Strom- und Gaspreise explodieren – was hilft dagegen?
Mindestens seit dem vergangenen Jahr befindet sich Deutschland in einer schlimmen Energiekrise. Die Preise für Strom, Gas und Öl sind schädlich hoch. Immerhin der Strompreis könnte jedoch deutlich niedriger sein.
Strom- und Gaspreise explodieren – was hilft dagegen?
Natürlich könnte man diesen (und den von Gas, Öl und Ölprodukten wie Treibstoff) sofort drastisch senken, indem die Politik die abartig hohe Besteuerung dieser lebensnotwendigen Güter senkt. Um die Wirtschaft zu retten. Damit wäre schon viel gewonnen.
Beim Strompreis kommt jedoch noch eine Besonderheit hinzu. Hier erfolgt die Preisbildung nach dem so genannten Merit-Order-Prinzip. Dabei richte sich der Strompreis nach dem Preis, den der teuerste Produzent verlangen muss (das sind in der Regel Gaskraftwerke). Auch wenn andere Anbieter deutlich günstiger anbieten und produzieren könnten. Sie bekommen alle den gleichen Preis.
Der Markt ist aus den Fugen geraten
Das Prinzip hat seine normalerweise Berechtigung. Denn nur so konnten bisher teure, aber unverzichtbare Gaskraftwerke zum Abfangen von Lastspitzen im Markt gehalten werden. Im Moment kommt das Prinzip aber angesichts von irrationalen Übertreibungen am Gasmarkt, die in der Folge astronomisch hohe Strompreise bewirken, ins Gerede. Und Anbieter von kostengünstigem Strom (Wind, Sonne oder Kernkraft) fahren unheimlich hohe Gewinne ein.
Leider ist Gas derzeit sehr teuer. Wenn sich also der Strompreis nach den Gaskraftwerken richtet, wird auch Strom sehr teuer. Die Idee ist nun, in dieses Marktprinzip einzugreifen. Die Frage ist, wie.
EU-Kommission will Notfallmaßnahme gegen Strompreis
Immerhin ist die Politik auf das Thema aufmerksam geworden. So hatte EU-Kommissionschefin von der Leyen Ende August eine Reform des europäischen Strommarktes angekündigt. Auch Kanzler Scholz zeigt sich offen für “strukturelle Veränderungen”. Der deutsche Wirtschaftsminister Habeck bläst ins gleiche Horn.
Von der Leyen sagte: Das europäische Strompreis-System sei für andere Umstände entwickelt worden und nicht mehr zweckmäßig: “Deshalb arbeiten wir jetzt an einer Notfallmaßnahme und an einer Strukturreform des Strommarktes.” Gas- und Strompreise müssten entkoppelt werden. “Wir brauchen ein Notfallinstrument, das schneller greift. Da sprechen wir von Wochen”, sagte von der Leyen der ARD. “Und dann müssen wir eine tiefgreifende, strukturelle Reform des Strommarktes machen. Das wird zu Beginn des nächsten Jahres sein.”
Eine Reform des europäischen Strommarktes könnte diesen Mechanismus nun überarbeiten, so dass Verbraucher etwa für günstigen Strom aus Sonne, Wind oder Atomkraft auch tatsächlich weniger bezahlen. Sie würden dann nicht länger die horrenden Preise für die Stromerzeugung aus Gas berappen müssen.
Andere EU-Länder fordern schon länger Eingriffe
Das Thema soll bei einem Sondertreffen der für Energie zuständigen EU-Minister am 9. September (also am kommenden Freitag) besprochen werden. Südliche EU-Länder wie Spanien und Portugal haben bereits Markteingriffe wie einen Strompreisdeckel eingeführt.
Solche Instrumente sind allerdings sehr teuer. Sie beseitigen auch nicht die Ursache des Problems – die Preisverzerrung. Zuletzt hatte auch der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer eine Abkopplung der Strom- von den Gaspreisen in der EU gefordert.
Achten Sie auf die konkreten Ergebnisse (!) des EU-Sondertreffens am Freitag. Wohlfeile Absichtserklärungen bringen uns nicht weiter. Für die Strom- und Gaspreise zählt kein substanzloses Gerede wie zuletzt zum G7-Gipfel, wo sich die Staatschefs auch zur Senkung der Energiepreise verpflichteten, aber nichts passierte. Für die Märkte zählen nur Fakten.