Rohstoffe Wochenrück- und Ausblick 13.11.-20.11.2017: OPEC schlittert an der US-Realität vorbei

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Die Ölpreise machten in der vergangenen Woche eine regelrechte Berg- und Talfahrt durch, wobei im Wochenvergleich ein leichtes Minus zu Buche steht. Der Markt bleibt dabei ein Spielball zwischen der Realität der steigenden US-Ölproduktion und der vollmundigen Versprechungen der OPEC zur Verlängerung des Produktionskürzungsabkommens.

Preisdruck erhielten die Preise immer wieder durch Meldungen aus den USA. So zum Beispiel aufgrund der neuesten Zahlen von Baker Hughes zur Bohraktivität in den USA. Die US-Schieferölunternehmen scheinen demnach auf die deutlich gestiegenen Ölpreise zu reagieren und wieder verstärkt nach Öl zu bohren. Die Zahl der aktiven Ölbohrungen stieg in der vorletzten Woche um 9 auf 738. Das entspricht dem stärksten Wochenanstieg seit Ende Juni.

US-Schieferölproduktion steigt massiv

Zudem erwartet die US-Energiebehörde in ihrem letzte Woche veröffentlichten Drilling Productivity Report einen weiteren Anstieg der US-Schieferölproduktion im Dezember um 80.000 Barrel pro Tag auf ein Rekordniveau von 6,17 Millionen Barrel pro Tag. Das bedeutet, dass die US-Schieferölproduktion in nur 12 Monaten damit um fast 1 Million Barrel pro Tag gestiegen ist.

Dazu passt, dass die Internationale Energieagentur für 2018 von einem Anstieg des Nicht-OPEC-Angebots in Höhe von 1,4 Million Barrel pro Tag ausgeht. Der Großteil dürfte auch hier wieder aus den USA stammen. Bei einem stärker steigenden Nicht-OPEC-Angebot fallen aber der Bedarf an OPEC-Öl und damit auch das angebliche von der OPEC prognostizierte Marktdefizit niedriger aus.

Auch der aktuelle US-Lagerbestandsbericht drückte auf die Ölpreise. Wie das US-Energieministerium berichtet, sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 1,9 Millionen Barrel gestiegen. Der Anstieg der Rohölvorräte war auf höhere (Netto-)Importe und eine gestiegene Rohölproduktion zurückzuführen. Letztere erreichte mit 9,65 Millionen Barrel pro Tag ein neues Rekordniveau.

OPEC im Traumland?

Dagegen nehmen sich die ständigen Beteuerungen der OPEC und ihrer Verbündeten in den Produktionskürzungen hinsichtlich der Effektivität eben jener Kürzungen schon fast als reines Marketinginstrument aus. So geht die OPEC in ihrem letzte Woche veröffentlichten Monatsbericht davon aus, dass der globale Ölmarkt bei gleichbleibender OPEC-Produktion im nächsten Jahr ein Defizit von gut 800.000 Barrel pro Tag aufweisen wird.

Dabei unterstellt die OPEC einen etwas stärkeren Anstieg der globalen Ölnachfrage um 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Deshalb soll der Bedarf an OPEC-Öl deutlich steigen. Allerdings erhofft sich die OPEC lediglich einen minimalen Anstieg des Nicht-OPEC-Angebotes um 650.000 Barrel pro Tag in diesem Jahr und um 870.000 Barrel pro Tag im nächsten Jahr.

Diese Prognose erscheint angesichts der bereits ersichtlichen aktuellen Produktionsentwicklung in den USA als sehr gewagt.

Brent zur Lieferung im Januar handelt aktuell bei 62,72 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI zur Lieferung im Januar notiert aktuell bei 56,81 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.

Brent-Ölpreis in der letzten Woche in USD/Barrel

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Angesichts der Produktionsentwicklung in den USA (der Chef der Internationalen Energieagentur erwartet generell dass in den kommenden 10 Jahren die USA für 80% des weltweiten Produktionswachstums stehen werden) ist es sehr fraglich, ob die OPEC mit ihren Kürzungen den Markt im kommenden Jahr überhaupt noch bewegen kann. Der Spielraum dürfte in Wahrheit deutlich geringer sein, als es die Teilnehmer am Kürzungsabkommen eingestehen wollen.

Abgesehen davon, dass sich bis dato noch nicht einmal alle Teilnehmer darauf geeinigt haben, die Kürzungen über den vereinbarten Zeitraum hinweg bis Ende 2018 aufrecht zu erhalten. So bleibt der Ölmarkt ein zweischneidiges Schwert: bei steigenden Preisen, steigt sehr schnell auch die US-Schieferölproduktion, was das globale Angebot ausweitet und wiederum auf die Preise drücken sollte. Kurzfristig aber ist der Hype noch perfekt.

