Eurozone: Wie weit steigen die Zinsen noch?

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Zuletzt erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen weiter. Somit ist nach der inzwischen neunten Zinserhöhung in Folge ein Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) von nunmehr 4,25 % erreicht.

Die Inflation in der Eurozone hat sich zuletzt weiter verlangsamt. Im Juni lag diese bei 5,5 %. Das ist deutlich weniger als die 10,6 %, die europäische Verbraucher im Vergleich zum Vorjahresmonat noch im Oktober 2022 mehr berappen mussten.

Aber es ist auch noch ein ganzes Stück vom EZB-Ziel bei 2 % entfernt. Es bliebe also noch ein gutes Stück Arbeit – und wohl auch noch einige Zinserhöhungen für die EZB.

Euro-Inflationsziel noch weit entfernt – Gefahr für Aktien?

Das Dilemma ist jedoch: das Wachstum in der EuroZone stockt bereits massiv. Das sehen Sie vor allem beim einstigen Wachstumsmotor Deutschland.

Die deutsche Wirtschaft erlitt zuletzt wieder eine „technische Rezession“ und dümpelt jetzt mit einem „Nullwachstum“ vor sich hin. In der gesamten Eurozone wiesen die letzten beiden Quartale ebenfalls ein Minuszeichen auf (-0,1 %), also auch eine Rezession.

Die Eurozone befindet sich in einem Teufelskreis: es wird wegen der Überregulierung und den hohen Zinsen kaum noch investiert und auch die Verbraucher halten sich wegen der immer noch zu hohen Inflation mit ihren Ausgaben zurück.

Wenn Investitionen und Konsum stocken bleibt eigentlich nur noch der Staat mit seinen öffentlichen Ausgaben als Wachstumsmotor. Dieser hat jedoch kaum noch Steuereinnahmen, um diese Ausgaben zu finanzieren. Er müsste also neue Schulden machen. Die kosten jedoch wegen der hohen Zinsen unglaublich viel Geld.

Wachstum bricht zusammen, Schulden extrem teuer

Ich will Ihnen das Problem einmal am Beispiel Deutschlands zeigen: Im Jahr 2021, als die Zinswelt für den Staat noch in Ordnung war, wurden im Bundeshauhalt 0,7 Prozent des Budgets für den Schuldendienst veranschlagt. 2022 waren es bereits 3,3 Prozent und bis Ende 2023 sollen es dann schon 6,6 Prozent sein.

In Eurobeträgen klingt das noch dramatischer: 2021 hatte der Bund laut Deutschem Bundestag noch 3,9 Milliarden Euro für den Schuldendienst ausgegeben. 2023 sollen dieser Betrag auf 29,5 Milliarden Euro steigen, was ca. einer Versiebenfachung entspricht. Die Zinskosten für den Staat explodieren!

Und da reden wir noch vom vergleichsweise soliden Deutschland. Wie schlimm muss es in den hoch verschuldeten Südländern wie etwa Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich etc. erst aussehen?

Fakt ist: der Staat fällt in einem Hochzinsumfeld wegen der extrem teuren Schulden als Wachstumstreiber aus. Unternehmen und Verbraucher ebenfalls. Und da sollen Aktien auf Allzeithochs bleiben?

Mein Rat an Sie als Anleger

Vor diesem Hintergrund und einer sich beschleunigenden Talfahrt kann ich Ihnen von Aktien aus der Eurozone nur abraten. Europäische Aktien stehen vor einer längeren Talfahrt. Setzen Sie dagegen auf Aktien in wachsenden Märkten.