ROCE, EVA und WACC: Was bedeuten die Kennzahlen bei der Rentabilitätseinschätzung?

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ROCE

Der ROCE ist eine wichtige Unternehmenskennzahl.Adobe Stock – dizain

Die Gesamtkapitalrendite ähnelt der ROCE, der Return on Capital Employed. Eine Kennziffer, die in den Unternehmensberichten häufiger vorkommt. Im Zähler ist die Formel im Wesentlichen identisch. Im Nenner wird genauer überprüft, welche Mittel dem betrieblichen Prozess dienen.

Im Deutschen setzt man den Begriff des Capital Employed mit betriebsnotwendigem Kapital oder betriebsnotwendigem Vermögen gleich. Kriterium hierfür ist die Frage nach den Kosten für die Überlassung des Kapitals. Unverzinste Bestandteile berücksichtigt man nicht.

Betriebsnotwendiges Vermögen ist nicht einheitlich definiert

Die konkrete Umsetzung des ROCE in eine Formel handhabt man nicht einheitlich. Eine Variante definiert das Capital Employed als Gesamtvermögen abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten. Hierhinter steckt die Annahme, dass diese aus kurzfristigen Rückstellungen und Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung geprägt werden, die nicht explizit zinstragend sind.

Ähnlich dem Konzept der Nettoverschuldung sieht eine weitere Variante vor, zusätzlich die liquiden Mittel abzuziehen. Mit deren Hilfe können die verzinslichen Schulden zurückgeführt werden.

Diese Formel sind Schätzungen für Externe. Nur das Unternehmen weiß, welche Mittel explizit unverzinst sind. Der Wert wird häufig von den Unternehmen angegeben, da Capital Employed und ROCE benötigt werden, um den Economic Value Added, kurz EVA zu ermitteln.

Vom ROCE zum EVA – Wertschöpfung des Unternehmens

Im EVA kommt die Wertschöpfung eines Unternehmens zum Ausdruck. Zur Berechnung zieht man die Kapitalkosten vom ROCE ab. Genauer gesagt, die gewichteten Kapitalkosten. Im englischen heißen sie Weighted Average Cost of Capital (WACC). Eine Größe, die in der Finanztheorie Anwendung findet. Die Komponenten der WACC sind alle bekannt.

Wie die Kosten für das Eigenkapital, die von den Eigenkapitalgebern geforderte Rendite, ermittelt wird, wurde erläutert. Die Kosten für Fremdkapital entsprechen dem Zins, bereinigt um den Steuereffekt. Die beiden Komponenten gewichtet man mit ihren Anteilen am Gesamtkapital, so dass sich folgende Formel ergibt:

Subtrahiert man WACC vom ROCE, gelangt man zum EVA-Spread. Spread bedeutet Spanne. Dieser multipliziert mit dem Capital Employed ergibt die EVA. Stewart und Stearn erfanden das Konzept. Es dient nicht nur zur Ermittlung von Wertschöpfung in Unternehmen, man verwendet es zur betriebsinternen Steuerung einzelner Investitionsprojekte, Geschäftsbereiche bis hin zur Bemessungsgrundlage variabler Vergütung.

EVA erhöht langfristig den Wert des Aktionärs

Die Urheber des Schemas bezeichnen den ermittelten Wert als Wertschöpfung des eingesetzten Kapitals über die Kapitalkosten. Dieses kommt mittelfristig dem Aktionär zu Gute. Man kann aus dem EVA-Spread keinen Ausschüttungsanspruch ableiten, aber das Aktionärsvermögen steigt. Betrachten wir die Formel: Welche Situation herrscht vor, wenn ROCE und WACC identisch sind?

Die von den Fremdkapitalgebern geforderte Verzinsung wurde entrichtet und die Forderung der Eigenkapitalgeber wurde erfüllt. Die WACC erhalten jeweils geforderte Verzinsung der verschiedenen Kapitalgeber. Den Eigenkapitalgebern steht das Residuum zu.

Sofern der ROCE die Kapitalkosten übersteigt, geht dies zugunsten der Eigenkapitalgeber. Hinter dem Terminus „Kapitalkosten verdienen“ oder „Mehrwert für den Aktionär schaffen“ verbirgt sich dieses Konzept oder ein abgewandeltes, im Grundgedanken ähnliches Konzept.

Hat man die Kapitalkosten verdient, ist die Mindestverzinsung des Aktionärs und die der Fremdkapitalgeber erreicht. Hat man Mehrwert geschaffen, wurden die Forderungen der Aktionäre übererfüllt.

EVA in der Praxis als Steuerungsgröße angewandt

Viele börsennotierte Firmen aus der ersten Liga greifen auf dieses Konzept zurück. Sie veröffentlichen konkret jeden Wert, den sie bei der Ermittlung unter Verwendung der Formel eingesetzt haben.

Die Nachteile des Konzeptes offenbaren sich: Vor allem mit Blick auf die Ermittlung der Kapitalkosten verwendeten Größen lässt sich streiten. Dies gilt für alle Unternehmen gleichermaßen, die auf dieses Konzept zurückgreifen.

Es hilft, einzelne Unternehmen zu vergleichen, sofern die Eingangsgrößen auf ähnliche Weise ermittelt wurden. Anders als beim Vergleich der Eigenkapitalrendite, die das unterschiedliche Risiko der Unternehmen nicht berücksichtigt, ist dies im EVA-Konzept der Fall.

Bei der Ermittlung der Eigenkapitalkosten berücksichtigt man eine unternehmensspezifische Risikoprämie. Nicht der ROCE zweier Unternehmen darf verglichen werden, das Risiko steckt in den WACC. Es ist der EVA-Spread, den man zu diesem Zweck heranzieht.