Mega-Chance Kupfer: Wie China jetzt die Fantasie beflügelt

Kupfer
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Wie Sie sicherlich wissen, ist China der Taktgeber schlechthin auf dem Rohstoffmarkt. Die Volksrepublik ist teils mit weitem Abstand der größte Verbraucher von Rohöl, Eisenerz, Nickel, Kohle, Aluminium und nicht zuletzt auch Kupfer.

Chinas unersättlicher Hunger auf Kupfer

Im Bild sehen Sie die Anteile verschiedener Weltregionen am globalen Verbrauch von Kupfer:

Quelle: Research Gate via Statista (https://www.researchgate.net/figure/Distribution-of-refined-copper-consumption-worldwide-in-2020-by-region-Source-Statista_fig2_357706903)

China war demnach 2020 für mehr als die Hälfte des gesamten Weltverbrauchs verantwortlich – weit vor Europa oder den amerikanischen Staaten. Und 2022 soll laut Statista der Anteil Chinas noch einmal zugenommen haben, auf 55 %. Für uns Rohstoff-Anleger ist das eine äußerst wichtige Erkenntnis. Denn: China ist aufgrund seiner Bedeutung für den Kupfermarkt der wichtigste Indikator zur Preisbildung – und damit ausschlaggebend für die Gewinnmargen großer Kupferkonzerne wie Freeport-McMoRan, BHP, Glencore oder Agnico Eagle.

Energiewende: Warum Kupfer so wichtig für die Zukunft ist

Was China in diesem Kontext so richtig interessant macht, ist der Blick auf die Zukunft. Die Volksrepublik hat nämlich gute Chancen, in Sachen Kupfer künftig noch eine Schippe draufzulegen. Hintergrund ist der gigantische Ausbau der Erneuerbaren Energien, der aktuell im Reich der Mitte vonstattengeht.

Kupfer ist bekanntermaßen ein hervorragender Stromleiter und deshalb für viele Technologien der Energiewende das Zünglein an der Waage. Beispiel: Windkraft. Nach Angaben des Deutschen Kupferinstituts benötigen heutige Windkraftanlagen inklusive Infrastruktur bis zu 30 Tonnen Kupfer, um zu funktionieren. In den Ringgeneratoren der Windräder beispielsweise sind Wicklungen aus mehreren hundert Kilometern Kupferdrähten verbaut. Zudem steckt Kupfer in den Motoren, die die Rotorblätter drehen, in den Wicklungen der Transformatoren sowie in weiteren Kabeln und Leitungen.

Das heißt: Umso mehr Windkraftanlagen gebaut werden (müssen), desto besser ist die Nachfrageperspektive für Kupfer. Diese trifft sogleich auf ein Angebot, das weltweit zwar in den kommenden Jahren wachsen soll, nach Schätzungen führender Rohstoffexperten aber längst nicht weitreichend und schnell genug, um den Verbrauch nachhaltig bedienen zu können. In der Folge dürften die Gewinnmargen vieler Rohstoff-Aktien steigen.

China drückt bei Wind- und Solarkraft aufs Tempo: Paradigmenwechsel 2024?

Nun aber zurück zu China: Dass die Kupferfantasie längst keine ferne Zukunftsmusik mehr ist, zeigt eine neue Studie des China Electricity Council (CEC). Die Branchenorganisation hat kürzlich ihren Jahresbericht zu 2023 vorgelegt. Kurzum: Ende 2023 machte die Wind- und Solarenergie in China kumuliert rund 36 % der Stromkapazität aus. Damit schaffte es die Wind- und Sonnenergie auf Platz 2 – dicht hinter der Kohle (40 %).

Bemerkenswert ist derweil die Prognose des CEC. Die Experten erwarten nämlich, dass in der Volksrepublik schon in diesem Jahr der Kipppunkt erreicht wird. Bedeutet: 2024 könnten die Wind- und Solarkapazitäten zum ersten Mal überhaupt die Kapazitäten der Kohleverstromung überflügeln – ein beachtlicher Paradigmenwechsel.

Konkret rechnet der CEC für Ende 2024 mit 1.300 Gigawatt an Wind- und Solarkapazität. Damit hätte das Reich der Mitte seine eigenen Ziele bereits in wenigen Monaten erfüllt. Ursprünglich hatte Peking vor, die Kapazitäten erst bis 2030 auf 1.200 GW zu erhöhen. Wind und Solar würden nun bis Ende 2024 bereits auf 40 % der Stromerzeugungskapazitäten kommen, während die Kohle auf 37 % abfallen würde, so das CEC.

Mein Fazit für Sie

Klar: Die Prozentzahlen zu den Kapazitäten entsprechend noch lange nicht der tatsächlichen Stromproduktion, sondern lediglich der theoretisch verfügbaren Anlagen im Vergleich. Da Wind- und Sonnenkraft stark von den Witterungsbedingungen abhängig sind, liegt der Anteil der Produktion in der Regel spürbar unter den Kapazitäten. Im Umkehrschluss: 2023 etwa wurden in China laut CEC-Bericht knapp 60 Prozent des Stromverbrauchs über die Kohleverbrennung gedeckt.

Für uns Rohstoff-Anleger ist das aber nur von sekundärer Bedeutung. Wichtig ist eher, wie viel Kupfer gebraucht wird, um neue Windräder, Solaranlagen und Leitungen für die Strominfrastruktur zu bauen. Und eben bei diesem Aspekt ist China laut der neuen Studie ein beachtlicher Nachfragetreiber.

Übrigens: Das Kupferpotenzial im Rahmen der Energiewende ist natürlich längst nicht nur auf China beschränkt. Auch in Europa, Nord- und Südamerika sowie in vielen asiatischen Volkswirtschaften wird der Ausbau der Erneuerbaren energisch vorangetrieben.

Auch wenn der Kupferpreis zuletzt wegen der (temporären) makroökonomischen Herausforderungen in Schach gehalten wurde, dürften sich auf langfristige Sicht meiner Meinung nach spürbare Impulse nach oben ergeben. Unterschätzen sollten Sie diesen Rohstoff jedenfalls nicht.