US-Konjunktur: Wieder sensationell wie in den 80er Jahren?

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Gestern erreichten uns US-Wirtschaftsdaten, die ich nur als sensationell bezeichnen kann.

Der Philly-Fed-Index, der die Geschäftsstimmung im Großraum Philadelphia misst, ist im Februar um sagenhafte 19,7 Punkte auf 43,3 Punkte nach oben geschossen. Halten Sie sich fest: Damit wurde der höchste Stand seit 1983(!) erreicht.

Damals war noch Ronald Reagan US-Präsident (Amtszeit 20.01.1981 bis 20.01.1989), der seinerzeit (erfolgreich!) eine ähnliche Strategie aus Steuersenkungen und Wirtschaftsreformen versuchte wie jetzt Donald Trump.

Und zu Beginn ähnlich stark angefeindet wurde wie jetzt Trump.

Rekordstimmung ermöglicht Rekordkurse

Im Umfeld der damaligen Aufbruchstimmung stiegen US-Aktien gemessen am marktbreiten Wilshire 5000 Index auf Jahres Sicht um satte 70 Prozent(!). Derzeit liegen wir gerade einmal bei etwas über 20 Prozent.

Da ist mittelfristig also noch viel Luft nach oben für noch deutlich mehr Übertreibung. Gefährlich ist es aber bereits geworden. Die gegenwärtige Euphorie wird (eines Tages, wann wissen nur die Götter) in einer scharfen Korrektur enden.

In der Vergangenheit wurde die Luft für den Philly Fed Index wie auch für andere Stimmungsindikatoren der Wirtschaft immer dann dünn, wenn diese ungewöhnlich hohe Werte erreichten.

Beim Philly ist das die Schwelle von 30 Punkten. Danach kam es über kurz oder lang immer zu einem deutlichen Rückfall in Richtung oder sogar unter die Nulllinie.

Auf Euphorie folgt Ernüchterung. Der Philly ist ja auch nur ein Stimmungsindikator. Und Stimmungen schwanken eben. Sie kennen das von Ihrem Ehepartner.

Doch irgendwann folgt der Kater

Ich mag mir lieber gar nicht erst ausmalen, wie ein solcher Rückgang bei den US-Wirtschaftsdaten über viele Monate hinweg auf den derzeit absolut euphorischen Aktienmarkt wirken würde.

Da wird mir nur schlecht… Quintessenz: Aktien befinden sich in einer Übertreibungsphase, die sogar noch erhebliches Aufwärtspotenzial (bis Jahresende?) bereithalten kann.

Danach ist ein Kater zu erwarten. Einsteigen würde ich aus diesem Grund jetzt nicht mehr. Nach einer Korrektur sieht das Ganze aber wieder anders aus.

Denn die finale Übertreibung dürften wir in diesem Jahr erst noch sehen (voraussichtlich im 2. Halbjahr).

In den seligen 80er Jahren folgte auf die große Euphorie zu Beginn der Reagan-Ära ebenfalls eine Ernüchterung. Der Wilshire 5000 musste nach dem angesprochenen Rekordjahr pausieren.

Ein Jahr mit eher mauen Gewinne folgte, danach sogar ein leichtes Minusjahr (-10%). Über mehrere Jahre hinweg aufsummiert normalisierten sich die Gewinne der Investoren damit wieder. Die Rekordrally war nur von den künftigen Jahren geborgt.

Insgesamt war das aber kein Beinbruch. Eines Tages war die Euphorie verdaut und die Investoren konnten sich in den folgenden Jahren wieder an überdurchschnittlichen Renditen um die 20% p.a. erfreuen, als die „Reaganomics“ wirkten.

Auf die vielversprechenden 80er Jahre folgten die außergewöhnlichen 90er Jahre.

Zwei Jahrzehnte lang konnten sich Aktenbesitzer am wohl größten Bullenmarkt der Geschichte erfreuen, bis dieser erst ab März 2000 mit dem Platzen der Technologieblase eine längere Pause einlegen musste (die übrigens im Jahr 2013 endete, als ich mein inzwischen legendäres DAX Profits Investoren-Depot auflegte).

Wilshire 5000 Tageschart: Die Party läuft, wann kommt der Kater?

wil (002)

Noch ein letzter Turbo? Trumps Steuerreform

Ich weiß nicht, ob sich die Geschichte wiederholen wird. Aber bisher sieht es ganz danach aus. Noch können die harten Wirtschaftsdaten (BIP und Produktion, nicht Stimmung) den Kursen nicht folgen. Das dürfte sich ändern, ist aber bereist hinreichend eingepreist.

Was den Aktienmärkten noch einen Turbo verleihen könnte, ist eine große Steuersenkung unter Trump. Je größer, desto besser.

Ein solches Ereignis hätte gewaltige Durchschlagskraft, weil die Unternehmensgewinne schlagartig nach oben schießen würden. Wahrscheinlich ist es diese Aussicht, die US-Aktien derzeit auf neue Rekorde treibt.

Damit wird aber auch ein großer Wurf in Teilen bereits eingepreist.

Doch solange Details einer Steuerreform unter Trump nicht bekannt sind, besteht auch Raum für Enttäuschung oder zumindest für „Sell the facts“-Gewinnmitnahmen. Die kommenden beiden Wochen dürften hier Aufklärung bringen.

Bis dahin würde ich mich mit neuen Engagements bei Aktien zurückhalten. Gold und seit gestern auch wieder der Euro sehen aktuell vielversprechender aus. Zumal deren Stärke an einem Tag mit überraschend guten US-Wirtschaftsdaten zustande kam. Hier deutet vieles auf eine Aufholjagd hin.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.