Erzeugerpreise fallen zwar, aber hier kommt der Haken

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In meinem gestrigen Beitrag hatten wir uns angeschaut, dass die deutschen Erzeugerpreise zuletzt mit Rekordtempo gefallen sind. Was die Frage aufwirft, ob damit die Inflationsgefahr vorüber ist, was wiederum gut für Börse, Wirtschaft und Verbraucher wäre.

Bei all der positiven Entwicklung muss ich Sie auf einige Entwicklungen hinweisen, die gerne übersehen werden:

1. Basiseffekt wirkt

Der zuletzt hohe Inflationsrückgang ist vor allem auf einen Basiseffekt zurückzuführen, da in Folge des Kriegs in der Ukraine die Erzeugerpreise im Vorjahr stark angestiegen waren. So war im Vorjahresmonat August 2022 mit einem Plus von 45,8 Prozent im Jahresvergleich auch der stärkste Anstieg aller Zeiten gemessen worden. Wenn die Preise jetzt wieder um 12,6 Prozent im Jahresvergleich fallen, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Erzeugerpreise fallen übrigens seit Oktober 2022 gegenüber dem Vormonat, aber erst seit Juli 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Lage verschärft sich also seit rund einem Jahr nicht mehr, echte Entlastung kommt aber erst jetzt zustande. 

2. Ein echter Preisrückgang ist das bisher kaum

Ich habe das mal nachgerechnet: mit dem jüngsten kräftigen Rückgang der Erzeugerpreise haben wir nun wieder das Preisniveau von vor einem Jahr erreicht. Da waren die Preise allerdings schon ungewöhnlich hoch infolge des Krieges in der Ukraine samt EU-Sanktionspaket gegen Russland und Verwerfungen auf den Energiemärkten.

Wir sind also selbst heute noch ein ganzes Stück von dem Preisniveau entfernt, was wir vor der missglückten EU-Sanktionspolitik hatten. Und ob wir dort je wieder hinkommen, ist auch fraglich. Und selbst dann reden wir immer noch über die Erzeugerpreise, die sich schneller bewegen. Ob die Verbraucherpreise diese Bewegung vollständig nachvollziehen, steht wieder auf einem anderen Blatt.

3. Der Preisrückgang geht vor allem auf das Konto der (volatilen) Energiepreise

Jetzt kommen wir zum größten Knackpunkt der an sich positiven Entwicklung. Verantwortlich dafür waren nämlich in erster Linie gesunkene Energiepreise, während sich viele andere Güter auf Ebene der Erzeugerpreise weiter verteuerten.

Die Energiepreise waren im August um 31,9 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig waren aber Verbrauchsgüter um 6,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Gebrauchsgüter kosteten 5,2 Prozent mehr und Investitionsgüter verteuerten sich um 5,1 Prozent.

Das heißt, sobald der Rückgang der Energiepreise stockt oder sich gar umkehrt, ist dieser schöne Inflationsrückgang bei den Erzeugerpreisen ganz schnell wieder Geschichte. Und jetzt schauen Sie mal, was gerade beim Ölpreis passiert:

Ölpreis Brent: Ausbruch nach oben, großer Preisanstieg wahrscheinlich!

Chart

Quelle: stockcharts.com

Preisrückgang bei Energie gestoppt – neue Inflationsgefahr droht

Dieser ist nach oben ausgebrochen und nun besteht die akute Gefahr einer Ölpreis-Rally. Das bedeutet deutlich steigende Energiepreise und damit erneut MEHR Inflationsdruck.

Ich bin gespannt, wie die Europäische Zentralbank das Inflationsproblem auch angesichts einer stabileren Wirtschaft in den Griff bekommen will. Höhere Zinsen könnten den Absturz in die Rezession bedeuten, konstante Zinsen hingegen die Gefahr einer massiven Inflation heraufbeschwören. Die Zentralbank sitzt wie die europäischen Volkswirtschaften in der Zwickmühle.

Und hier wird es auch für Sie als Anleger gefährlich. Einzig die USA sind in der Lage, dank eines starken Binnenkonsums, hoher Staatsausgaben und moderater Energiepreise, dem weltweiten Abschwung zu trotzen. Und deshalb sollten Sie dort, und nur dort, investieren!