Saudis verteidigen Ölpreis

Erdöl
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Und sie haben es wieder getan: Saudi-Arabien hat seine Ölproduktionskürzung um 1 Million Barrel pro Tag auf 9 Millionen Barrel pro Tag um einen weiteren Monat bis auf Ende August verlängert. Offenbar hatte dem Königreich die Kürzung im Juli nicht gereicht. Und ganz offensichtlich ist Saudi-Arabien mehr als gewillt die Ölpreise auf einem bestimmten Level zu stabilisieren. Bislang funktioniert das ganz gut:

Saudi-Arabien stabilisiert Ölpreise über der 70 US-Dollar-Marke

Quelle: stockcharts.com

Neu ist hingegen nur, dass nun auch Russland mitmacht und seine Produktion ebenfalls um 500.000 Barrel pro Tag kappen will. Allerdings weiß man bei Russland dann doch nie so genau, was am Ende bei rauskommt. Dennoch, zusammengenommen belaufen sich die Kürzungen auf 1,5 % des weltweiten Angebots und erhöhen die von der OPEC+ zugesagte Gesamtmenge der Kürzungen auf 5,16 Millionen Barrel pro Tag.

Auch Algerien erklärte im Übrigen, seine Ölproduktion im August um weitere 20.000 Barrel kürzen zu wollen, um die Bemühungen Saudi-Arabiens und Russlands um ein Gleichgewicht und eine Stabilisierung der Ölmärkte zu unterstützen.

Die OPEC+, die rund 40 % des weltweit geförderten Rohöls produziert, hat bereits Förderkürzungen in Höhe von 3,66 Millionen Barrel pro Tag beschlossen, was 3,6 % der weltweiten Nachfrage entspricht, darunter 2 Millionen Barrel pro Tag, die im vergangenen Jahr vereinbart wurden, sowie freiwillige Kürzungen in Höhe von 1,66 Millionen Barrel pro Tag, die im April vereinbart und bis Dezember 2024 verlängert wurden.

Warum tut Saudi-Arabien das?

Die Hauptlast der Kürzungen schultert Saudi-Arabien und nicht nur das, nach dem letzten OPEC-Treffen hob das Königreich auch noch seine offiziellen Verkaufspreise an. Da kann man fast den Eindruck gewinnen, Saudi-Arabien lege es darauf an, sein Öl bewusst nicht mehr an den Mann zu bringen.

Ich schätze der Grund für dieses Vorgehen ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren:

  • Die Unterstützungszone

Ganz klar, Saudi-Arabien braucht ein gewisses Ölpreisniveau um glücklich zu sein. Die Unterstützungszone zwischen 70 und 80 US-Dollar pro Barrel wird verteidigt.

  • Ghawar kommt in die Jahre

Saudi-Arabiens riesiges Ölfeld Ghawar liefert bereits seit vielen Jahrzehnten, in den letzten Jahren aber offensichtlich nicht so wie prognostiziert oder gewünscht. Ich schätze die Probleme bei der Produktion auf Ghawar sind dramatischer als Saudi-Arabien das zugeben will. Deshalb fällt es dem Königreich womöglich gar nicht mehr so einfach, beständig 10 Millionen Barrel pro Tag zu liefern.

  • Saudi-Arabien will die Preissetzungsmacht zurückhaben

Das Schlimmste was der OPEC in diesem Jahrhundert bislang passiert ist, war der Aufstieg der US-Schieferölproduzenten, die der OPEC nicht nur Konkurrenz machen, sondern auch deren Führungsrolle im Ölmarkt in Frage gestellt haben. Doch inzwischen ist Schieferöl auch nicht mehr so spottbillig aus dem Boden zu fracken wie ehemals. Die meisten US-Schieferölproduzenten benötigen heute ein Preisniveau von 60 US-Dollar pro Barrel aufwärts für den Break Even. Von Margen ganz zu schweigen. Ein Niveau von knapp über 70 US-Dollar (und nicht etwa 90 US-Dollar) käme Saudi-Arabien und der OPEC doch eigentlich ganz gelegen, um die US-Konkurrenz zu dämpfen.

  • Alle wollen rückläufige US-Ölbestände sehen

Eine geringere US-Produktion würde schließlich auch zu rückläufigen US-Ölbeständen führen, was wiederum als positives Szenario für die Ölnachfrage und die Ölpreisentwicklung gedeutet werden würde.

Fazit: Ölpreise bleiben vorerst zwischen 70 und 80 US-Dollar pro Barrel

Welche Gründe die Saudis auch immer nun in Wahrheit für ihre Handlungen haben mögen, eines ist klar: Die Ölpreise werden nach unten verteidigt, aber angesichts der nach wie vor nicht von der Hand zu weisenden Rezessionsgefahren dürften sie vorerst in einer Spanne zwischen 70 und 80 US-Dollar pro Barrel verbleiben, bis sich die Konjunkturaussichten wieder verbessern. Aber denken Sie daran: Aktuell gehören Öl-Titel mit zu den günstigsten die Sie im Moment finden können.