HeidelbergCement – Beton kann noch nicht fliegen

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HeidelbergCement gehörte in den letzten Jahren nicht unbedingt zu den Börsenlieblingen. Die Aktie musste im 1-, 3- und 10-Jahresvergleich stets Verluste hinnehmen. Einzig im Vergleich der letzten 5 Jahre zeigt sich ein Plus von rund 37%.

Auch seit Anfang dieses Jahres bewegt sich die Aktie wieder mit einem Minus von ca. 20 Euro oder rund 22% auf rund 71 Euro schwach, der Kurs verlor in dieser Zeit 3-mal stärker als der DAX 30.

Halbjahresbericht wird am 31.07. veröffentlicht

Mitte Juni verkündete Finanzvorstand Lorenz Jäger die aktuelle Zielrichtung des Konzerns: Rückbau der hohen Nettoverschuldung von rund 8,7 Mrd. Euro auf unter 7 Mrd. bis zum Jahr 2020 bei höheren Dividendenausschüttungen.

Gleichzeitig wird eine Steigerung des operativen Ergebnisses um 3 – 9 % und des Jahresüberschusses um mindestens 10 % im Vergleich zum Vorjahr angepeilt.

Die Zahlen des zweiten Quartals 2018 von HeidelbergCement werden daher zum Test, ob die vom Vorstand ambitioniert genannten Zielmarken erreicht werden können. Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen dafür gut:

Hochprozentige Anleihen werden fällig

Der Verschuldungsgrad ist mit rund 70 % des Bilanzvolumens relativ hoch. Hier helfen nun die aktuell niedrigen Kapitalmarktzinsen.

Noch in diesem Jahr wird eine Anleihe über 500 Mio. Euro mit einem Kupon von 9,5 % fällig. Bei einer fälligen Umschuldung zu einem neuen Zinssatz von unter 2 % kann HeidelbergCement in Zukunft pro Jahr knapp 40 Mio. Euro einsparen. In den folgenden Jahren werden noch weitere hochverzinsliche Anleihen fällig. Der Konzern selber rechnet mit rund 200 Mio. Euro  weniger Refinanzierungskosten bis zum Jahr 2020.

Der Baumarkt boomt

Weltweit sind die Zinsen in den Industrienationen seit Jahren auf sehr niedrigen Niveaus. Hauspreise schnellen nach oben, Investitionen in „Betongold“ sind in aller Munde. Somit ist eine hohe Kapazitätsauslastung fast vorprogrammiert.

Die jüngsten Zukäufe treiben das Wachstum

Nach der milliardenschweren Übernahme des italienischen Konkurrenten Italcementi ist die Grundlage für steigende Umsatzerlöse gelegt. Weitere mögliche Zukäufe sollen nun aber nicht mehr fremdfinanziert werden, sondern durch Verkäufe von nicht mehr ins Portfolio passenden Unternehmensteilen erfolgen. Konkret ist hierzu aber bislang noch nichts bekannt.

Asien und China spielen für HeidelbergCement noch eine untergeordnete Rolle

Der mit weitem Abstand größte Zementverbraucher weltweit ist China. Um die Verbrauchsverhältnisse klarzustellen: Deutschland als Nr. 6 im Weltverbrauch hat im Jahr 2016 nur etwas mehr als 1% des chinesischen Betonverbrauchs verbaut.

Im Konzern HeidelbergCement wird ein Großteil des Geschäfts bisher in West- und Südeuropa sowie in Nordamerika abgewickelt. Eigene Zahlen in der Segmentberichterstattung für China gibt es noch nicht, die dortigen Geschäftsaktivitäten sind bisher im Konzerngebiet „Nord- und Osteuropa – Zentralasien“ zu finden. Der Konzern ist somit in China kaum vertreten könnte somit dort lohnende Ziele für künftige Akquisitionen finden.

Resümee – Beton lässt sich nicht so schnell bewegen

Der Kurs der HeidelbergCement Aktie hatte ein schwaches erstes Halbjahr. Die Weichen für eine positive künftige Geschäftsentwicklung sind gestellt und die allgemeinen Rahmenbedingungen vielversprechend. Analysten empfehlen die Aktie mehrheitlich zum Kauf.

Auf Grund der Geschäftsstruktur wird es allerdings einige Zeit benötigen, bis sich die positiven Aussichten in den realen Geschäftsergebnissen zeigen können. Das zeigt auch der aktuelle Kursverlauf, der die Aktie noch auf niedrigem Niveau trotz guter Aussichten wie einbetoniert sieht.