Darum ist der DAX eine Mogelpackung

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Der Deutsche Aktienindex DAX ist quasi die Champions League der deutschen Wirtschaft. In dem Index sind die größten und die besten Unternehmen der deutschen Wirtschaft vertreten. In diesem Jahr hat der DAX wieder jede Menge Höchststände erreicht. Zuletzt am 3. November, als er das bisherige Allzeithoch bei 13.505 Punkten markierte.

Seit 2010 ist der DAX damit um 120 Prozent gestiegen. Was auf den ersten Blick nach einer beeindruckenden Leistung aussieht, entpuppt sich im internationalen Vergleich aber als eine Mogelpackung. Außerdem ist der DAX nicht ansatzweise ein Spiegelbild der deutschen Wirtschaft. Und das Kursbarometer hat sich seit der Finanzkrise von der Realwirtschaft entkoppelt. Ein Alarmzeichen für alle Anleger.

DAX-Entwicklung ist verzerrt

Der Deutsche Aktienindex ist, so wie wir ihn seit Ende 1987 kennen, ein Performance Index. Das heißt, der Index wird so berechnet, dass er den Gesamterfolg einer Anlage abbilden soll. Bei der Berechnung wird deshalb unterstellt, dass die Dividendenzahlungen sofort wieder investiert werden. Internationaler Standard ist aber der Kursindex, der nur auf der reinen Kursentwicklung der im Index enthaltenen Aktien basiert. Dividendenzahlungen, wie in Deutschland, werden hierbei nicht berücksichtigt.

Legt man die international übliche Berechnungsmethode zugrunde, so ist der DAX seit 2010 nicht um 120 Prozent, sondern lediglich um 70 Prozent gestiegen. Der Rest stammt aus reinen Dividendenzahlungen. Noch erstaunlicher ist der Unterschied auf einer langen Zeitachse. Seit Beginn der Berechnung 1987 ist der DAX offiziell von 1.000 auf gut 13.000 Punkte gestiegen. Der reine Kursindex hat es allerdings nur auf rund 6.200 Zähler geschafft.

Index ist nicht optimal gewichtet

Gleichzeitig sollte der Deutsche Aktienindex ein Querschnitt der deutschen Wirtschaft sein. Allerdings ist das mitnichten so. Der DAX besteht aus den 30 größten Unternehmen des Landes. Der größte Anteil an der gesamten deutschen Wertschöpfung kommt allerdings von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Bei der Gewichtung der einzelnen Wirtschaftszweige kommt das Ungleichgewicht besonders zum Vorschein.

Rund 58 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung beim DAX stammt aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Dessen Anteil an der deutschen Bruttowertschöpfung liegt allerdings nur bei 23 Prozent. Der zweite Schwerpunkt im DAX sind Information & Kommunikation sowie Finanzdienstleistungen mit einem Anteil von mehr als 27 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung. Beide gehören aber nicht zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Deutschland.

Aktienmarkt hat sich entkoppelt

Angesichts der desaströsen Geldpolitik der Zentralbanken ist es wenig verwunderlich, dass der DAX deutlich stärker gestiegen ist, als die deutsche Volkswirtschaft. Der Aktienmarkt hat sich von der Realwirtschaft entkoppelt. Und das muss ein klares Warnsignal sein. Es ist nicht unüblich, dass sich Aktienmärkte und Realwirtschaft unterschiedlich entwickeln.

Über einen längeren Zeitraum gleichen sich die beiden Linien aber fast immer wieder an. In vielen Ländern sind die Aktienkurse seit 2011 im Gleichschritt mit dem Wirtschaftswachstum gestiegen. In Deutschland ist der DAX aber davongeeilt. Während das deutsche BIP in den letzten Jahren kumuliert um 13 Prozent gestiegen, hat der Deutsche Aktienindex dieses Wachstum um ein Vielfaches übertroffen.

Verzerrt wird das Gesamtbild seit Jahren von der unkonventionellen Notenbankpolitik. Dazu zählen eine ganze Reihe von Maßnahmen mit denen die Zinsen im Keller gehalten, und ganze Länder gestützt werden, sowie der Ankauf von Anleihen nahezu aller Art.

Die Bilanz der Europäischen Zentralbank EZB ist mittlerweile auf die gigantische Summe von rund 4,5 Billionen Euro angeschwollen. Die größte aller weltweiten Notenbanken. Wie sie diese Summe abbauen will ist noch unklar. Von den Programmen der EZB und anderen Notenbanken hat die deutsche Wirtschaft auf der anderen Seite profitiert. Und selbstverständlich auch der Aktienmarkt.

Achtung am Bahnsteig

Schon bald können sich die Rahmenbedingungen aber ändern. Die Märkte sind seit Jahren schockgefroren und beginnen langsam aufzutauen. Dadurch werden Bewegungen innerhalb des Geldkreislaufes ausgelöst, die zu großen Ungleichgewichten und Spannungen führen werden. Wir befinden uns in der spannendsten Phase seit Jahrzehnten.