Rohstoffe Wochenrück- und Ausblick 25.06.-02.07.2018: USA verknappen das Ölangebot

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Die Ölpreise sind in der vergangenen Woche deutlich gestiegen. Grund dafür ist eine Vielzahl an Angebotsrisiken, die sich größtenteils aus geopolitischen Problemen ergeben.

So üben die USA Druck auf andere Länder aus, um deren Öleinfuhren aus dem Iran ab Anfang November vollständig einzustellen. Als erstes Land scheint derzeit Indien dem Druck nachzugeben und sich auf einen kompletten Stopp seiner Öleinfuhren aus dem Iran vorzubereiten.

US-Sanktionen im Iran-Fall schränken globales Ölangebot ein

Angeblich planen die USA zwar Gespräche zu führen um für die Abnehmerländer Alternativen zu finden, doch wie das in der Realität umzusetzen sein wird bleibt abzuwarten. Der Iran exportiert zurzeit etwa 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag. Saudi-Arabien verfügt nach eigenen Angaben aber lediglich über 2 Millionen Barrel pro Tag an freien Kapazitäten. Mit anderen Worten, der Puffer im Falle weiterer unvorhergesehener Angebotsausfälle wäre dann weitgehend aufgebraucht. Möglicherweise bieten sich die USA auch selbst als Lieferanten an.

Doch ob und inwieweit das die verschiedenen Abnehmer iranischen Öls mitmachen ist fraglich. Insbesondere China, das derzeit durchschnittlich 655.000 Barrel pro Tag aus dem Iran exportiert dürfte sich hier querstellen. Hingegen ist zu erwarten, dass sich die EU eventuell dem Druck der USA beugen werden, da die europäischen Ölunternehmen ansonsten US-Sanktionen fürchten müssen.

Drohende Lieferausfälle in Libyen

Ein weiteres Problem ist derzeit der Streit um die Vermarktungsrechte des libyschen Öls.  Dort hat das Militär die Ölhäfen im Osten des Landes von bewaffneten Milizen zurückerobert und dann der in Bengasi ansässigen lokalen Ölgesellschaft übergeben. Doch die staatliche libysche Ölgesellschaft NOC, die von der Zentralregierung in Tripolis kontrolliert wird, sieht nur sich selbst für die Vermarktung des libyschen Öls legitimiert. In der vergangenen Woche ist der Streit in die nächste Runde gegangen.

Einem Öltanker der staatlichen Ölgesellschaft NOC, wurde nun das Anlegen in einem ostlibyschen Hafen verweigert. Zudem haben aber die USA, Frankreich, Großbritannien und Italien ihre Sorge über die aktuelle Situation zum Ausdruck gebracht. Sie sehen einzig die NOC in Tripolis als legitimen Vertragspartner an. Ähnlich äußerte sich auch die EU, die weiterhin nur mit der international anerkannten NOC Geschäfte abschließen will. Somit drohen bis auf weiteres beträchtliche Lieferausfälle, in Höhe von bis zu 780.000 Barrel Öl pro Tag.

Kanada und USA sorgen für zusätzliche Unterstützung

In Kanada ist überdies eine Ölproduktionsanlage in der Ölprovinz Alberta außer Betrieb. Die Anlage hat eine Produktionskapazität von 350.000 Barrel pro Tag und dürfte laut Betreiber Syncrude bis mindestens Ende Juli außer Betrieb bleiben.

Für zusätzliche Unterstützung sorgten dann noch die letzten US-Lagerbestandsdaten. Laut dem US-Energieministerium sanken die US-Rohölvorräte in der vorvergangenen Woche unerwartet deutlich um 9,9 Millionen Barrel. Ausschlaggebend hierfür waren eine rekordhohe Rohölverarbeitung und ein deutlicher Anstieg der US-Rohölexporte. Die Exporte erreichten mit 3 Millionen Barrel pro Tag ebenfalls ein neues Rekordniveau.

Brent zur Lieferung im September handelt aktuell bei 79,12 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI zur Lieferung im September notiert aktuell bei 72,54 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Die Ölpreise dürften angesichts der bestehenden Produktionsausfälle und der drohenden Angebotsrisiken vorerst gut unterstützt bleiben.

Edelmetalle: Gold

Gold hat in der vergangenen Woche weiter abgegeben. Trotz aller fundamentalen Gründe die eigentlich für den Goldpreis sprechen, wie die mannigfaltigen politischen Risiken unter anderem in der EU, Deutschland und die von den USA eingeläuteten Handelskonflikte. Überdies befinden sich die Realzinsen in den USA trotz Zinserhöhung durch die FED nach wie vor nahe Null. In China sind zudem die Netto-Gold-Importe aus Hongkong im Mai um 28% gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Einzig ein besonders zum Ende der Woche hin starker Dollar konnte als Grund für den Rückgang des Goldpreises gelten.

Gold handelt aktuell bei 1.252,40 US-Dollar pro Unze.

Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Fundamental betrachtet sollte Gold mehr Käufer als Verkäufer anziehen. Es bleibt abzuwarten.

Industriemetalle: Kupfer

Die Industriemetallpreise standen in der vergangenen Woche übergeordnet ebenfalls unter Druck. Dies trotz teilweise eigentlich unterstützender fundamentaler Entwicklungen.

So haben beispielsweise die Gewerkschaften der „Chuquicamata“-Mine in Chile mit Streik gedroht, da sich die Zusammenarbeit mit dem Minenbetreiber verschlechtert habe. „Chuquicamata“ produzierte im vergangenen Jahr rund 330.000 Tonnen Kupfer.

Ob dies Auswirkungen hat auf die noch laufenden Tarifverhandlungen in der „Escondida“-Mine, der weltweit größten Kupfermine, in Chile ist noch nicht abzusehen. Vergessen sollte man aber nicht die massiven Produktionsausfälle vom vergangenen Jahr als die Belegschaft von Escondida in Streik trat, weil man sich mit dem Minenbetreiber nicht einigen konnte.

Kupfer handelt aktuell bei 2,99 US-Dollar pro Pfund.

Kupferpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Auch hier bleibt abzuwarten, wie lange der momentane Druck auf die Metallpreise noch anhalten wird.

Agrarrohstoffe: Kakao

Der Kakaopreis ist in der vergangenen Woche weiter gestiegen. Noch immer bleibt die fundamentale Ausgangslage die gleiche: Die Internationale Kakaoorganisation hat wie erwartet ihre Prognose für die Produktion in der laufenden Saison 2017/19 deutlich nach unten revidiert auf einen Überschuss in Höhe von nur noch 10.000 Tonnen. Nach einem massiven Überschuss in der vergangenen Saison.

Kakao zur Lieferung im September handelt aktuell bei 2.512 US-Dollar pro Tonne an der ICE.

Kakaopreis in der letzten Woche in USD/Tonne

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Fokus der Marktteilnehmer dürfe sich vornehmlich auf die kommende Saison richten. Diese beginnt aber erst im Oktober und verlässliche Prognosen sind schwer. Entsprechend volatil dürfte der Kakaomarkt bleiben.