Ölpreise haben massives Potenzial

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Die Ölpreise zeigen schon jetzt ein sehr solides Jahr 2024. So ist der Preis pro Barrel Brent-Rohöl im bisherigen Jahresverlauf um 12,38 % gestiegen, während WTI um beeindruckende 16,08 % gestiegen ist. Zuletzt wirkte die Nachricht unterstützend, dass sich Russland zusätzlich zur Verlängerung der freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+ verpflichtet hat, die Produktion in absehbarer Zeit um weitere 0,5 Millionen Barrel pro Tag zu senken.

Ölpreise steigen seit Jahresbeginn

Quelle: stockcharts.com

Prognosen der OPEC deuten auf massives Preispotenzial hin

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es weitergeht mit den Ölpreisen. Zu deren Beantwortung ziehe ich gerne von der OPEC vorgelegten Daten zu Rate. Wenn diese korrekt sind, könnten die Ölpreise im Laufe des Jahres auf über 100 US$ pro Barrel steigen.

Aber selbst wenn die weitaus konservativeren Daten des US-Energieministeriums (EIA) zutreffen, hätten die Preise zumindest noch leichtes Aufwärtspotenzial. Angesichts der Tatsache, dass die EIA-Daten in der Regel weniger genau sind und meist revidiert werden, bevorzuge ich die OPEC-Daten zur Prognose:

  • Laut den jüngsten von der OPEC vorgelegten Schätzungen entsteht ein beträchtliches Produktionsdefizit. Die OPEC geht davon aus, dass sie im ersten Quartal 2024 täglich 27,55 Millionen Barrel Rohöl und Gaskondensat produzieren müsste, um die weltweite Nachfrage zu decken. Allerdings liegt die OPEC-Produktion voraussichtlich bei 26,50 Millionen Barrel pro Tag. Das entspricht einem Defizit von 1,05 Millionen Barrel pro Tag oder 94,5 Millionen Barrel für das gesamte Quartal.

  • Ferner gehe ich davon aus, dass die OPEC+ ihre Produktionskürzung für den Rest des Jahres beibehalten wird, um die Ölpreise hoch zu halten. Mit Ausnahme von Russland, dass den OPEC-Daten zufolge ab dem 3. Quartal wieder 0,5 Millionen Barrel pro Tag mehr produzieren will. Allerdings dürfte das Land bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt erst das volle Ausmaß der Produktionskürzungen erreicht haben, so dass es eher wahrscheinlich ist, dass man zunächst auf diesem Level verharrt. So oder so, die OPEC geht bis zum letzten Quartal 2024 von einer weltweiten Verknappung von 2,91 Millionen Barrel pro Tag aus.

  • Über das gesamte Jahr verteilt würde dieses Marktdefizit einen Rückgang der globalen Ölbestände um 788,06 Millionen Barrel Rohöl bedeuten. Selbst wenn man davon ausgeht, dass Russland im dritten und vierten Quartal dieses Jahres wieder auf ein normales Produktionsniveau zurückkehrt, könnte sich das Defizit immer noch auf 696,06 Millionen Barrel belaufen.

  • Am Ende des Geschäftsjahres 2023 verfügten die OECD-Länder nach Angaben der OPEC über kommerzielle Lagerbestände von rund 2,76 Milliarden Barrel. Hinzu kommen 1,44 Milliarden Barrel, die sich auf dem Wasser befinden, wobei es sich größtenteils um Öl auf dem Transportweg handelt. Im Allgemeinen wird ein Ölüberschuss oder -mangel auf der Grundlage der Anzahl der Vorratstage in den kommerziellen Vorräten der OECD-Länder definiert. Unter Verwendung der Daten für Ende 2023 hatten wir einen Vorrat für 60,26 Tage. Eine typische Zahl sollte irgendwo zwischen 55 und 60 Tagen liegen. Wenn überhaupt, sind wir also mit einem sehr bescheidenen Überschuss an Rohöl in dieses Jahr gestartet. Aber selbst wenn die Hälfte des Öldefizits auf die kommerziellen OECD-Lagerbestände entfällt, ohne die zusätzliche russische Produktion, hätten wir einen Rückgang von 7,63 Tagen. Damit würden die Vorräte auf 52,63 Tage sinken.

Fazit: Ölpreise bald wieder über 100 US-Dollar?

Auf der Grundlage der derzeit verfügbaren Daten halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass wir einen nennenswerten Rückschlag auf unter 80 US$ pro Barrel erleben werden. Aber das ist das konservative Szenario, welches sogar die ewig revidierten EIA-Daten unterstützen. Nach dem OPEC- Szenario sind Preise bei 100 US$ pro Barrel oder mehr möglich.

Sollte die US-Regierung angesichts des Wahljahres erneut beschließen, die strategische Reserven anzuzapfen, würde das Preisziel zeitlich nach hinten verschoben. Aber so lange es keinen weltwirtschaftlichen Abschwung gibt, bleiben die Ölpreise gut unterstützt.

Viele Öl-Aktien, vor allem im Bereich der Produzenten, sind noch immer günstig bewertet, wenn auch nicht mehr so günstig, wie zu Jahresbeginn. Hier lassen sich aber noch immer einige Perlen auflesen.