Die grüne Wende wird teuer mit steigenden Kupferpreisen

Kupfer
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Die bislang führende Industrienation Europas schaltet am kommenden Wochenende ihre letzten Atomkraftwerke ab, ohne deren Ersatz bereits vorrätig zu haben, aber immerhin ist der staatliche Energiekonzern Uniper ja an 3 Atomkraftwerken in Schweden beteiligt.

Manchmal muss man die Politik gar nicht verstehen wollen. Wichtiger ist es zu verstehen, dass alles im Leben Konsequenzen hat. Und eine Konsequenz aus der wichtigen Energiewende mit politischen Verboten die bisweilen nur ansatzweise durchdacht erscheinen, ist zum Beispiel ein massiver Anstieg der globalen Kupfernachfrage.

Kupferpreis? Läuft…

Quelle: www.aktienscreener.de

Kupfer – eines der wichtigsten Metalle der Energiewende

Wer Verbrennungsmotoren verbietet, wird wahrscheinlich irgendwann mehr Elektroautos haben. Wer Gasheizungen verbietet, wird wahrscheinlich irgendwann mehr Wärmepumpen haben. Beides benötigt Strom. Und um Strom zu produzieren braucht man Kraftwerke – am liebsten Wind oder Sonne.

Und all das lässt sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Kupfer (und noch ein paar andere Basismetalle). Wie ich Ihnen schon mehrmals geschrieben hatte, ist Kupfer eines der Metalle, dessen Verbrauch durch den Ausbau alternativer und erneuerbarer Energien massiv steigt. Kupfer ist also ein grünes Metall. (Na ja im weitesten Sinne und nur wenn man gewisse Umweltbedenken in den weit entfernten Fördernationen außer Acht lässt. Aber lassen wir das mal außer Acht.)

In einem durchschnittlichen Auto mit Verbrennungsmotor sind rund 20 kg Kupfer verbaut. In einem Elektroauto dagegen 80 kg.

Dementsprechend gehen Branchenexperten derzeit von einem Anstieg des Kupferverbrauchs allein in der Elektroautoindustrie um 300% auf 2 Mio. Tonnen Kupfer pro Jahr aus bis 2030. Der Löwenanteil fließt dabei in die Batterien, aber auch die Lademöglichkeiten müssen ausgebaut werden und erfordern Zehntausende Tonnen an Kupfer.

Kupfer weist eine enorm hohe Leitfähigkeit bei gleichzeitig hoher Strapazierfähigkeit auf. Das macht das Metall zur ersten Wahl wenn es um Verkabelungen geht, egal ob in der Energiegewinnung, der Übertragung, der Verteilung oder in Schaltkreisen.

Die Nutzung von Kupfer in Stromnetzen soll um 10% ansteigen bis 2030 auf über 2 Mio. Tonnen. Der Verbrauch in der Windkraft soll um 80 % zulegen und die Solarindustrie dürfte bis 2030 knapp 30 % mehr Kupfer nachfragen.

Alles in allem soll sich die Kupfernachfrage allein aus dem Bereich der alternativen Energien bis 2030 auf über 4 Mio. Tonnen verdoppeln.

Bleibt nur noch die Frage, woher das mehr an Kupfer kommen soll?

Kupfer – Angebotsseite bleibt problematisch

Über die kommenden 10 Jahre soll, Brancheninsidern zufolge, die globale Kupfernachfrage um 2,5 % pro Jahr wachsen.

Doch die beiden größten Fördernationen Peru und Chile haben es seit Jahren mit einer sinkenden Förderung (Chile) bzw. einer unveränderten Jahresproduktion über die letzten 5 Jahre (Peru) zu tun.

Auf Chile und Peru entfielen im Jahr 2022 etwa 27 % der weltweiten Kupferproduktion, wobei Chile mit einer sinkenden Produktion und einem Niveau von zuletzt 5,2 Mio. Tonnen in 2022 der größte Kupferproduzent der Welt ist. Gefolgt von Peru mit einer Produktion von zuletzt 2,2 Mio. Tonnen Kupfer in 2022.

Die globale Kupferproduktion ist dementsprechend stark auf diese beiden Nationen konzentriert. Die Kupferproduktion in diesen beiden südamerikanischen Staaten steht jedoch im aktuellen regionalen politischen Klima vor vielen Herausforderungen. Dazu gehören die derzeitigen Proteste in Peru, das Risiko einer Erhöhung der Steuern für Kupferproduzenten im südamerikanischen Raum und verschärfte Umweltvorschriften, die den laufenden Betrieb der Kupferproduzenten gefährden.

Überdies ist da noch ein Aspekt, über den sich vor allem Europa Gedanken machen sollte: Die wachsende Annäherung und strategische Zusammenarbeit zwischen Peru/Chile und China. Auch China baut den Einsatz von Elektroautos und alternativen Energieformen aus – und China ist bereits der größte Kupferverbraucher weltweit.

Da ist der nächste Schritt naheliegend: China baut nun in Peru einen neuen Großhafen für den Schiffstransport von Gütern nach China. Und Chile hat schon im vergangenen Jahr klar gemacht, dass es selbstverständlich die Ein-China-Politik und seinen Partner die Volksrepublik in der Taiwan-Frage unterstützt. Ich schätze mal, Chile könnte auch so einen Hafen gebrauchen.

Entwicklung der Kupfer-Lagerbestände an der LME

Quelle: kitco.com

Die Lagerbestände an der LME machen es deutlich: Das Angebot kann mit der steigenden Nachfrage nicht mithalten. Dabei sind im Übrigen nicht nur die LME-Bestände gähnend leer. Weltweit sind die Kupferbestände auf extrem niedrigen Levels angekommen. Aktuell decken die globalen Lagerbestände nur noch 2,7 Tage des durchschnittlichen Verbrauchs. 

Fazit: Kupfer wird noch teurer werden

Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass Politiker nicht immer so gut darin sind, die Dinge bis zum Ende durchzudenken. Aber schwamm drüber. Wichtig ist die Erkenntnis, dass konsequenterweise die Kupferpreise weiteres Aufwärtspotenzial haben. Und durchaus auch Kupferproduzenten – nicht unbedingt in Chile und Peru.