Henkel hinkt weiter

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Obwohl Aktien von Konsumgüterproduzenten normalerweise als relativ stabil gelten ist der Henkel Kurs seit Jahren auf Talfahrt, wie wir bereits Ende Februar berichteten. Vor allem im Vergleich zur Konkurrenz hinkt Henkel hinterher: Procter & Gamble (P&G) aber auch L’Oréal konnten ihre Aktienkurse über die letzten zwei Jahre (Januar 2020 bis Ende Februar 2022) um 28% respektive 32% steigern, während die Henkel Aktie im selben Zeitraum rund ein Fünftel an Wert verlor. Aktuelle Probleme und der Zukunftsausblick machen das Unternehmen für Investoren weiterhin unattraktiv.

Ukraine Krise lässt Henkel kalt – oder doch nicht?

Zum einen ist da Henkels Russland Problem. Der Konzern beschäftigt rund 2500 Menschen dort und erwirtschaftet etwa 5% seines Gesamtumsatzes von 20 Milliarden Euro in dem Land. Während der Großteil der international agierenden Unternehmen ihre Operationen in Russland seit Beginn des Ukrainekriegs reduziert oder eingestellt haben, hält Henkel an dem Standort fest, was moralgeleitete Investoren abschrecken könnte.

Ein weiterer Faktor im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine und den darauffolgenden geopolitischen Entwicklungen ist die allseits bekannte drastische Steigerung des Ölpreises. Für einen Konsumgüterhersteller wie Henkel mag dies oberflächlich nicht nach größeren Problemen als bei anderen Firmen klingen. Allerdings ist der Preis von Neuplastik – welches Henkel für Verpackungen aller Art benötigt – unmittelbar an den Ölpreis gekoppelt, da Rohöl der zentrale Rohstoff für die Plastikherstellung ist. Steigende Rohstoffpreise werden wohl zum Teil auch an Konsumenten weitergegeben werden, haben aber dennoch einen direkten negativen Einfluss auf die Profitabilität. Analysten verminderten ihre Gewinneinschätzungen für Henkel deshalb erst kürzlich um ganze 12%.

Recycelte Rohstoffe – ein Ausweg mit Hindernissen

Ein offensichtlicher Ausweg aus der Ölpreismisere für plastikabhängige Konsumgüterproduzenten wäre die weitläufige Umstellung auf Rezyklat, also recyceltes Plastik. Weil dies – ganz nebenbei – auch für die Umwelt gut ist macht die Politik jetzt Druck. Die EU-Kommission plant in den kommenden Monaten eine überarbeitete Verpackungsrichtlinie vorzulegen, möglicherweise mit Strafzahlungen für Produzenten die Grenzwerte nicht einhalten können. Henkel selbst hat sich zum Ziel gesetzt bis 2025 einen Rezyklatanteil von rund 30% zu erreichen – Ende 2021 lag dieser bei 18%. Während dieser Wert deutlich höher als bei der Konkurrenz ist – P&G und Beiersdorf verwenden nur 9% bzw. 7% recyceltes Plastik – sehen Experten Henkels Ziel als „sehr ambitioniert“.

Der Grund: Qualitativ hochwertiges Rezyklat ist jetzt schon knapp – viele Recyclingspezialisten sind bis Ende 2023 schon ausverkauft – und da viele Konsumgüterproduzenten ihren grünen Wandel bis jetzt großteils verschlafen haben stehen sie nicht immer an erster Stelle in der Reihe.

Mein Fazit: Man darf gespannt sein, wie Henkel die zusätzlichen Schwierigkeiten meistern wird, aber die Zeichen deuten auf eine Fortsetzung des schwachen Aktienkurses hin.