Wann, wie und warum Sie Teilgewinne mitnehmen sollten
Wann, wie und warum kann es als Anleger Sinn machen Teilgewinne mitzunehmen?
Stellen wir uns einmal vor, Sie haben eine Aktie im Portfolio, die wirklich ordentlich gestiegen ist. Nehmen wir hierzu als ein äußerst explosives Beispiel die Aktie von Vanda Pharmaceuticals (nur zur Veranschaulichung).
Abb.: Chart von „Vanda Pharmaceuticals“
Die Aktie von Vanda schoss um etwa 625 % nach oben, als die Nachricht bekannt wurde, dass das Schizophrenie-Medikament der Firma, Fanapt, von der FDA genehmigt wurde. Was machen Sie jetzt? Halten? Verkaufen?
Wenn Sie mit einer Position auf massiven Gewinnen sitzen, müssen Sie unbedingt wissen, wann Sie aussteigen. Eine klassische Methode ist natürlich der Einsatz von Trailing Stopps, um Ihre Profite zu schützen. Aber es gibt auch eine andere Strategie, die Sie nutzen können: Die Mitnahme von Teilgewinnen.
Das Mitnehmen von Teilgewinnen reduziert Ihr Investment-Risko
Sämtliches Investieren hat von sich aus gewisse Risiken, besonders wenn wir es mit Small Caps zu tun haben oder etwa mit extrem volatilen Beispielen aus dem Biotech-Sektor (siehe oben). Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir dem Risiko komplett aus dem Weg gehen sollten – im Gegenteil.
Viel mehr heißt dies, dass alle Positionen, die wir eingehen, ein bedeutendes Aufwärtspotential haben sollten, um dieses Risiko zu kompensieren bzw. zu rechtfertigen. Je höher das Risiko, desto höher sollte das Profitpotential sein, welches ein Investment bietet.
Manchmal sind gute Nachrichten bereits in eine Aktie eingepreist. Im obigen Fall von Vanda war dies relativ klar nicht der Fall. Der Grund, weshalb die Aktie von Vanda derart massiv nach oben zog, war, dass praktisch niemand erwartete, dass die FDA die Freigabe für Fanapt erteilen würde.
Zweifellos knallten bei einigen Vanda-Investoren wohl mächtig die Champagnerkorken, nachdem dieser Biotech Small-Cap seinen Riesensprung hingelegt hatte. Das Investmentjahr 2009 ist für diese Anleger wohl bereits erfolgreich abgeschlossen.
Andere Anleger hingegen versuchen immernoch, ihre Verluste wieder aufzuholen. Selbst nach dem 625 % Anstieg sind sie noch in der Verlustzone, denn vor zwei Jahren war Vanda bei ca. 25 US-Dollar.
Viele Investoren, die Trailing Stopps verwenden, holen auch etwas das Geld vom Tisch, wenn sie der Meinung sind, dass eine Aktie sehr weit hochgelaufen ist. Das hätte sicherlich auch den Vanda-Anlegern vor zwei Jahren geholfen.
Ein paar Teilgewinne mitzunehmen, wenn Sie mit einer Position gut gefahren sind, ist eine gute Methode „hoch zu verkaufen“ und schon einmal einen Gewinn zu verbuchen. Leider machen hiervon immernoch nur sehr wenige Anleger Gebrauch.
4 Vorteile, welche für die Mitnahme von Teilgewinnen sprechen
Das Mitnehmen von Teilgewinnen macht in vielen Situationen Sinn. Ein Anleger, der diese Strategie nutzt, denkt hierbei meist an die folgenden Vorteile:
- Investmentkapital wird freigesetzt: Obwohl Sie als Anleger in der Position präsent bleiben, haben Sie Möglichkeiten, weitere Positionen in anderen Werten zu eröffnen. Sie erhöhen damit also Ihre eigene Flexibilität.
