Rohstoffe Wochenaus- und Rückblick 04.06.-11.06.2018: Chinas Kupferhunger steigt

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Die Ölpreise handelten in der vergangenen Woche hochvolatil, konnten aber im Wochenvergleich zulegen.

Druck auf die Ölpreise brachten Nachrichten, die darauf hoffen lassen, dass die derzeitige Unterversorgung des globalen Ölmarktes bald beendet wird. So sollen laut Bloomberg die USA bei der OPEC um eine Anhebung der Ölproduktion um 1 Million Barrel pro Tag angefragt haben. So will man wohl dem sanktionsbedingten Rückgang der iranischen Ölexporte zuvorkommen. Auch ein erneuter Anstieg der US-Rohölvorräte konnte kurzzeitig Druck auf die Ölpreise ausüben.

Doch die Preise erholten sich jedes Mal wieder recht schnell. Grund dafür sind vornehmlich die drohenden und wachsenden Angebotsausfälle im Iran und in Venezuela. Mehrere europäische Ölunternehmen, darunter Total, Eni, Repsol und Hellenic Petroleum, haben angekündigt, sich wegen der drohenden US-Sanktionen aus dem Iran-Geschäft zurückziehen zu wollen.

Damit dürfte das Atomabkommen zur Makulatur werden. Ebenfalls nicht hilfreich sind Ankündigungen seitens des Iran die Urananreicherung verstärkt voran treiben zu wollen, sollte das Atomabkommen komplett platzen.

In Venezuela hat der staatliche Ölkonzern PDVSA vor drohenden Lieferengpässen aufgrund der sinkenden Ölproduktion gewarnt. Inzwischen soll das Land laut Reuters mit den Öllieferungen gegenüber seinen Kunden fast einen Monat in Verzug sein. Angeblich warten derzeit rund 80 Tanker vor den Häfen auf ihre vorgesehene Beladung. Hierbei geht es  demnach um 24 Millionen Barrel Rohöl und Ölprodukte, die nicht geliefert worden sind. Es ist daher wahrscheinlich, dass PDVSA in Kürze die vertraglichen Lieferverpflichtungen generell aufkündigen wird.

Auch in Nigeria ist die Produktion zuletzt deutlich gesunken aufgrund von Unterbrechungen an einer Pipeline.

Brent zur Lieferung im August handelt aktuell bei 76,34 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI handelt zwar tendenziell ähnlich wie Brent, erholte sich aber weniger stark als Brent, so dass die Preisdifferenz zwischen beiden Sorten inzwischen auf den höchsten Stand seit März 2015 gestiegen ist. Grund dafür ist das wachsende Überangebot an Rohöl im Mittleren Westen der USA aufgrund der steigenden Schieferölproduktion.

WTI zur Lieferung im August notiert aktuell bei 65,51 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.

Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Die hohe Ölpreisvolatilität dürfte auch weiterhin Bestand haben. Vorerst dürften die Preise gefangen bleiben zwischen Angebotsausfällen auf der einen Seite und der Chance auf eine Produktionssteigerung seitens der OPEC.

Edelmetalle: Gold

Der Goldpreis ist in der vergangenen Woche zwar tendenziell gestiegen, kämpft aber mit der Marke bei 1.300 US-Dollar pro Feinunze.

Grund für die etwas verhaltende Tendenz dürfte in erster Linie die anstehende Sitzung der US-Notenbank FED in der kommenden Woche sein. Dort wird die FED aller Voraussicht nach die Zinsen ein weiteres Mal anheben. Dies steht aktuell einem deutlichen Preisanstieg im Goldpreis entgegen.

Auf der anderen Seite gibt es preisunterstützende News auf fundamentaler Seite. So sind in den USA im Mai die Verkäufe von Goldmünzen wieder gestiegen. Wie die US-Münzanstalt bekannt gab, sind sie um 400% gegenüber dem Vormonat auf 24.000 Unzen gestiegen. Das entspricht auch einem Anstieg um 55% gegenüber dem Vorjahresniveau.

Gold handelt aktuell bei 1.299 US-Dollar pro Feinunze.

Goldpreis in USD/Unze in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Sobald der latente Druck durch die anstehende US-Notenbank-Zinserhöhung aufgehoben ist, dürfte sich der Goldpreis angesichts vieler geopolitischer Risiken und Gefahren wieder deutlicher erholen.

Industriemetalle: Kupfer

Die Industriemetallpreise erhielten in der vergangenen Woche insgesamt deutliche Unterstützung. Feste Aktienmärkte und spekulatives Interesse haben dazu beigetragen.

Besonders Kupfer konnte deutlich zulegen. Grund dafür sind zum einen die Sorgen in Bezug auf Angebotsausfälle im Zuge möglicher Streiks in der „Escondida“-Mine in Chile. Dort haben am vorvergangenen Wochenende die Verhandlungen über den neuen Tarifvertrag begonnen. Diese könnten sich – wie schon im vergangenen Jahr  –  über mehrere Monate hinziehen.

Ebenfalls unterstützend wirkten die aktuellen chinesischen Importdaten. Wie die chinesische Zollbehörde berichtet, hat China im Mai mit 475.000 Tonnen rund 22% mehr Kupfer importiert als im Vorjahr. Das entspricht zudem der höchsten Import-Menge seit 1,5 Jahren. Die Importe an Kupfererz und -konzentrat stiegen um 37% gegenüber dem Vorjahr.

Kupfer handelt aktuell bei 3,28 US-Dollar pro Pfund.

Kupferpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Kupferpreis dürfte vorerst weiterhin gut unterstützt bleiben.

Agrarrohstoffe: Kakao

Die Kakaopreise setzten in der vergangenen Woche zunächst ihren Abwärtstrend weiter fort. Dabei sank der Preis für Kakao zum nächsten Liefertermin im Juli zum ersten Mal seit März wieder unter die Marke bei 2.300 US-Dollar pro Tonne. Dies führte allerdings direkt wieder zu Anschlusskäufen. Die Marke bei 2.300 US-Dollar markiert demnach eine wichtige Unterstützungszone.

Kakao zur Lieferung im Juli notiert aktuell bei 2.374 US-Dollar pro Tonne an der ICE.

Kakaopreis in USD/Tonne in der letzten Woche

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Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Nachdem sich nun eine charttechnische Unterstützung ergeben hat könnte sich demnächst eine Erholung der Kakaopreis einstellen. Zumal von fundamentaler Seite Unterstützungspotenzial vorhanden ist, denn eine anhaltende Trockenheit dürfte für eine rückläufige Ernte sorgen.