Edelmetalle: Gold

Auch der Goldpreis fuhr in der vergangenen Woche Achterbahn, vollzog aber zum Ende der Woche eine massive Kehrtwende nach oben und stieg innerhalb kürzester Zeit massiv an. Wie ich schon letzte Woche berichtet hatte, gingen die Verkäufe jeweils mit geringeren Handelsvolumina einher, so dass davon auszugehen ist, dass eine (oder wenige) Parteien gezwungen waren abzustoßen.

Venezuelas Staatspleite drückte Goldpreis

Im Markt halten sich deshalb nun hartnäckig Gerüchte, dass die Goldverkäufe im Zusammenhang mit der Staatspleite Venezuelas stehen. Denn das Land hatte seit 2015 mit Investmentbanken rund 180 Tonnen Gold in einem Swap-Geschäft als Sicherheit hinterlegt und im Gegenzug Kredite erhalten. Möglicherweise wurde dieses Gold jetzt verwertet, nachdem die Kredite nicht bedient werden konnten.

Starke Hände zurück im Goldmarkt

Auffällig ist auch, dass der darauffolgende Preisanstieg wieder mit hohen Handelsvolumina im US-Handel einherging. Es sind also durchaus viele starke Hände im Goldmarkt unterwegs, die sich zu aktuellen Preisen eindecken.

Am Freitag dürfte die Unsicherheit in Bezug auf die Steuerreform in den USA, sowie ein schwächerer Dollar und schwächere Aktienmärkte, als auch eine sich abflachende Ertragskurve der US-Renditen als Grund für den steilen Goldpreisanstieg ausgereicht haben.

Gold handelt aktuell bei 1.293,40 US-Dollar pro Feinunze

Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Gold dürfte angesichts der fundamentalen Ausgangslage und des Umstands dass die schwachen Hände nun langsam wieder den Markt verlassen erneutes Aufwärtspotenzial besitzen.

Industriemetalle: Zink

Die Industriemetallpreise standen den Großteil der Woche über unter Druck aufgrund von enttäuschenden Daten aus China. Dort ist dem Nationalen Statistikbüro zufolge (NBS) die Industrieproduktion im Oktober um 6,2% gewachsen, ein Zehntel weniger als vom Markt erwartet. Daneben ließ die Dynamik bei den Investitionen in Sachanlagen weiter nach und verzeichnete mit +7,3% das schwächste Wachstum seit Ende 1999.

Zum Ende der Woche boten allerdings gute US-Daten zur Industrieproduktion, ein schwächerer Dollar und steigende Edelmetallpreise Unterstützung.

Zinkmarkt im Defizit

Im Falle von Zink bestehen aber nach wie vor strukturelle Probleme. Denn trotz der hohen Preise sind noch immer nicht alle vormals stillgelegten Minen wieder in Betrieb. Insbesondere Glencore, der weltweit größte Zinkproduzent, hat noch nicht alle Minen wieder angefahren. Das Unternehmen hatte vor etwa zwei Jahren vor allem in Australien und Peru Minen stillgelegt bzw. die Produktion zurückgefahren und damit knapp 500.000 Tonnen Zink Jahresproduktion vom Markt genommen. Auch die LME-Zinkvorräte sind seitdem um 50% gesunken.

Zink handelt aktuell bei 1,46 US-Dollar pro Pfund.

Zinkpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

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Quelle: infomine.com

Ausblick

Der Zinkpreis dürfte auch weiterhin gut nach unten abgestützt bleiben. Abhängig davon, ob und wann Glencore eine Ausweitung der Produktion bekannt gibt, kann sich der Markt zwar etwas entspannen, aber mittelfristig bleibt die Angebotslage prekär.

Agrarrohstoffe: Robusta-Kaffee

Der Preis pro Robusta-Kaffee-Kontrakt reagierte in der vergangenen Woche nur wenig auf die Ankündigung der Erwartung eines massiven Angebotsdefizits durch das weltgrößte Agrarrohstoff-Handelsunternehmen Olam.

Wie Sunny Verghese, CEO von Olam International bekannt gab, erwartet das Handelshaus für 2016/17 und 2017/18 jeweils ein Defizit von 4 Millionen Sack Robusta Kaffee. Dies sollte sich eigentlich in den Preisen wiederspiegeln, was bisher aber nicht der Fall ist.

Robusta-Kaffee zur Lieferung im Januar handelt aktuell bei 1.826 US-Dollar pro Tonne an der ICE.

Robusta-Kaffee in USD/Tonne in der letzten Woche

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Quelle: barchart.com

Ausblick

Noch wiegen die Aussichten im Arabica-Markt auf den Kaffeepreisen. Doch behält Olam Recht, sollte sich dies alsbald in den Robusta-Preisen wiederspiegeln.