Luftfahrt Aktien: Luft nach oben

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Für die Luftfahrtbranche war das Jahr eine Katastrophe. Immerhin waren es vor allem die internationalen Flugverbindungen, die zur raschen globalen Ausbreitung der Pandemie beigetragen haben.

Die internationalen Flugverbindungen waren auch mit das erste, was im Frühjahr unterbunden wurde. Der Passagierverkehr kam zeitweise fast vollständig zum Erliegen, auch der Frachtverkehr war wochenlang stark eingeschränkt.

Für Reiseveranstalter und Fluggesellschaften war das ein ungekanntes Desaster – und es schlägt sich im zweiten Schritt durch auf die Branche der Hersteller von Flugzeugen und Triebwerken, wie Airbus, Boeing und Dax-Neuling MTU belegen.

Flotten werden ausgedünnt statt aufgestockt

Airlines sind massiv unter Druck geraten, sahen sich zu Kosteneinsparungen gezwungen und werden wohl noch über Jahre zu knabbern haben an den Folgen dieses Krisenjahres. Da bleibt wenig Spielraum für die Anschaffung neuer Jets. Dementsprechend sind bei Airbus und Boeing massenhaft Stornierungen eingegangen, die vormals prallgefüllten Auftragsbücher dünnen sich merklich aus.

Vorbei scheint die Zeit der Mega-Jumbos: Selbst die Lufthansa ist aktuell dabei, ihre A380 auszumustern. Zu hoher Verbrauch, zu geringe Auslastung – künftig werden wieder eher mittelgroße Maschinen für mittellange Strecken stärker gefragt sein.

Nachhaltige Effekte – weit über Corona hinaus

Zwar klammern sich einige Reiseveranstalter an die Hoffnung, Kunden würden in den kommenden Jahren umso stärkere Reiselust verspüren und das Ausfalljahr 2020 kompensieren wollen, doch es könnte sich auch der umgekehrte Effekt einstellen: Wer es sich während der Pandemie in Haus und Garten gemütlich gemacht hat oder neue, nahe gelegene Reiseziele für sich entdeckt hat, den zieht es vielleicht in Zukunft gar nicht mehr unbedingt in die Ferne.

Schlagworte wie Flugscham – bedingt durch die klimaschädlichen Effekte des Flugverkehrs – machten auch schon vor Corona die Runde. Dass das Virus die Welt lahmlegen konnte, wird ebenfalls mit der globalen Vernetzung per Flugzeug in Verbindung gebracht. Eine nachhaltige Erholung der Branche könnte somit länger dauern.

737-Max dürfte wieder abheben

Immerhin: Es gab auch gute Nachrichten, zumindest für Boeing. So dürfte die 737-Max zumindest hinsichtlich der Genehmigung der Flugsicherheitsbehörden inzwischen wieder abheben. Rund anderthalb Jahre mussten Maschinen dieses Typs auf der ganzen Welt am Boden bleiben, nachdem zwei Abstürze mit hunderten Todesopfern auf Softwareprobleme zurückgeführt werden konnten.

Nun dürfen die Jets aus der jüngsten Generation des Verkaufsschlagers 737 also wieder starten, doch der Reiseverkehr insgesamt ist coronabedingt weiterhin am Boden. Gut 80 Prozent weniger Auslastung als im Vorjahr melden Reiseveranstalter für die laufende Wintersaison – und hoffen auf den Sommer und die Entspannung der Gesamtlage durch die flächendeckenden Impfkampagnen.

Aktien nach Absturz mit Schlussspurt

Für die Luftfahrtaktien geht es zum Ende eines harten Jahres immerhin wieder etwas aufwärts: Seit November konnten die Papiere von Airbus, Boeing und MTU wieder ordentlich zulegen, dennoch notieren sie alle deutlich unterhalb ihres Vorjahresniveaus.

Auf Jahressicht haben Anteilsscheine von MTU rund 17 Prozentpunkte verloren, die Airbus Aktie notiert etwa ein Drittel tiefer und Boeing wurde mit einem Kursverlust von 40 Prozent besonders hart getroffen.

Bei Airbus sehen Analysten Licht am Ende des Tunnels: Hier sprachen zuletzt wieder mehr Experten eine Kaufempfehlung aus, die Kursziele liegen oftmals deutlich über 100 Euro. Aktuell wird das Papier zu rund 90 Euro gehandelt.

Turbulenzen längst nicht überstanden

Vorsichtig optimistisch ist auch der Ausblick der Analysten bei Betrachtung der Boeing Aktie. Bei MTU hingegen scheiden sich die Geister: Von Kaufempfehlungen mit Kursziel 230 Euro (Merrill Lynch, Berenberg Bank) bis hin zu Verkaufsempfehlung mit Warnung vor Absturz auf unter 110 Euro (Morgan Stanley) reicht die aktuelle Spanne. Zuletzt lag der Kurs der MTU Aktie bei 213 Euro.

Fest steht lediglich: Die Turbulenzen sind für die Branche noch lange nicht überstanden. Der Mix aus unberechenbaren Corona-Effekten, klimabedingtem Flugskeptizismus und hausgemachten Problemen dürfte die Hersteller auch 2021 und darüber hinaus weiter beschäftigen.