem Effekt wäre eine weitere Kreditexpansion. Langfristig ist die schmerzhafte Phase der Rezession unvermeidbar um das Ungleichgewicht zu beseitigen.

Von Hayek vs. Keynes

Von Hayek und der britische Ökonom John Maynard Keynes kritisierten einander aufs Heftigste. Beide Lager vertraten unterschiedliche Theorien. Am Ende gewann Keynes den „Theorienstreit“ – mit der Veröffentlichung seiner General Theory übernahmen in kurzer Zeit fast alle Ökonomen die Keynes-Theorien und wandten sich zum Teil von Hayek ab.

Während Keynes dafür eintrat, dass die Wirtschaft durch die Politik mit Hilfe von fiskalpolitischen Maßnahmen gesteuert werden sollte, vertrat von Hayek die Ansicht, dass der Staat sich nicht in die Wirtschaft einmischen dürfe.

Während Keynes ein Deficit Spending billigend in Kauf nahm, verteidigte von Hayek die Tugend des Sparens und ging davon aus, dass diese Tugend für die Staaten gelte solle.

Während Keynes positive Effekte in einer Inflation sieht, sieht von Hayek den Ausweg aus Krisen in der ungehinderten Entfaltung der Marktkräfte, was zu einem Rückgang der Preise und Löhne führen müsse.

So long liebe Leser…mit John Maynard Keynes einem der bekanntesten und wichtigsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts werden wir uns noch beschäftigen….im nächsten Teil der Reihe sehen wir uns die modernen Vertreter der Österreichischen Schule an.