Commerzbank Aktie: Übernahmefantasie lässt Kurse weiter steigen

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Steht die Commerzbank vor der Übernahme? Ganz kurzfristig wohl eher nicht, aber die Gerüchte halten sich hartnäckig, und erste Gespräche könnten bereits im November stattfinden.

Credit Agricole, BNP Paribas und Unicredit sollen Interesse bekundet haben. Nun heißt es aus Insiderkreisen, die Commerzbank habe Experten von Goldman Sachs und Rothschild als strategische Berater ins Boot geholt.

Verkauft der Bund seine Anteile?

Als zweitgrößte Bank Deutschlands und somit eines der wichtigsten Geldhäuser innerhalb der Eurozone steht die Commerzbank auch international unter besonderer Beobachtung. Interessant wird das Übernahmethema vor allem durch die 15,6 Prozent der Anteile, die nach wie vor vom Bund gehalten werden.

Die Bundesregierung war im Zuge der Finanzkrise der Commerzbank als Retterin zur Seite gesprungen. Laut Informationen aus dem Bundesfinanzministerium hegt die Regierung jedoch kein Interesse, auf lange Sicht investiert zu bleiben. Stattdessen will sie für den Steuerzahler ein gutes Geschäft rausholen und ihre Anteile zu gegebener Zeit gewinnbringend loswerden.

Commerzbank Aktie erreicht Jahreshöchstwert

Dieser Zeitpunkt könnte bald gekommen sein, wenn man sich die Entwicklung der Commerzbank Aktie in den vergangenen Monaten vor Augen führt: Binnen Jahresfrist hat sich der Wert des Papiers nahezu verdoppelt. Erst in der vergangenen Woche wurde ein neuer Jahreshöchstwert bei 12,40 Euro erreicht. Damit kostete die Commerzbank Aktie so viel wie seit etwa zwei Jahren nicht mehr.

Analysten allerdings sehen damit den Spielraum auch vorerst vollständig ausgereizt. Keine aktuelle Studie bescheinigt dem Papier weiteres Aufwärtspotenzial, im Gegenteil: Die meisten rechnen mit einer Kurskorrektur im Bereich um die 11 Euro, empfehlen jedoch, das Papier zu halten. Für einen weiteren Zukauf ist es derzeit schlichtweg zu teuer. Doch ein überhasteter Ausstieg empfiehlt sich eben auch nicht angesichts der brodelnden Gerüchteküche rund um eine mögliche Übernahme.

Starkes Privatkundengeschäft

Das Filetstück der Commerzbank ist ohne Frage das Privatkundengeschäft, das unter der Führung des ehemaligen Privatkundenvorstands und jetzigen Commerzbank-Chefs Martin Zielke weiter ausgebaut werden soll.

Gelingen soll dies durch einen Mix aus Marketing und mehr Digitalisierung, und die Zahlen sprechen für einen Erfolg dieser Ansätze: Etwa eine halbe Million Neukunden konnte die Commerzbank innerhalb eines Jahres hinzugewinnen, insgesamt zählt sie inzwischen 12,6 Millionen Privatkunden.

Deutsch-französisches Signal an Europa?

Von den potenziellen Interessenten wäre dem Bund wohl die französische BNP Paribas am liebsten, denn von einem deutsch-französischen Geldinstitut könnte ein starkes politisches Signal in Richtung Europa ausgehen, Stichwort stärkere gemeinsame Banken- und Finanzpolitik. Die deutsch-französische Achse spielte in der Geschichte der Europäischen Union schon oft eine Vorreiterrolle und dürfte angesichts des Brexits in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.

In Berlin hält man sich in Sachen Commerzbank bislang noch bedeckt. Solange der Jamaika-Vertrag nicht unterzeichnet ist, dürfte sich daran auch nichts ändern. Was die Zeit danach bringt, bleibt abzuwarten. In Frankfurt jedenfalls ist man schon einmal gewappnet.