Deflation schadet Sparern
- Die Lehrmeinung liegt falsch: Deflation muss der Wirtschaft nicht unbedingt schaden
- Deflation – das Schreckgespenst der Neuzeit
- Die Große Depression war ein Einzelfall
- Die letzten 70 Jahre stellen die Wirtschaftswissenschaften auf den Kopf
- Wichtig: Es kommt nicht auf die Verbraucherpreise an, sondern auf die Vermögenspreise
- Bleiben Sie wachsam: Aktienkurse, Immobilienpreise, Blasen und Notenbanken
Nullzinsen und negative Realzinsen schaden Sparern. Ich behaupte: auch die klassische Deflation tut das. Und ich behaupte: Deflation führt nicht zu einem sinkenden Wirtschaftswachstum.
Denn Deflation bewirkt bei Notenbanken Zinssenkungsfantasien. Diese begünstigen wiederum steigende Vermögenspreise und belasten die Sparer.
Wer heute sein Geld größtenteils auf dem Sparbuch bunkert verliert. Wer aber die durch diese Systematik wachsende Blasengefahr außer Acht lässt, der wird ebenfalls verlieren.
Die Lehrmeinung liegt falsch: Deflation muss der Wirtschaft nicht unbedingt schaden
Die Schweiz ist das beste Beispiel dafür, dass Deflation nicht schaden muss.Der Grund dafür, dass die vorherrschende Lehrmeinung offenbar gründlich daneben liegt ist so einfach wie in den letzten Jahren an der Schweiz zu sehen: fallende Preise haben den positiven Effekt, dass der Verbraucher sich von seinem Geld mehr leisten kann.
Damit steigt schließlich auch der Wohlstand. Ein Phänomen, das sie in den letzten Jahren perfekt an der Schweiz beobachten konnten.
Obwohl die Schweizer Wirtschaft in den letzten beiden Jahren beständig mit minimalen bis negativen Inflationsraten zu tun hatte, wuchs die Wirtschaft immer zwischen 1,4 % und 2,7 %. Es kommt eben nicht nur stupide darauf an, ob die Verbraucherpreise fallen oder nicht, sondern vielmehr, wie die Ausgangslage der jeweiligen Volkswirtschaft ist.
Deflation – das Schreckgespenst der Neuzeit
Schlagen Sie ein Lehrbuch der Ökonomie auf und Sie werden im Kapitel zur Deflation immer lesen: diese ist saugefährlich und muss konsequent bekämpft werden. Das lesen wir, weil alle aktuellen Trends in den Wirtschaftswissenschaften auf dem Zeugs aufbauen, das die Keynesianer glauben.
Deshalb glauben die Notenbanken weltweit, sie müssten immerfort Geld ins System pumpen, wenn die Wirtschaft schwächelt. Deshalb glauben sie, man müsse immerzu die Zinsen niedrig halten und deshalb vollziehen sie eine über Jahrzehnte fortdauernde Wertminderung ihrer jeweiligen Papiergeldwährungen.
Natürlich baut die Angst vor der Deflation auch auf einem realen Beispiel auf. Während der Zeit der Großen Depression in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sanken die Verbraucherpreise massiv und es gab eine große Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit und viel Armut.
Und ich gebe zu, es braucht nicht viel anzunehmen, dass hier ein kausaler Zusammenhang besteht. Das zumindest glauben aktuell fast alle.
Doch ein paar Wirtschaftswissenschaftler haben herausgefunden: das stimmt gar nicht. Es gibt nämlich tatsächlich keinen Beleg dafür, dass sinkende Verbraucherpreise auch nur annähernd ausschlaggebend für eine sinkende Wirtschaftsleistung sind.
Die Große Depression war ein Einzelfall
Vier Wirtschaftswissenschaftler um den Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben sich die vergangenen 140 Jahre noch einmal neu angesehen. Ihr Ergebnis: es gibt keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen rückläufigen Verbraucherpreisen und sinkenden Wachstumszahlen.
