BYD überholt Tesla: Spielen deutsche Autobauer bald keine Rolle mehr?

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Es war eine ernüchternde Meldung für Tesla gleich zum Jahresauftakt: Obwohl der Elektroautobauer im vergangenen Jahr erneut einen Absatzrekord aufstellen konnte, wurde er von der chinesischen Konkurrenz überholt. Zumindest im Schlussquartal konnte BYD weltweit noch mehr rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge verkaufen als Tesla. Erstmals wird der Pionier damit vom Thron gestoßen, und das von einem anderen Neuling in der Autobranche.

Tesla verkauft mehr pro Jahr – BYD holt im Schlussquartal auf

BYD wurde in den 1990er Jahren als Batteriehersteller gegründet und ist erst vor wenigen Jahren in den Markt für Elektromobilität eingestiegen – das aber äußerst erfolgreich. Vor allem am chinesischen Heimatmarkt verkaufen sich die Fahrzeuge außerordentlich gut.

Im 4. Quartal 2023 konnte BYD insgesamt rund 526.000 batteriebetriebene Fahrzeuge verkaufen, Tesla schaffte im gleichen Zeitraum lediglich die Auslieferung von knapp 485.000 E-Autos. Betrachtet man das gesamte Jahr, hat Tesla jedoch weiterhin die Nase vorn – wenn auch mit knapper werdendem Abstand. So verkaufte der US-Hersteller im vergangenen Jahr insgesamt rund 1,8 Millionen Elektroautos, während BYD 2023 etwa 1,6 Millionen reine Stromer an die Kunden brachte.

Nach Tesla produziert auch BYD bald in Europa

Rechnet man die 1,4 Millionen Plug-in-Hybride bei BYD hinzu, steigerte das Unternehmen seine Absatzzahlen im Gesamtjahr um mehr als 60 Prozent gegenüber 2022. Bei Tesla lag das Jahresplus bei den Verkaufszahlen bei rund 38 Prozent.

Beide Hersteller setzen auf Expansion. Während Tesla bereits seit knapp 2 Jahren im brandenburgischen Grünheide seine Fahrzeuge für den europäischen Markt produziert, hat BYD nun ebenfalls einen Produktionsstandort in der EU angekündigt, konkreter in Ungarn. Damit greifen nun auch die Chinesen an, was Europas alteingesessene Autokonzerne zusätzlich unter Druck setzen dürfte.

Europas Autobauer abgehängt?

Es ist bezeichnend, dass weder Prestigeanbieter wie BMW oder Mercedes-Benz noch Konglomerate wie der VW-Konzern oder die Stellantis-Familie im Rennen um die Spitzenposition am E-Automarkt mitfahren. Während Tesla-Fahrzeuge immer häufiger im Straßenbild zu sehen sind, spielt BYD hierzulande zwar noch keine große Rolle. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nicht einmal 4.000 Neufahrzeuge des chinesischen Herstellers neuzugelassen. Doch mit der angekündigten Fabrik auf europäischem Boden könnte sich das schon in naher Zukunft ändern.

Denn BYD könnte eine bedeutende Marktlücke schließen: Die der qualitativ hochwertigen, aber preislich erschwinglichen Elektrofahrzeuge. Am deutschen Markt gibt es bislang nur 3 Modelle unter 30.000 Euro Anschaffungspreis, die E-Mobilität ist somit gutbetuchten Autokäufern vorbehalten. Um das politisch gewollte Ziel der nachhaltigen Verkehrswende unter Einbeziehung batteriebetriebenen Individualverkehrs zu erreichen, ist eine Ausweitung der preisgünstigeren Produktpalette unumgänglich.

Schließt BYD bedeutende Lücke am deutschen Automarkt?

In diese Lücke könnte BYD nun vorstoßen, während hiesige Hersteller in Sachen Elektromobilität seit Jahren kaum vom Fleck kommen. BMW etwa verkaufte im zurückliegenden Jahr weltweit nicht einmal 400.000 Elektroautos, was etwa 15 Prozent des Gesamtabsatzes entspricht.

Für 2024 haben sich die Münchener vorgenommen, den Anteil auf 20 Prozent und den Absatz auf mindestens 500.000 Stück zu steigern. Richtig ambitioniert klingt das nicht im Vergleich zur reinen Elektro-Konkurrenz aus Ost und West.

Aktienkurse mit bezeichnender Entwicklung

Mit Blick auf die Entwicklung der Aktienkurse haben die Chinesen aktuell bereits die Nase vorn: Im noch jungen Jahresverlauf konnte die BYD Aktie bislang um gut 1,3 Prozent zulegen, während Papiere von Tesla einen Abschlag von knapp 6 Prozent verbuchen. Die im Dax notierten Anteilsscheine von BMW pendeln seit dem Jahresauftakt um die Nulllinie.

Betrachtet man die längerfristige Entwicklung während der vergangenen 12 Monate, kehrt sich das Bild jedoch ins Gegenteil: Hier hat Tesla klar die Nase vorn mit einem Aufschlag von fast 90 Prozent. BMW schafft auf Jahressicht ein Plus von knapp 10 Prozent, während die BYD Aktie Federn lassen musste und knapp 6 Prozent tiefer notiert als noch vor einem Jahr.

Somit spiegelt sich am Parkett wider, was sich auch in den Absatzzahlen zeigt: Längerfristig hat (bisher) Tesla die Krone auf, kurzfristig aber können die Chinesen punkten – und vielleicht schon bald überholen?