- Abwärtsschutz: Wenn Sie nach wie vor von Ihrem Investment überzeugt sind, haben Sie durch die Mitnahme von Teilgewinnen die Möglichkeit, der verbleibenden Position mehr Bewegungsspielraum zu geben, ohne sich großartige Sorgen machen zu müssen. Hierdurch können Sie auch Ihre Trailing Stopps etwas lockern und haben
- Die Möglichkeit, risikoreduziert weitere Bewegungen der Aktie mitzunehmen: Sie können nun Ihren Gewinner-Aktien Freilauf geben und weitere Gewinne auflaufen lassen. Viele Anleger schließen profitable Positionen zu früh und verlustreiche Positionen zu spät. Nicht Sie, denn durch die Mitnahme von Teilgewinnen können Sie Ihre Aktie laufen lassen und die großen Gewinne, die Ihnen vielleicht sonst entgangen wären, alle mitnehmen.
- Weniger Emotionen beim Trading: Ein kluger Investor ist emotionslos. Wenn Sie wissen, dass Sie mit dem Geld „des Hauses“ spielen, dann können Sie einfacher die richtigen Entscheidungen treffen. Diese basieren dann auch nicht auf Emotionen, sondern auf Ihrer individuellen Risikotoleranz und Ihrem zeitlichen Anlagehorizont.
Die Märkte können sehr volatil sein und oft laufen die Dinge nicht, wie man es sich anfangs vorstellt. Eine der besten Möglichkeiten sicher zu stellen, dass hohe Volatilität nicht Ihr Portfolio negativ beeinflusst, ist es, mit dem Geld „des Hauses“ zu spielen. Hierbei bietet sich nicht selten die folgende Faustregel gut an.
Die „50-50“-Regel: Nehmen Sie das Risiko aus profitablen Positionen heraus
Eine der besten Möglichkeiten, wie Sie Ihr gesamtes Portfoliorisiko reduzieren können, ist die „50-50“ Regel. Diese legt nahe, profitable Positionen zur Hälfte zu verkaufen und den Stop Loss Kurs der im Markt verbleibenden Hälfte auf den Einstandskurs zu legen.
Wenn nicht gerade etwas wirklich schief geht mit Ihrem Stop Loss (plötzliche Unternehmensnachrichten mit heftigen Kursverwerfungen über Nacht o.ä.), sind Sie damit sehr gut abgesichert, denn Sie haben einerseits bereits Gewinne aus einer Position realisiert, andererseits spielt die verbleibende Hälfte der Position nur noch in der „Gewinnzone“.
Ein Beispiel:
Sagen wir, Sie kaufen 20 Stück der Aktie XY bei einem Kurs von 100 Euro und mit Stop Loss bei 90 Euro. Ihre Positionsgröße beträgt somit 2.000 Euro.
XY steigt nun im Laufe der Wochen auf 115 Euro. Wenn Sie risikobewusst und nicht einfach nur gierig sind, können Sie die „50-50“-Regel anwenden. Sie verkaufen somit 10 Aktien von XY zu 115 Euro und realisieren 150 Euro Gewinn. Gleichzeitig legen Sie den Stop Loss Ihrer verbleibenden 10 Aktien auf 100 Euro.
Im schlechtesten Fall (Ausnahme, s.o., ausgenommen), werden Sie bei 100 Euro ausgestoppt und verzeichnen aber immernoch einen Gewinn von 7,5 % auf die gesamte Position. Im besten Fall läuft Ihre zweite Hälfte weiter und verschafft Ihnen noch weitere Gewinne (indem Sie z.B. statt einem festen Stopp bei 100 Euro einen Trailing-Stopp nutzen).
Beim Investieren geht es stets darum, zuerst das Risiko zu kontrollieren. Mit einer Regel wie dieser können Sie dies bequem tun und sind vor gefährlichen Rückschlägen in den jeweiligen Positionen recht gut geschützt.