Munich Re warnt vor Auswirkungen des Klimawandels

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Der Klimawandel ist kein Problem der Zukunft, sondern längst ein Phänomen der Gegenwart – mit sehr direkten Auswirkungen, die sich auch zunehmend konkret beziffern lassen.

Ablesen lässt sich das alljährlich in den Schadensbilanzen der Versicherer, noch besser in jenen der Rückversicherer, und so hat die Munich Re mit ihrem Schadensbericht über die weltweiten Naturkatastrophen zum Jahreswechsel einmal mehr für Aufsehen gesorgt.

Flutkatastrophe im Ahrtal: Teuerstes Naturereignis Deutschlands

Allzu deutlich ist vor allem hierzulande noch die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands in Erinnerung, die im Juli zahlreiche Ortschaften im Ahrtal überspülte, aber auch entlang der Erft sowie in weiteren Teilen von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Nachbarländern wütete. Laut dem Münchener Rückversicherer handelt es sich bei dem Großschadenereignis um das teuerste seit Beginn der Statistik in dieser Region.

Insgesamt beliefen sich die Schäden, ausgelöst durch Tief „Bernd“, auf rund 46 Milliarden Euro, wovon mit 33 Milliarden Euro ein Großteil auf Schäden in Deutschland entfiel. Allerdings: Nur ein Bruchteil dieser Schäden war versichert. Nach Angaben der Munich Re entfielen auf die Versicherungsanbieter gerade einmal 11 Milliarden Euro, und davon etwas mehr als 8 Milliarden Euro in Deutschland.

Große Versicherungslücken auch in Industrieländern

Damit wird deutlich, dass selbst in hochentwickelten Industrienationen wie Deutschland oder den Benelux-Staaten erhebliche Versicherungslücken bestehen. Die Diskussionen im Nachgang der Flutkatastrophe offenbarten das Dilemma: Einerseits hatte kaum ein Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen – andererseits wurden diese in bestimmten Regionen von Seiten der Versicherer auch gar nicht angeboten, weil das Hochwasserrisiko als zu hoch eingestuft wurde.

Ob es unter der neuen Bundesregierung zu einer allgemein verpflichtenden Elementarschadenversicherung kommt, bleibt indes abzuwarten. Ein solches Instrument war im Zuge der Flutkatastrophe im Sommer kurzzeitig diskutiert worden, zuletzt aber wieder in den Hintergrund gerückt.

US-Hurrikan-Saison stärker als sonst

Nach der Katastrophe hat es Wochen, zum Teil auch Monate gedauert, um die grundlegende Infrastruktur in den am stärksten betroffenen Regionen wieder aufzubauen. Noch immer ist man im Ahrtal von so etwas wie Normalität weit entfernt. Die bislang teuerste Naturkatastrophe Deutschlands geht zugleich als zweitteuerstes, durch Naturkatastrophen ausgelöstes Schadensereignis in die Jahresstatistik der Munich Re für 2021 ein. Lediglich die Hurrikan-Saison in den USA war einmal mehr trauriger Spitzenreiter, worin sich noch einmal die Dimension widerspiegelt, die die Flut im Juli hatte.

Doch auch die Hurrikan-Saison rund um Supersturm „Ida“, der im Südosten der USA fast exakt 16 Jahre nach dem verheerenden Tropensturm „Katrina“ auf Land traf, wird laut Risikoanalysten der Versicherer in ihrem Ausmaß zumindest teilweise dem Klimawandel zugeschrieben. Bereits jetzt führt die beginnende Erderwärmung zu veränderten Strömungen in Ozeanen und Luftschichten, können Wolken mehr Wasser aufnehmen und Tiefdruckgebiete länger an einem Ort verweilen. All das trägt dazu bei, dass die Auswirkungen entsprechender Extremwetterereignisse die jeweiligen Regionen umso härter treffen.

Munich Re warnt vor häufigeren und stärkeren Naturkatastrophen

Die Warnung von Seiten der Munich Re ist eindeutig: Die Wahrscheinlichkeit solcher Schadenereignisse nimmt zu. Mit 2005, 2011, 2017 und 2021 liegen die vier teuersten Jahre im Hinblick auf versicherte Schäden, die durch Naturkatastrophen verursacht wurden, innerhalb der vergangenen anderthalb Jahrzehnte. Die Tendenz ist eindeutig, und auch Versicherer gehen inzwischen dazu über, ihre Produkte und Policen den neuen Risiken anzupassen.

Insgesamt richteten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 280 Milliarden Dollar an, davon entfielen rund 145 Milliarden Dollar auf Schäden in den USA. Versichert war von diesen Gesamtschäden allerdings nicht einmal die Hälfte: Nach Berechnungen der Munich Re kamen die Versicherer für insgesamt rund 120 Milliarden Dollar auf.

Munich Re Aktie: Gleich zwei positive Analystenstimmen

Etwas besser lief das zurückliegende Jahr mit Blick auf die Bilanz des Aktienkurses der Munich Re: Dieser legte im Jahresverlauf 2021 um rund 7,3 Prozentpunkte zu und bewegte sich damit im Mittelfeld der Dax-40. Dass trotz steigender Schadenssummen die Gewinne stimmen und auch die Dividendenpolitik attraktiv bleibt, goutierten zuletzt Anleger wie Analysten: So gab es zu Beginn der Woche gleich zwei positive Analystenkommentare.

Experten der britischen Großbank HSBC hoben das Kursziel der Munich Re Aktie von 285 auf 315 Euro an, Analysten der Berenberg Bank sehen das Ziel nunmehr bei 324 Euro nach zuvor 317 Euro. Beide Studien bekräftigten ihre Kaufempfehlungen für das Papier, das zuletzt für etwa 274 Euro zu haben war. Seit Jahresbeginn liegt die Munich Re Aktie damit bereits knapp 4 Prozent im Plus.