Versicherer rechnen mit steigenden Tarifen

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Die Schadenssummen, die auf Versicherungen und Rückversicherer in diesem Jahr allein in Deutschland zukommen, sind immens. Die Flutkatastrophe, die im Juli Teile von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen heimgesucht hat, muss in der Schadensbilanz offenbar deutlich höher kalkuliert werden als bislang angenommen.

Versicherte Flutschäden im zweistelligen Milliardenbereich?

Nach neuesten Berechnungen der Hannover Rück könnten die Belastungen einen zweistelligen Milliardenbereich erreichen. Die versicherten Schäden allein in Deutschland könnten sich demnach auf bis zu 10 Milliarden Euro summieren.

Damit läge die Schadenssumme ungefähr doppelt so hoch wie anfangs gedacht: Die Versicherungsbranche hatte bei ersten Schätzungen kurz nach der Katastrophe Durchschnittswerte früherer Flutereignisse zugrunde gelegt. Mittlerweile zeichne sich aber ein deutlich verheerenderes Ausmaß der tatsächlichen Schäden ab.

Viele Schäden unversichert

So fielen allein die Kfz-Schäden etwa zwei- bis dreimal so hoch aus wie normalerweise, allzu oft hatten die Wassermassen hier für Totalschäden gesorgt. Und nicht nur die Autos sind schrottreif: Auch bei vielen Immobilien bleibt nichts anderes übrig, als sie komplett abzureißen. Zudem ist oftmals der gesamte Hausrat vernichtet, sodass die vollen Auszahlungssummen fällig werden.

Allerdings geben die Versicherer auch zu bedenken, dass lediglich rund ein Viertel der tatsächlich entstandenen Schäden überhaupt durch Versicherungen abgedeckt war und dementsprechend finanziell ersetzt wird. Insgesamt liegt das Volumen wohl bei mehr als 40 Milliarden Euro.

Kommt mit der Ampelkoalition die Pflichtversicherung gegen Elementarschäden?

Auf einem Großteil der Schäden bleiben die Anwohner sitzen oder werden mit staatlichen Hilfsmitteln unterstützt: Oftmals hatten sie keine Elementarschadenversicherung abgeschlossen, weil ihnen Umweltkatastrophen zu unwahrscheinlich erschienen – oder ihnen wurde aufgrund der Gefährdungslage in Wassernähe gar keine Police angeboten.

In der Diskussion ist daher seit diesem Sommer vermehrt auch wieder eine Pflichtversicherung für Immobilienbesitzer, gegen die sich auch in der Versicherungsbranche immer weniger Widerstand formiert.

Rückversicherer rechnen mit steigenden Tarifen

Die Branche ist sich unterdessen einig, dass die Prämien für Rückversicherungen ab dem kommenden Jahr anziehen dürften. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen: Zum einen häufen sich Großschadenereignisse wie Naturkatastrophen, die nicht zuletzt durch den Klimawandel begünstigt werden. Hinzu kommen die aktuell hohe Inflationsrate sowie die Materialknappheit, die auch im Baugewerbe herrscht. Dadurch wird der Wiederaufbau beschädigter Häuser teurer als bisher.

Die höheren Rückversicherungsprämien dürften deren Kunden, also die Erstversicherer wie beispielsweise die Allianz, wiederum über höhere Tarife an die Verbraucher weitergeben. Die Hannover Rück rechnet beispielsweise bei der Voll- und Teilkaskoversicherung für Kraftfahrzeuge mit steigenden Preisen.

Ins gleiche Horn stößt auch Deutschlands anderer großer Rückversicherungskonzern, die im Dax notierte Munich Re. Auch sie rechnet mit steigenden Preisen in den kommenden Jahren, weil auch in Europa die Unwetterereignisse häufiger und heftiger auftreten würden als in der Vergangenheit.

Hannover Rück Aktie seit Jahresbeginn deutlich im Plus

Trotz der gewaltigen Schäden im laufenden Jahr – das bis dato dennoch nicht nach einem Rekordschadensjahr aussieht – ist die Aktie der Hannover Rück bei Anlegern begehrt: Seit Jahresbeginn hat das Papier um mehr als 15 Prozentpunkte zugelegt. Ganz anders die Konkurrenz aus München: Die Munich Re Aktie liegt im Jahresverlauf nur geringfügig im Plus, Anfang der Woche waren es gut 2 Prozent.

Mit Blick auf die Bilanzen für das zurückliegende dritte Quartal, in das neben der Flutkatastrophe in Westdeutschland und angrenzenden Nachbarländern auch Hurrikan „Ida“ im Golf von Mexiko fiel, müssen sich Anleger indes noch etwas gedulden: Die Hannover Rück legt ihr Zahlenwerk am 4. November vor, am 9. November gewähren dann auch die Münchener Einblick in ihre Bücher.