Bietergefecht um australische Namoi Cotton

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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Dieses Sprichwort passt – im übertragenen Sinne – auch auf Übernahmegefechte. Denn wenn sich zwei Bieter um die Übernahme eines Unternehmens streiten, treibt das den Kurs des Übernahmekandidaten in die Höhe. Und darüber freuen sich die Aktionäre des Zielunternehmens.

Ein solcher Übernahmewettstreit findet aktuell um den australischen Baumwollverarbeiter Namoi Cotton Limited statt. Mitte Januar 2024 hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es sich mit der in Singapur ansässigen Louis Dreyfus Company Asia, einem Tochterunternehmen des niederländischen Mischkonzerns gleichen Namens, auf einen Übernahmevertrag geeinigt hat.

In der vergangenen Woche hat Namoi Cotton nun mitgeteilt, dass es ein zweites Übernahmeangebot erhalten hat. Bei dem neuen Bieter handelt es sich um die ebenfalls in Singapur ansässige Olam Global Agri Pte Ltd. Doch bevor ich näher auf die weiteren Details des möglichen Bieterwettstreits eingehe, möchte ich Ihnen die beteiligten Unternehmen kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

Die im westaustralischen Toowoomba/Queensland (etwa 80 km westlich von Brisbane) ansässige Namoi Cotton Limited ist 1962 als Kooperative von Baumwoll-Farmern entstanden. Mittlerweile ist Naomi Cotton zum größten Baumwollentkörner und Vermarkter von Baumwollsaatgut Australiens aufgestiegen.

Die saisonabhängig 300 – 500 Mitarbeiter des Unternehmens haben im Geschäftsjahr 2023, das am 28.02.2023 endete, einen Umsatz von 257 Mio. australischen Dollar (AUD – entspricht etwa 155 Mio. Euro) erzielt. Namoi Cotton hat einen Marktwert von etwa 122 Mio. AUD (etwa 73,5 Mio. Euro).

Die in Singapur ansässige Louis Dreyfus Company Asia Pte. Ltd. ist die asiatische Niederlassung des niederländisch-schweizerischen Mischkonzerns Louis Dreyfus Company. Die asiatische Tochter des Unternehmens vertreibt Kaffee, Baumwolle, Milchprodukte, Getreide, Saft, Reis, Zucker, Milchprodukte und Ölsaaten.

Bereits vor Abgabe des Übernahmeangebots hat Louis Dreyfus Company Asia 17% der Namoi Cotton-Aktien erworben und ist damit einer der größten Anteilseigner des australischen Baumwollunternehmens.

Olam Global Agri Pte Ltd. – ein Tochterunternehmen der Olam Group Limited – ist ein weltweit tätiges Agrarunternehmen mit Sitz in Singapur. In 2007 übernahm Olam Queensland Cotton, einer der ältesten Entkörnungsbetriebe, Händler und Exporteure von Baumwolle in Australien. Olam Global Agri beschäftigt über 550 Mitarbeiter in Australien.

Louis Dreyfus Company Asia bietet 105 Mio. AUD

Am 19.01.2024 gab Namoi Cotton bekannt, dass es mit der Louis Dreyfus Company (LDC) Asia eine Übernahmevereinbarung abgeschlossen hat. Danach hat LDC 0,51 AUD für jede Aktie von Namoi Cotton geboten.

Das Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von 44% bezogen auf den Preis der Aktie vom 28.11.2023, dem Tag, an dem erste Übernahmegerüchte bekannt wurden. Bei etwa 207 Mio. ausstehender Aktien bewertet die Offerte Namoi mit gut 105 Mio. AUD (etwa 63 Mio. Euro).

Olam Global Agri überbietet LDC-Offerte

Am 20.03.2024 hat nun Olam Global Agri ein deutlich besser dotiertes, unverbindliches Übernahmeangebot für Namoi Cotton abgegeben. Darin bietet Olam 0,59 AUD für jede Aktie von Namoi Cotton.

Insgesamt bewertet das Olam-Angebot Namoi Cotton mit gut 122 Mio. AUD (73,7 Mio. Euro) und liegt damit um 17 Mio. AUD bzw. gut 10 Mio. Euro höher als der Mitbewerber LDC Asia.

Namoi-Großaktionär STAM will höchstes Angebot unterstützen

Namois größter Aktionär, die Samuel Terry Asset Management Pty Ltd (STAM), die einen Anteil von 22,37% an Namoi hält, reagierte prompt auf das Olam Angebot. STAM kündigte an, seine kompletten Namoi-Aktien an den Meistbietenden – und das ist aktuell Olam –verkaufen zu wollen.

So reagierte die Börse

An der australischen Börse in Sydney (ASX) löste das aufflackernde Bietergefecht ein wahres Kursfeuerwerk aus. Der Kurs der Namoi-Papiere sprang am 20.03.2024 um stolze 19% in die Höhe und lag zum Börsenschluss bei 0,59 AUD.

So kann es weitergehen

Wie das mögliche Bietergefecht ausgehen wird, bleibt offen. Denkbar ist z.B., dass LDC Asia seine Offerte nachbessern wird.

STAM hat den Namoi-Vorstand aufgefordert, den Olam-Vorschlag zu prüfen. Namoi wiederum hat seine Aktionäre dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren und nicht zu reagieren.

Namoi teilte ebenfalls mit, dass es seine Aktionäre und den Markt über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten will.