Platinmarkt- massives Defizit voraus
Der Platinmarkt läuft auf ein massives Defizit in Höhe von 983.000 Unzen in diesem Jahr zu, laut Daten des World Platinum Investment Council (WPIC). Das wäre das erste Marktdefizit seit 2020 und das höchste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2013.
Massives Defizit im Platin-Markt voraus
Quelle: WPIC Platin Quartalsbericht 1. Quartal 2023
Platin-Nachfrage reißt nicht ab
Platin und Palladium sind Edelmetalle, die als Ersatz füreinander im Einsatz in Automobilkatalysatoren dienen. Hier werden etwa 40 % des aktuellen Platinbedarfs und 75 % des Palladiumbedarfs verwendet.
Historisch gesehen war Platin eigentlich immer das teurere Metall, was dazu führte, dass Platin mit der Zeit in den Abgaskatalysatoren durch Palladium ersetzt wurde. Als die Automobilproduktion insbesondere in den Schwellenländern deutlich zunahm und die Abgasnormen strenger wurden, stieg der Preis für Palladium deshalb sprunghaft an, während der Platinpreis unter Druck geriet.
Quelle: www.aktienscreener.com
Inzwischen aber ist das Tief im Platinpreis überwunden. Und das obwohl Platin einige Marktanteile an Palladium abgeben musste, Dieselfahrzeuge (in denen Platin noch immer die dominierende Verwendungsrolle spielt) zurückgegangen sind und beide Metalle durch den Aufstieg der Elektrofahrzeuge, die ja keine Katalysatoren benötigen an Aufmerksamkeit verloren haben.
Allerdings ist es eine Tatsache, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (ICE) noch über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben werden. In absoluten Zahlen wird die Zahl der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen, was auf die zunehmende Verbreitung in Schwellenländern zurückzuführen ist, in denen Elektrofahrzeuge (EVs) für den überwiegenden Teil der Bevölkerung immer noch unerschwinglich teuer sind.
Und in den Industrieländern wird der Übergang von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen wahrscheinlich auch eher länger dauern als erwartet, insbesondere aufgrund der hohen Abhängigkeit batteriebetriebener Fahrzeuge von Metallen, deren Abbau kostspielig ist und oftmals auch unter nicht gerade umweltfreundlichen Gesichtspunkten in besagten Schwellenländern abgebaut werden.
Zudem darf man nicht vergessen, dass Platin auch als Katalysator in wasserstoffbasierten Brennstoffzellen dient und damit für die Umwandlung von Wasserstoff und Sauerstoff in Wasser zur Stromerzeugung mitverantwortlich ist.
Folglich wird Platin auch in der grünen Energierevolution eine bedeutende Rolle spielen, beispielsweise beim Antrieb von Elektrofahrzeugen durch Brennstoffzellen. Hierbei wird übrigens siebenmal mehr Platin pro Fahrzeug benötigt als in den Pendants mit Verbrennungsmotor.
Industrie- und Investment-Nachfrage sorgen für Verbrauchswachstum
Der wichtigste Punkt, der für ein Wachstum der Platin-Nachfrage über die kommenden Jahre sorgt, ist die Nachfrage seitens der Industrie und der Investoren.
Platin wird in der chemischen Produktion, der Erdölraffinierung, der Glasproduktion, in elektrischen Komponenten und Laborgeräten verwendet. Aufgrund seiner katalytischen Eigenschaften ist es für verschiedene chemische Prozessen unverzichtbar, darunter in der Herstellung von Düngemitteln, Salpetersäure und insbesondere bei Hydrierungsreaktionen.
So erwartet das WPIC vor allem seitens der chemischen Industrie ein massives Verbrauchswachstum. Im 1. Quartal verbrauchte dieser Sektor bereits mit 236.000 Unzen rund 108 % mehr Platin als im 1. Quartal 2022. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf die höhere Nachfrage nach Paraxylol, insbesondere in China, sowie auf einen Anstieg der Nachfrage nach Propandehydrierung (PDH) zurückzuführen.
Auch die Investmentnachfrage seitens der ETFs soll nach Angaben des WPIC in diesem Jahr deutlich zunehmen. Im vergangenen Jahr verbuchten die Platin-ETFs noch deutliche Netto-Abflüsse. In diesem Jahr soll das Netto-Plus bei 433.000 Unzen liegen.
Quelle: WPIC Platin Quartalsbericht 1. Quartal 2023
Auch auf der Angebotsseite gibt es Probleme
Das Platin-Angebot sinkt bereits seit Jahren. Zum einen aufgrund eines rückläufigen Recycling-angebots, wegen der geringeren Verfügbarkeit von Autoschrott, da mit Inflation und Rezession viele Autos länger gefahren werden, als zuvor.
Zum anderen aber gibt es schon länger große Probleme in der Platin-Primärproduktion, wie ein Rückgang um 8 % (-96.000 Unzen) bei der Produktion von raffiniertem Platin im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr zeigt. Dieser Rückgang ist vor allem auf Südafrika zurückzuführen, wo aufgrund anhaltender Probleme in der Verarbeitung ein Rückgang um 14 % (-119.000 Unzen) zu verzeichnen war.
Die Polokwane-Hütte von Anglo American Platinum, die nach dem Umbau im letzten Jahr immer noch nicht mit voller Kapazität betrieben wird und Wartungsarbeiten in der Waterval-Hütte tragen zu diesem Rückgang bei.
Quelle: WPIC Platin Quartalsbericht 1. Quartal 2023
Fazit: Platin wird wieder interessanter
Platin scheint sein Tief überwunden zu haben und bereit zu sein für eine Erholung entlang der Edelmetallpreise und mit wachsendem Interesse seitens der Investoren, sowie dem wachsenden Bewusstsein für die Probleme auf der Angebotsseite, bei gleichzeitig wachsender Nachfrage. Schenken Sie dem Platinpreis künftig wieder mehr Beachtung.