Die für die Studie genutzten Daten stammen aus 38 verschiedenen Ländern und belegen eindeutig: während Deflationsjahren wurden sowohl positive als auch negative Wachstumsraten gemessen. Mit anderen Worten: nur weil die Verbraucherpreise fallen, geht es der Wirtschaft nicht automatisch schlechter.
Die einzige Ausnahme in den letzten 140 Jahren ist die Zeit der Großen Depression. Nur für diese Zeitspanne gelten tatsächlich die Maßstäbe der Lehrmeinung, wo also sinkende Preise mit einer Abschwächung der Konjunktur einhergehen.
Die letzten 70 Jahre stellen die Wirtschaftswissenschaften auf den Kopf
Und für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist es sogar umgekehrt. Tatsächlich lässt sich beweisen: seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Konjunktur in den untersuchten 38 Ländern in Jahren mit sinkenden Preisen sogar stärker gewachsen, als im Gesamtdurchschnitt.
In den Jahren, in denen die Verbraucherpreise sanken wuchs die Wirtschaft durchschnittlich mit 3,2% und damit deutlich stärker als im Gesamtdurchschnitt bei 2,7%.
Es ist also genauso so, wie so manch einer es „gefühlsmäßig” schon immer wusste: es sind nicht die sinkenden, sondern die steigenden Preise, welche größere Probleme machen.
Wichtig: Es kommt nicht auf die Verbraucherpreise an, sondern auf die Vermögenspreise
Die Ökonomen von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich haben aber noch mehr herausgefunden. Zwar gibt es keinen Zusammenhang zwischen sinkenden Verbraucherpreisen und sinkenden Wachstumsraten, jedoch besteht in fast allen untersuchten Zeitperioden ein statistisch nachweisbarer Zusammenhang zwischen sinkenden Vermögenspreisen und sinkenden Wachstumsraten.
Genauer gesagt: immer wenn Aktienkurse und Immobilienpreise sanken, dann litt auch die Wirtschaft.
Dieser Zusammenhang gilt im Übrigen auch für die Zeit der Großen Depression, die eigentlich als Paradebeispiel für die vorherrschende Lehrmeinung gilt, wonach es immer die sinkenden Verbraucherpreise seien, die eine Konjunkturschwäche auslösen.
Bleiben Sie wachsam: Aktienkurse, Immobilienpreise, Blasen und Notenbanken
Die weltweiten Notenbanken sorgen mit ihrer exzessiven ultralockeren Geldpolitik seit der letzten Krise vor allem für steigende Aktienkurse und Immobilienpreise. Natürlich haben hier einige auch schon das Blasenstadium angenommen.
Solche Blasen halten nie lange, sei es nun der überteuerte US-Aktienmarkt, regionale Immobilienblasen in Deutschland und der Schweiz, oder die größte Blase von allen, die weltweite Kredit- und Papiergeldsystemblase – alle Blasen haben immer eines gemeinsam: früher oder später platzen sie und drücken dabei die Vermögenspreise in den Keller.
Meines Erachtens nach ist die Gefahr für eine große Krise ausgehend vom Immobilienmarkt in Deutschland und der Schweiz (trotz enorm heißgelaufener Regionen) eher noch gering. Und im Moment stehen die Notenbanken von New York über Frankfurt bis Peking auch noch Gewehr bei Fuß um einen Crash weiterer Vermögenspreise zu verhindern.
Deshalb geht die größte Gefahr für das System ganz klar von der weltweiten Blase im Kreditsystem aus. Damit meine ich auch die riesigen Schuldenblasen, die unsere Staaten allesamt angehäuft haben, forciert durch eine riesige Papiergeldblase, welche die Notenbanken uns beschert haben.
Aber wir werden sehen: noch ist das letzte Wort nicht gesprochen und wird es möglicherweise auch nicht sein, bis nicht noch weitere Blasen entstanden sind.
Vielleicht aber markiert auch der aktuelle Zustand mit dem kränkelnden China und einer FED die regelrecht Angst vor bedeutenden Zinsanhebungen hat, einen wahrhaftigen Wendepunkt im System. Vielleicht aber auch nicht. Man wird sehen.