Kakao als Highflyer: Was Sie jetzt unbedingt wissen sollten!

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Schauen Sie sich einmal diesen Chart an (Stand: 26.03.2024, 11:30 Uhr):

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Quelle: Börse Frankfurt (https://www.boerse-frankfurt.de/rohstoff/kakaopreis)

Die Kurve bildet die Preisentwicklung des Rohstoffs Kakao ab – in USD pro Tonne. Am 26. März war eine Tonne Kakaobohnen demnach 9.667 Dollar wert. Zum Vergleich: Vor gut einem Jahr waren es nur rund 3.000 USD. Der enorme Wertzuwachs lässt sich sehr gut veranschaulichen, indem man den Preis ins Verhältnis zu anderen Rohstoffen setzt. So ist Kakao auf die gleiche Menge bezogen aktuell etwa +11 % teurer als das wichtige Industriemetall Kupfer.

Kakaopreis fliegt hoch: Was steckt hinter der Rallye?

Kurzum: Das Angebot kommt der Nachfrage derzeit nicht hinterher. Im Mittelpunkt stehen die Elfenbeinküste und Ghana. Die beiden westafrikanischen Länder sind die zwei größten Kakaoerzeuger der Welt und gemeinsam für etwa 60 % der globalen Produktion verantwortlich. Das Problem: Die Wetterverhältnisse in Westafrika waren zuletzt sehr extrem. So hatte es heftige Regenfälle gegeben, die die Kakaoernte massiv in Mitleidenschaft zogen. Und auch die anschließende Trocknung sowie der Transport der Bohnen erwies sich wegen der Witterungsbedingungen als problematisch.

Die Folge: Nach Regierungsdaten exportierte die Elfenbeinküste zwischen dem 1. Oktober 2023 und Ende Februar 2024 insgesamt 1,16 Millionen Tonnen Kakao. Das entspricht einem Rückgang von -32 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

In Ghana zeigt sich derweil ein ähnlich prekäres Bild. Die dortige Regierung schraubte ihre Prognose für die Erntesaison 2023/24 von ursprünglich 850.000 Tonnen mehrmals nach unten, auf inzwischen nur noch rund 425.000 Tonnen. Neben den ungünstigen Wetterverhältnissen begründete die Regierung die Prognosesenkungen auch mit dem zunehmenden Schmuggel – bedingt wohl durch den steigenden Wert des Kakaos.

Besonders bitter: Ghana wird nach aktuellem Kenntnisstand den Zugang zu einer wichtigen, rohstoffgestützten Finanzierungsfazilität verlieren, da das Land wegen der Kakaokrise nicht mehr ausreichend Bohnen hat, um die Geldmittel abzusichern. Ghana ist auf ausländische Geldgeber angewiesen, um seinen Kakaosektor am Laufen zu halten. Ohne diese Gelder können sich die Bauern die Anschaffung von Setzlingen, Chemikalien und Düngemitteln schlicht nicht leisten. Der Staat ist jetzt wohl gezwungen, kurzfristig nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, wahrscheinlich zu enorm hohen Zinskosten. Diese könnten im Endeffekt weitere Erhöhungen des Kakaopreises unterstützen.

Schokolade wird wohl teurer

Die Folgen der Kakao-Rallye jedenfalls dürften wir als Verbraucher in den kommenden Monaten verstärkt im Supermarkt zu spüren bekommen. Große Schokoladenhersteller wie Mars, Mondelez, Nestle und Ferrero haben bereits in den letzten beiden Jahren ihre Preise gerade in Europa deutlich nach oben geschraubt – ursprünglich vor allem infolge der Energiekrise. Nun dürften die großen Schoko-Player weiter an der Preisschraube drehen, insbesondere sobald die älteren, noch wesentlich günstigeren Rohstoffverträge auslaufen.

Dass die genannten Unternehmen von den höheren Kakaopreisen profitieren werden, ist jedoch alles andere als gesichert. Der Grund: Viele Verbraucher könnten wegen der Preisinflation bei Schokolade entweder mehr auf kakaofreie Süßigkeiten setzen oder verstärkt margenschwächere Discount-Produkte kaufen.

Einen interessanten Gewinnhebel hätten die Schoko-Konzerne trotzdem – der allerdings ihrer Reputation nicht gerade zuträglich wäre. So könnten die Konzerne den Kakaoanteil ihrer Schokoprodukte reduzieren, dies als „neue verbesserte Rezeptur“ vermarkten und gleichzeitig die Preise auf einem verträglichen Level erhöhen. Durch eine gute Kalkulation könnten die Unternehmen dadurch ihre Gewinnmargen verbessern.

Aber wer profitiert noch von den höheren Kakaopreisen?

Die Bauern in Westafrika jedenfalls stehen abermals vor einem Dilemma. Wenn die Preise zu hoch steigen, halten sich die Agrarhändler mit Käufen zurück. Die Gewinnmarge pro Ernteeinheit ist somit zwar höher, das Absatzvolumen insgesamt aber deutlich geringer. Fallen die Marktpreise wiederum oder müssen die Bauern Rabatte gewähren, verkaufen sie – wenn es möglich ist – zwar merklich mehr Bohnen, allerdings mit einer geringeren Profitabilität.

Am Schalthebel sitzen derzeit vor allem die großen Handelskonzerne wie Olam, Cargill und Barry Callebaut. Diese wenigen Unternehmen wickeln einen bedeutenden Teil des Welthandels mit Agrarrohstoffen ab und sind unter anderem auch in der Kakao-Weiterverarbeitung aktiv. Die Big Player können ihre Gewinnmargen maximieren, indem sie die Abhängigkeit der Landwirte und der Erzeugerstaaten ausnutzen, um mögliche Rabatte auszuhandeln. Diese würden dann selbstredend nur bedingt weitergegeben.

Mein Fazit für Sie

Kakao ist inzwischen zu einem hochwertvollen Rohstoff avanciert. Mit Blick auf die immer extremeren Wetterbedingungen in führenden Anbauländern dürfte sich das alsbald nicht ändern.

Hinzu kommt, dass schärfere Regularien das Angebot zusätzlich unter Druck setzen. So will die EU mit ihrem Lieferkettengesetz erhebliche Einschränkungen auch für den Bezug von Kakao etablieren. Dabei geht es vor allem um die teils untragbaren Abbaubedingungen in Afrika sowie die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. In die Pflicht genommen werden vor allem die großen Schokoladenproduzenten. Diese sollen nach Ansinnen von Brüssel nicht nur dafür sorgen, ausschließlich(!) Rohstoffe aus vertretbaren Quellen zu beziehen, sondern auch die entsprechenden Landwirte stärker am Gewinn teilhaben zu lassen. Es bleibt freilich abzuwarten, ob das gelingen wird.