US-Notenbank: Untätig trotz starker Konjunkturdaten

Inhaltsverzeichnis

Die gestern veröffentlichten US-Konjunkturdaten waren erneut extrem stark. So ist die Stimmung in der US-Industrie im Januar auf ein neues Mehrjahreshoch geklettert (ISM-Einkaufsmanagerindex +1,5 Punkte auf 56,0 Zähler – höchster Wert seit November 2014).

USA: Arbeitsmarkt und Konjunktur boomen

Positiv überraschten aber auch die von der Notenbank für ihre Geldpolitik bedeutsamen beachteten Arbeitsmarktdaten. Hier ist gemäß dem ADP-Bericht die Zahl der Beschäftigten im US-Privatsektor im Januar um 246.000 gestiegen, während Analysten im Vorfeld nur einen Stellenzuwachs von 165.000 erwartet hatten (Vormonat 151.000).

Damit hat sich das Jobwachstum in den USA nun noch einmal beschleunigt, was die Börsen und den Dollar zunächst steigen und den Goldpreis fallen ließen. Bis zum Handelsschluss relativierten sich die Bewegungen jedoch deutlich.

Wichtiger war ohnehin die Reaktion der US-Notenbank (FED) am Abend. Würde diese die Steilvorlage starker Konjunkturdaten nutzen, um die nächste Leitzinserhöhung anzukündigen, nachdem es auf ihrer letzten Sitzung im Dezember einen Zinsschritt gegeben hat?

Inflation steigt auch, Notenbank bleibt dennoch untätig

Nichts da! Kein Zinsschritt und auch kein Hinweis in den begleitenden Statements auf einen solchen. Stattdessen die erneute Betonung, dass die Leitzinsen nur graduell angehoben werden sollen und noch für einige Zeit unter dem langjährigen Durchschnittswert liegen dürften.

Beim letzten Zinsentscheid im Dezember hatte die Fed für das Jahr 2017 drei Leitzinsanhebungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Der Markt erwartet den nächsten Zinsschritt mit der höchsten Wahrscheinlichkeit im Juni.

Dass sich die FED so bedeckt hält, verwundert etwas angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Inflationsrate sowie Inflationserwartungen. Die Inflationsrate stieg im Dezember auf 2,1 % – und damit über das FED-Ziel von 2 %. Allerdings berücksichtigt die Notenbank vor allem die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise). Diese liegt noch etwas unterhalb der 2%-Schwelle.

Unsicherheitsfaktor Politik

Die abwartende Haltung der FED ist dadurch zu erklären, dass man erst sehen möchte, wie sich die Politik des neuen US-Präsidenten auf die Kerninflation und die Inflationserwartungen auswirken wird. Die geplanten Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen wirken inflationär.

Allerdings geht die FED im aktuellen Statement gar nicht auf die erwartete Wirtschafts- und Fiskalpolitik des neuen US-Präsidenten ein. Aktuell betont die Notenbank, dass die Risiken „beinahe ausgeglichen“ seien. Mit anderen Worten: Die wissen erst einmal nicht weiter und warten ab.

Es bahnt sich aber bereits ein großer Interessenkonflikt an.

Teile der US-Notenbank (allen voran Lael Brainard) drohen der neuen US-Regierung bereits mit jeder Menge Zinsschritten, wenn diese einfach nur die kurzfristige Nachfrage ankurbelt und damit die Inflation befeuert, anstatt auf Strukturreformen und langfristige Investitionen zu setzen. Eine solche straffere Geldpolitik würde den ohnehin starken US-Dollar weiter stärken.

Trump will einen schwachen Dollar, die Notenbank nicht unbedingt

US-Präsident Trump hingegen möchte einen schwächeren Dollar. Zuletzt beschuldigte er diverse Länder (unter anderem auch Deutschland), sich unfaire Wettbewerbsvorteile durch eine schwache Währung zu verschaffen.

Zitat: „Schaut Euch an, was China macht, was Japan jahrelang gemacht hat. Sie drücken die Wechselkurse und wir sitzen rum wie die Dummen“.

Ein im Vergleich zu anderen Papierwährungen starker US-Dollar würde die Erfüllung seines Wahlversprechens, zehntausende US-Industriearbeitsplätze ins Land zurückzuholen, definitiv unmöglich machen. Er braucht also einen schwachen Dollar.

Ein schwacher Dollar und gleichzeitig weitere Zinserhöhungen kann es aber nicht geben. Wer wird sich also durchsetzen? Die FED mit ihrer beabsichtigten festeren Geldpolitik oder Trump mit seinem Ziel eines schwächeren Dollars?

Wir werden sehen. US-Notenbankchefin Yellen befindet sich in ihrem letzten Amtsjahr. Vielleicht gelingt es Trump, einen Nachfolger zu installieren, der seiner Politik mehr entgegenkommt.

Gold profitiert von wieder sinkenden Realzinsen

Für den Moment scheint vor allem Gold von der Situation zu profitieren. Die zuletzt ins Kraut geschossenen Inflationserwartungen und auch die Realzinsen kommen wieder zurück, weil die Notenbank erst einmal abwartet, was passiert. Stagnierende oder fallende Realzinsen (Zinsen nach Abzug der Inflation) sind stets gut für den Goldpreis.

Für Aktien ist das eigentlich auch keine schlechte Nachricht. Doch diese leiden kurzfristig unter der Überinvestition zu spät eingestiegener Anleger, die vom jüngsten Fehlausbruch zur Oberseite auf dem falschen Fuß erwischt wurden und jetzt kalte Füße bekommen. Hier dürfte die Korrektur kurzfristig noch ein wenig weitergehen.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.