USD/JPY: Doppeltop oder Trendfortsetzung?

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Es kommt vor, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Große Aufwärtsbewegungen enden meist in einem Widerstandsbereich oder in einem Abwärtstrend, der sich nur in einem Kursverlauf von über 30 Jahren erkennen lässt. Konsolidierungen entstehen in Zonen eines ehemaligen, vielleicht vor 15 Jahren kurz gesehenen Tiefpunktes oder einer Durchschnittslinie, beruhend auf den Daten der letzten 30 Jahre. In diesem Beitrag geht es weiter mit meinem mittelfristigen Ausblick am Devisenmarkt.

In den letzten beiden Wochen teilte ich mit Ihnen zum einen meinen Ausblick zum Währungspaar Euro in US-Dollar und zum anderen zur Feinunze Gold. In dieser Woche liefere ich Ihnen eine Prognose zum Währungspaar US-Dollar in Japanischer Yen. Dadurch erhalten Sie von mir einen Fahrplan für das gerade angebrochene Jahr 2024, der Ihnen bei Ihren eigenen Anlageentscheidungen bezüglich des USD/JPY-Währungspaares hilfreich zur Seite stehen wird.

1871 – das Jahr der Yen-Einführung

1871 wurde von der Meiji-Regierung der Japanische Yen nach europäischem Vorbild eingeführt. Die Regierung löste damit das während der 250 Jahre langen Edo-Zeit gültige Währungssystem ab. Zu Beginn der achtziger Jahre gewann die Wirtschafts- und Finanzmacht Japans immer mehr an Boden. Durch den im Jahr 1972 völlig unterbewerteten Yen konnte die japanische Industrie ihre Exporte massiv steigern, womit auch der Yen den Sprung in die internationale Finanz-Arena schaffte.

Wie der nachfolgende Kursverlauf ab 1978 zeigt, bekam man für einen US-Dollar über 250 Yen. Trotz positiver Handelsbilanz konnte der Yen in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre nicht an Wert gewinnen.

Abbildung 1: Chartanalyse des US-Dollar in Japanischer Yen ab 1978. Angezeigt wird der Monatschart.

Quelle: TAI-PAN.

Die Zeit der Carry-Trades

Anfang der achtziger Jahre sorgte der hohe Zinsunterschied zwischen den Vereinigten Staaten und Japan dafür, dass der Yen bis 1985 schwach blieb. Während man in den USA zu diesem Zeitpunkt bei der Anlage in US-Staatsanleihen über 12 Prozent an Rendite pro Jahr erhielt, mussten sich Anleger in Japan mit 7 Prozent begnügen.

Hedgefonds nutzten diese Chance, um sich in Yen zu verschulden und das Geld sofort in US-Dollar umzutauschen. Dadurch kassierten sie fast doppelt so hohe Zinsen, wie sie für die Zinsschulden bezahlen mussten. Diesen sogenannten „Carry-Trade“ konnten sie risikoarm bis 1984 immer wieder neu aufbauen. Dann wurde es ziemlich schlimm für die Hedgefonds.

Mitte der achtziger Jahre begann nämlich eine starke Kapitalabwanderung aus Japan. Japanische Investoren tauschten ihren Yen in andere Währungen, um im Ausland Investitionen zu tätigen. Der daraufhin gestartete Abwärtstrend im Währungspaar USD/JPY sorgte für erhebliche Verluste bei den Hedgefonds. Diese Entwicklung endete 1995.

Erst Doppeltief bei 80 US-Dollar, …

Das Tief wurde bei 80 Yen pro US-Dollar ausgebildet. In der obigen Grafik sehen wir seit 1995 eine ausgeprägte Seitwärtstendenz zwischen 80 und 120. Ein weiteres Mal wurde das Tief bei 80 im Jahre 2011 angesteuert. Nach einer 2-jährigen Seitwärtstendenz auf niedrigstem Kursniveau schwächelte der Yen kräftig und eine Aufwärtsbewegung führte das Währungspaar über 4.500 Pips nach oben. USD/JPY ist im Hoch bis 125 gestiegen. Von dort aus startete eine langsame und stetige Abwärtskorrektur, entlang der in der Grafik blau eingefügten Abwärtstrendlinie.

Erst 2020 wurde diese endgültig gebrochen. Die grüne, aktuell gültige Unterstützungszone wurde innerhalb kürzester Zeit überschritten und die Aufwärtsbewegung stoppte in Nähe des 1998er-Hochs – der ersten hellroten Widerstandszone.

… jetzt Doppelhoch bei 150 US-Dollar?

Während wir bei 80 Yen ein Doppeltief gesehen haben, ist die Lage momentan genau umgekehrt. Die Grafik zeigt ein Doppeltop, welches ich für Sie gelb eingekreist habe. Bei einem Doppeltop ist die Möglichkeit einer Trendwende gegeben, wenn als erstes der steile grüne Aufwärtstrend gebrochen wird. Dann sollte das Währungspaar das Tief zwischen diesen beiden Hochpunkten unterschreiten, damit dieses Doppeltop zu einem großen Verkaufssignal werden kann.

Fazit

Im neuen Jahr ist das Währungspaar vorerst von der grünen Aufwärtstrendlinie wieder nach oben abgeprallt und kämpft mit der Widerstandszone zwischen 144,50 und 148,20 Punkten. Bis 150 Yen pro US-Dollar darf die Bewegung noch weiter nach oben führen. Dort befindet sich die rote Abwärtstrendlinie.

In diesem Bereich könnte sich eine Short-Position lohnen, wenn das Währungspaar im Tageschart Schwäche zeigt. Ein Durchbruch hat hingegen das Potenzial, das Währungspaar noch weitere 600 bis 1.000 Pips nach oben zu führen. Vorerst ist dort die nächste wichtige Widerstandszone zu finden. Diese sehen Sie als oberen hellroten Bereich eingefügt.