Die Zollrisiken: Pharma-Industrie unter der Lupe

Die Zolldiskussionen sind noch nicht beendet. Jetzt geht es um die Pharma-Industrie, wie Donald Trump ankündigte. In der nächsten Woche „oder so“ würde er die Zölle bekanntgeben, diskutieren, verhandeln – wir alle wissen dies ja nicht so genau. Der Präsident der USA ist sehr sprunghaft. Die Pharma-Industrie, so die Gerüchte, solle bis zu 250 % Zoll veranschlagen müssen. Das sollten Sie sich ansehen.
Viel zu teuer – Medikamente in den USA
Geht es nach Donald Trump, sind die Medikamente in den USA viel zu teuer. Der US-Präsident gab bekannt, dass er deshalb die Zölle anziehen werde. Nun ist die Klage, wonach die Medikamentenpreise ausgerechnet in den USA zu hoch seien, tatsächlich nicht neu. Die Preise setzt die Pharma-Industrie nicht im Weltmaßstab, sondern versucht, diese regional zu optimieren.
Die Industrie wird immer mit speziellen Lieferbedingungen und anderen Kostenarten argumentieren. Tatsächlich unterscheiden sich im Kern die Preise abhängig davon, wie hoch die Zahlungsbereitschaft vor Ort ist. Die USA liegen weit (mit) vorne. Welche Quelle wird Donald Trump nun für seine Ansage nutzen? Hier die „RAND Corporation“. Die hat 2024 in einer Studie herausgearbeitet, die USA würden 278 % mehr zahlen als andere wohlhabende Länder.
Das hatte bereits Joe Biden bemängelt. Er würde Ärger bekommen, „wenn ich das sage“, aber in anderen Ländern würden die Kunden 40 % weniger zahlen (aus Sicht des verkaufenden günstigeren Landes dann in etwa 80 % mehr in den USA). Grund dafür sei, dass das staatliche Krankenversicherungsprogramm Medicare stets vom Kongress daran gehindert worden sei, mit den Pharmaunternehmen zu verhandeln.
Zölle sind einfacher zu setzen als Verhandlungen
Trump nun möchte nicht mehr einfach verhandeln lassen, schon gar nicht „Medicare“. Mit Zöllen wären die Ziele wesentlich einfacher zu erreichen. Denn die Pharma-Industrie wird die ohnehin hohen Preise nicht um weitere hohe Zölle nach oben schrauben können. Insofern wird hier der Staat im theoretischen Fall die höheren Margen einfach selbst einstecken.
Wahrscheinlicher aber wäre, dass der Markt in den USA für viele Medikamente einfach zusammenbricht. Nicht vergessen sollten wir an dieser Stelle, dass Donald Trump dies einfach als Drohgebärde einsetzen kann. Er hatte schon vor Monaten wiederum angekündigt, dass niedrigere Medikamentenpreise erzwungen werden sollten. Also: Entweder es wird sehr hohe Zölle geben (wie es sich aktuell darstellt) oder die Pharmaindustrie möchte von sich aus verhandeln. Trump pokert hoch. Er wird wohl gewinnen, in diesem Fall jedenfalls.
Das heißt im Grunde genommen, dass ich persönlich derzeit die Finger von Pharma-Unternehmen lassen würde, die keine Antworten auf dieses Phänomen haben. Die Notierungen sind und bleiben derzeit recht riskant. Denken Sie bspw. an die Aktie von Roché oder andere Klassiker. Die werden nicht öffentlich einräumen, dass es schwierig wird. Allerdings sollten Sie hier jetzt zumindest die nächsten Verhandlungen rundum die Zölle oder eben Medikamentenpreisverhandlungen abwarten. Dies gilt auch für Unternehmen wie die Bayer.
Bayer: immer noch stark, aber auch riskant – WKN BAY001, ISIN: DE000BAY0017

https://fundamental.aktienscreener.com/