Drill, Baby – und dann?

Erdöl
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Donald Trump versprach im Wahlkampf nicht weniger als eine neue Ära der amerikanischen Energiedominanz. Öl, Gas, Flüssiggas – alles sollte „Made in USA“ sein, gefördert ohne Umweltauflagen, verkauft in alle Welt, als Machtmittel gegen Feinde und Preistreiber.

Sein Slogan: Drill, Baby, drill! Doch nur 100 Tage nach Beginn seiner zweiten Amtszeit erleben wir das Gegenteil: Die US-Ölkonzerne kämpfen, während Saudi-Arabien, Kanada und China profitieren. Die Realität: Trump wirft das amerikanische Energie-Monopol gerade selbst über Bord.

50 Dollar Ölpreis? Für US-Konzerne ein Desaster

Trumps Strategie klingt einfach: Wenn Öl billiger wird, bricht Russlands Kriegsfinanzierung zusammen, Benzinpreise sinken, und Amerikas Konsumenten jubeln. Sein Ziel: ein Ölpreis um die 50 Dollar.

Doch genau das ist für US-Unternehmen ein Albtraum. Neue Ölquellen lohnen sich für sie erst ab rund 65 Dollar pro Barrel. Sinkt der Preis darunter, brechen Investitionen weg. Chevron, Exxon & Co. ziehen sich zurück – oder schütten lieber Dividenden aus, statt nach neuem Öl zu bohren.

Weniger Bohrungen, mehr Probleme – ausgerechnet wegen Trump

Früher investierten US-Ölkonzerne rund zwei Drittel ihrer Gewinne in neue Felder. Heute ist es nur noch ein Drittel. Der Rest geht an Aktionäre – ein sicheres Zeichen für sinkenden Zukunftsoptimismus.

Noch problematischer: Die Exportchancen schwinden. Trump hat Öleinfuhren aus Venezuela mit Strafzöllen belegt. Ausgerechnet Chevron, das dort unter Sonderlizenz fördert, droht das Aus. Der geplante Stopp zum 27. Mai wäre ein schwerer Schlag für die US-Energieversorgung – hausgemacht durch Washington.

Und die Konkurrenz? Lacht – und liefert

Während Trump Amerikas Energiebranche stranguliert, nutzt die Konkurrenz die Gunst der Stunde. Saudi-Arabien kann deutlich günstiger fördern und gewinnt Marktanteile zurück. China wiederum hat seine US-Ölimporte fast auf null reduziert – und greift lieber auf Kanada oder Saudi-Arabien zurück.

Das ist geopolitisch ein Desaster: Ausgerechnet der größte strategische Rivale profitiert von Trumps „America First“-Politik.

Falsche Allianzen, falsche Hebel

Trumps Hoffnung, mit niedrigeren Ölpreisen Russland zur Aufgabe in der Ukraine zu zwingen, greift zu kurz. Zwar stimmt es: Russlands Wirtschaft leidet unter fallenden Einnahmen. Doch solange der Preis über 60 Dollar liegt, kann Moskau das Öl problemlos ohne Schattenflotte verkaufen – im Zweifel sogar legal. Sinkt der Preis weiter, trifft es nicht nur Russland – sondern vor allem die amerikanischen Fracker.

Mein Fazit für Sie

Trumps Energiepolitik ist ein lehrbuchreifes Eigentor. Statt Dominanz gibt es Rückbau, statt strategischer Überlegenheit verschenkt er Marktanteile. Für Anleger heißt das: US-Energieaktien bleiben politisch unter Druck – während günstige Einstiegschancen in Erneuerbare und LNG-Exporteure außerhalb der USA entstehen.