E-Autos: Warum Elon Musk Teslas Profit aufs Spiel setzt!

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Verkaufen um jeden Preis: Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, hat Tesla-Chef Elon Musk zuletzt betont, dass er bereit sei, zugunsten der Absatzzahlen und der Marktanteile auf Profitabilität zu verzichten.

Und tatsächlich hat Tesla in den letzten Monaten mehrfach die Preise für seine Elektroautos gesenkt – unter anderem in den USA, China und Europa. Dadurch will Musk mögliche Kunden in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten und steigender Zinsen bei der Stange halten. Angesichts der enormen Marktmacht Teslas im E-Auto-Bereich mussten auch andere Branchenvertreter nachziehen, was in einem beachtlichen Preiskampf resultiert.

Q1 2023: Tesla erzielt Rekordabsatz

Nun zeigen sich erste Ergebnisse der Low-Price-Strategie. Vielleicht haben Sie es auch in den Medien gelesen: Tesla hat im ersten Quartal 2023 insgesamt 422.875 Elektroautos ausgeliefert. Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2022 und einem Zuwachs von 36 Prozent im Vergleich zu Q1 2022.

Das erste Jahresviertel des laufenden Jahres war für Tesla somit erneut ein Rekordquartal, zumindest bei den Verkaufszahlen. Mit Blick auf die enormen konjunkturellen Belastungsfaktoren ist das sicherlich ein starkes Signal.

Profitabilität eingebrochen

Doch das Ganze hat im wahrsten Sinne des Wortes auch seinen Preis. Denn: Tesla musste an anderer Stelle Abstriche machen. Wegen der geringeren Abverkaufspreise der Stromer sank der Umsatz des Gesamtkonzerns in Q1 2023 auf 23,3 Milliarden Dollar. Die Erlöse gingen somit gegenüber dem Vorquartal um rund eine Milliarde Dollar zurück, gegenüber dem Vorjahresquartal (Q1 2022) gab es aber immerhin ein Plus.

Das Geschäft mit der Photovoltaik und den Akkus konnte sich hingegen auch im Vergleich zu Q4 2022 behaupten. Hier lagen die Umsätze bei 1,5 Milliarden Dollar (+16,7 %). Stark lief offenbar das Engagement rund um die Energiespeicher. Tesla verkauft beispielsweise stationäre Akkus an Unternehmen und Privathaushalte.

Allein die Elektroautos setzten im Auftaktquartal allerdings „nur“ 19,96 Milliarden Dollar um (-6,3 % ggü Q4 2022). Die Preissenkungen haben aber nicht nur den Umsatz gedrückt, sondern vor allem die Margen. Die operative Gewinnspanne fiel in Q1 2023 auf 11,4 Prozent (-4,6 Prozentpunkte ggü. Q4 2022, -7,8 Prozentpunkte ggü. Q1 2022).

Warum Musk trotz sinkender Gewinnmarge optimistisch ist

Entsprechend ging auch der Nettogewinn zurück, auf etwa 2,5 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: In Q4 2022 hatte Tesla noch rund 3,7 Milliarden Dollar verdient. Noch massiver brach indes der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) ein – um 69 Prozent auf nur noch 441 Millionen Dollar in Q1 2023.

Elon Musk jedenfalls sieht in dem deutlichen Rückgang der Profitabilität kein größeres Problem. Vielmehr wies der Konzernchef im Rahmen der Quartalspräsentation auf die langfristigen Chancen hin. Das heißt: Musk will so viele Tesla-Stromer wie möglich unters Volks bringen und von diesen noch Jahre nach dem Verkauf profitieren – zum Beispiel über eigene Versicherungen, Ladestationen und Software-Features. Musk will also an den ausgelieferten Fahrzeugen im Unterschied zu klassischen Autoherstellern kontinuierlich verdienen, eben wie ein moderner Techkonzern.

Das autonome Fahren: Fantasie vs. Realität

Tesla könne Autos ohne Profit verkaufen und den Wertzuwachs in der Zukunft realisieren, so Musk. Der Milliardär schielt hier vor allem auf das autonome Fahren. Sämtliche Fahrzeuge, die nach dem Frühjahr 2019 produziert worden seien, seien hierfür vorbereitet.

Konkrete Angaben, wie sich das in Zukunft auf Umsatz und Profit auswirken könnte, gab Musk allerdings nicht preis. Und genau hier liegt der große Risikofaktor der Tesla-Aktie. Schauen Sie: Musk wollte eigentlich schon längst mit sogenannten Robo-Autos (vollautonome Fahrzeuge ohne menschlichen „Aufpasser“) auf dem Markt sein.

Doch die großspurigen Ankündigungen erwiesen sich bis dato eher als Luftnummer. Noch für 2023 hofft Musk nun, das autonome Fahren in den Griff zu bekommen. Experten jedoch haben daran erhebliche Zweifel – sowohl aus technischer als auch aus regulatorischer Sicht.

Die Börse jedenfalls scheint dem Braten nicht wirklich zu trauen. Am Donnerstagvormittag krachte die Tesla-Aktie im deutschen Tradegate-Handel um mehr als 8 Prozent auf 150 Euro ein, wie Sie im Chart sehen können (Kursstand: 20.04.2023, 10:30 Uhr, Börse Stuttgart):

Quelle: www.aktienscreener.com

Wie viele andere Aktien hatte auch Tesla 2023 eine beachtliche Erholungsrally hingelegt.  Zumindest ein (geringer) Teil dieser Aufwärtsbewegung wurde am Donnerstagvormittag nun abverkauft.

Tesla-Aktie: mein Fazit für Sie

Was man Tesla zugutehalten muss: Der Konzern hat das nötige Kleingeld, um auf einen Teil seiner Profitabilität zugunsten des langfristigen Wachstums zu verzichten. Die Marge blieb in Q1 2023 trotz des Rückgangs immer noch beachtlich – gerade im Vergleich zu manch anderen Autobauern, die mit Elektroautos unterm Strich bis dato noch kein oder nur sehr wenig Geld verdienen.

Tesla kann sich das Experiment rund um die Preissenkungen also durchaus leisten. Doch von dem Konzern wird an der Börse inzwischen weit mehr erwartet, was direkt mit den ambitionierten Ankündigungen des Chefs zusammenhängt. Alles steht und fällt bei Tesla eben mit Elon Musk.

Die Kalifornier müssen noch im laufenden Jahr konkrete und nachhaltige Fortschritte beim autonomen Fahren präsentieren, um die Fantasie am Kapitalmarkt aufrechtzuerhalten. Dabei muss es auch um die Monetarisierung gehen.

Nicht zuletzt, und das sollten Sie als Anleger nicht unterschätzen: Auch Tesla ist abhängig vom makroökonomischen Umfeld. Steigende Zinsen machen Autokredite teurer, wodurch Tesla noch mehr Rabatte gewähren müsste, um die aktuelle Strategie beizubehalten. Achten Sie also auf die Zinspolitik vor allem der US-Notenbank FED. Hinzu kommen freilich die konjunkturellen Unsicherheiten und die geopolitischen Risiken – gerade mit Blick auf den Handelskonflikt zwischen Washington und Peking.

Die Tesla-Aktie bleibt meiner Meinung nach zwar interessant. Ein Selbstläufer ist das Papier aber längst nicht mehr.