Aufgepasst: Tilray überrascht Börse mit unerwartetem Quartalsgewinn!

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In der Quartalsberichtssaison rückt nun ein sehr spannender Sektor in den Fokus: Der Cannabis-Markt. Für den ersten großen Aufreger sorgte ein Schwergewicht: Das kanadische Unternehmen Tilray. Die Aktie explodierte nach den Zahlen um +26 % nach oben. Doch so großen Grund zum Jubel gab es nicht.

Diese Quartalszahlen sind sehr verschleiernd, da sie teilweise das Geschäft von Aphria sowie von den US-Übernahmen SweetWater und Manitoba Harvest beinhalten. Die Börse feierte den Fakt, dass Tilray im abgelaufenen Quartal einen völlig überraschenden Gewinn ausweisen konnte (bei Tilray das vierte Quartal, da man ein gebrochenes Geschäftsjahr hat).

Tilray vermeldete einen Gewinn von 33,5 Mio. CAD (oder 0,18 CAD/Aktie) – nach einem Verlust von -84,3 Mio. CAD (-0,39 CAD/Aktie) im Vorjahr. Aber: Dieser Gewinn basiert nicht auf dem Cannabis-Geschäft, sondern wurde durch positive Einmalfaktoren bei der Bilanzierung erzielt. Das zählt also nicht wirklich.

Tilray: Überraschender Gewinn

Der harte Fakt ist: In dem abgelaufenen Gesamtjahr verzeichnete Tilray einen Verlust von -336 Mio. CAD. Dieser Verlust beinhaltet allerdings wiederum -63,6 Mio. CAD an Kosten für die Aphria-Fusion und -170,5 Mio. CAD an Verlusten von Wandelanleihen durch die Fusion. Rechnen wir diese negativen Sonderfaktoren heraus, dann hat Tilray seinen Jahresverlust zumindest deutlich reduzieren können.

Der Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal von 113,5 Mio. CAD im Vorjahresquartal auf jetzt 142,2 Mio. CAD. Das war gut. Für besonderes Aufsehen sorgte die Aussage des Managements, mit dem neuen Konzern in 2024 einen Jahresumsatz von 4 Mrd. CAD erzielen zu wollen. Davon soll 1 Mrd. CAD aus dem europäischen Markt für medizinisches Cannabis kommen.

Management hat große Pläne für die Zukunft

Das Management will bei Freizeit-Cannabis den Marktanteil von Tilray im Heimatmarkt Kanada von 16 % auf 30 % steigern. Zudem erklärte CEO Irwin Simon, er erwarte eine vollständige Legalisierung von Cannabis in den USA innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate:

„Ich erwarte, dass Cannabis in den nächsten 18 bis 24 Monaten in der einen oder anderen Form legalisiert wird. Wenn die Legalisierung passiert, werden wir vorbereitet sein … um Teil davon zu sein.“

Short-Squeeze für Kurs-Explosion verantwortlich

Das ist alles nett, rechtfertigt aber keinen Kurssprung der Tilray-Aktie von +26 % in der Spitze. Diese Kurs-Explosion ist vielmehr auf einen massiven Short Squeeze von Leerverkäufern zurückzuführen, die vor den Quartalszahlen auf fallende Aktienkurse bei Tilray gewettet hatten.

Nachdem der überraschende Gewinn zu Kauf-Euphorie bei Anlegern führte (wenn auch ungerechtfertigterweise, wie Sie jetzt wissen), mussten die Shortseller Hals über Kopf ihre Positionen schließen – und trieben dadurch den Kurs der Tilray-Aktie sogar kurzfristig noch weiter nach oben.

Fazit: Die Zahlen waren zwar in Ordnung, aber nicht so gut, wie es der Kurssprung vermuten lässt. Aufgrund der Fusion mit Aphria, die erst Ende Mai vollzogen wurde, geben diese Zahlen wenig Aufschluss über die Zukunft. Fakt ist: Inzwischen gibt es neue, bessere Cannabis-Firmen aus den USA.