Deutsche Post Aktie: Im E-Scooter-Dilemma

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Der Friedensnobelpreis, der in der vergangenen Woche verliehen wurde, ging nun doch nicht an die nominierte Greta Thunberg. Dennoch hat die 16-jährige Schwedin mit ihren vor gut einem Jahr initiierten Klimaprotesten dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine neue Priorität verliehen. Spätestens seit ihrer vielbeachteten Rede vor der UN-Vollversammlung ist klar, dass sich keine Regierung großer Industrienationen in den kommenden Jahren davor drücken kann, sich mit diesen Themen zu befassen.

Ein wesentlicher Baustein liegt in der Reduzierung von Treibhausgasen – damit eng verknüpft ist die Mobilität. In Sachen alternative Antriebe tut sich Deutschland insgesamt noch relativ schwer, die hiesigen Autobauer haben den Bereich zu lange stiefmütterlich behandelt. Das zeigt sich auch an der Deutschen Post, die vor einigen Jahren unfreiwillig selbst zum Elektroautobauer wurde.

E-Scooter aus eigener Herstellung

Nachdem sich kein namhafter Hersteller interessiert zeigte, ein für die Belange der Paketzusteller optimiertes Lieferfahrzeug auf Basis von Elektroantrieben zu entwickeln, kaufte der Bonner Konzern schlichtweg eine Aachener Start-up-Firma. Gemeinsam brachte man den E-Scooter auf die Straße, einen vergleichsweise günstigen Kastenwagen mit Elektroantrieb, der seither die Flotte der Paketsparte DHL ergänzt und sukzessive ersetzt. Erklärtes Ziel der Deutschen Post ist es, die letzten Meter zum Endkunden CO2-neutral zurückzulegen.

Doch was auf den ersten Blick nach Erfolgsgeschichte aussieht, entpuppt sich nun nach und nach als Klotz am Bein des ehemaligen Staatskonzerns. Die E-Scooter-Tochter schreibt rote Zahlen. Die Gesamtbilanz der Deutsche Post kann das verkraften, nicht zuletzt dank des Wachstums der Paketsparte. Dennoch versucht man in Bonn nun, Partner zu finden, um zumindest einen Teilverkauf zu realisieren und somit die Belastungen zu verringern.

Die Krux mit der bestehenden Flotte

Auch ein Komplettverkauf wäre denkbar – allerdings ist die Deutsche Post in diesem Fall darauf angewiesen, einen Interessenten zu finden, der sich nicht nur die Technologien zu eigen machen will, sondern auch die Produktion und vor allem die Wartung der E-Scooter fortsetzt. Andernfalls stünde ein nicht unerheblicher Teil der DHL-Fahrzeuge schon bald ohne Support da. Das wäre der Super-Gau.

Doch auch abseits dieser Vorgaben kristallisiert sich bereits heraus, dass es schwierig werden dürfte, einen Abnehmer für die Tochter zu finden. Die Interessenten stehen nicht gerade Schlange für das verlustträchtige Unternehmen.

Deutsche Post Aktie auf Richtungssuche

Die Deutsche Post Aktie war Anfang Oktober kräftig gefallen, konnte an den vergangenen Handelstagen aber wieder etwas Boden gutmachen. Zudem zeigten sich Analysten zuletzt optimistisch und empfehlen das Papier mehrheitlich zum Kauf – denn trotz aller Sorgen um die E-Auto-Sparte bleibt das stärkste Zugpferd der Deutschen Post auch weiterhin intakt: der boomende Paketversand, basierend nicht zuletzt auf dem zunehmenden Erfolg des Onlineshoppings, der sich wohl auch in Zukunft weiter durchsetzen dürfte.