Chinas Energiewende treibt Aluminiummarkt an

Chinas Energiewende treibt Aluminiummarkt an
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Chinas Energiewende treibt die Nachfrage nach grünen Metallen an, darunter auch Aluminium. Das Metall wird in fast allen Energieerzeugungs-, -übertragungs- und -speicherungstechnologien eingesetzt, insbesondere in den Bereichen, die die Energiewende vorantreiben werden, wie Wind- und Solarenergie, alternative Brennstoffzellen, Wasserstofferzeugung, Hochspannungskabel und Batterien. Chinas Elektrofahrzeug-Produktion wuchs in den ersten acht Monaten des Jahres um mehr als 37 % und erreichte nach Angaben der chinesischen Zollbehörde 5,44 Mio. Einheiten. Mehr als die Hälfte der Elektroautos auf den Straßen der Welt fahren damit heute bereits in China.

Chinas massive Energiewende schlägt sich auch im Preis für Aluminium nieder. Während die Preise für Aluminium an der LME seit Jahresbeginn um 8 % gesunken sind, ist der Preis in an der Shanghaier SHFE dagegen um 1 % gestiegen.

Quelle: ING Research

Stabile chinesische Aluminium-Nachfrage begünstigt Importe

Das zeigt, dass die chinesische Nachfrage nach Aluminium das ganze Jahr über stabil war, dank der Nachfrage aus den grünen Sektoren – und dies trotz der enttäuschenden wirtschaftlichen Erholung des Landes.

Daraus ergeben sich nun Arbitrage-Möglichkeiten, die nun zu steigenden chinesischen Aluminiumimporten geführt haben. Chinas Importe von Aluminium in Rohform und Produkten stiegen im September im Jahresvergleich um 63,2 % auf 331.716 Tonnen. Insgesamt stiegen die Importe in den ersten neun Monaten des Jahres um 21,5 % auf 2,04 Millionen Tonnen.

Die Einfuhren von Bauxit, einem wichtigen Rohstoff für die Aluminiumherstellung, beliefen sich im vergangenen Monat auf 10,02 Millionen Tonnen und lagen damit um 23,1 % über dem Vorjahreswert. In den ersten neun Monaten stiegen die Bauxiteinfuhren gegenüber dem Vorjahr um 12,8 % auf 106,6 Mio. Tonnen.

Ein Großteil der chinesischen Importe stammte allerdings aus Russland.

Wird es bald wieder Verknappungen bei der chinesischen Produktion geben?

Interessant in diesem Zusammenhang ist aber vor allem, dass die Importe trotz einer höheren inländischen Produktion gestiegen sind. Die chinesische Aluminiumproduktion stieg im vergangenen Monat auf rund 119.000 Tonnen pro Tag und übertraf damit den bisherigen Rekord von 116.000 Tonnen vom August. Die Primäraluminiumproduktion lag im September mit 3,58 Millionen Tonnen um 5,3 % über dem Vorjahreswert. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 belief sich die Produktion von Primäraluminium auf insgesamt 30,81 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 3,3 % gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 2022 entspricht.

Doch im Dezember beginnt die Trockenheitssaison in der südwestlichen Provinz Yunnan. Diese beherbergt einen wichtigen Teil der chinesischen Aluhütten, sie ist die Nummer 4 der chinesischen Aluproduzenten-Regionen. Die Verarbeitung von Aluminium ist überaus energieintensiv und die Energieversorgung in Yunnan wird hauptsächlich über Wasserkraft gewährleistet.

Doch schon im vergangenen Jahr waren die Hütten in der Provinz gezwungen, ihre Produktion aufgrund geringer Regenfälle und niedriger Wasserstände zu drosseln, was zu einem Kapazitätsabbau von 2 Millionen Tonnen führte.

Nun bestehen entsprechende Sorgen hinsichtlich der kommenden Trockenheitssaison ab Dezember. Sollte erneut nicht genügend Regen fallen, dürfte dies erneut Aluminium-verarbeitende Industrie mit Energieverknappungen zu spüren bekommen, was zu einem erneuten Abbau der Kapazitäten führen könnte – und die Nachfrage nach Aluminium aus dem Ausland weiter unterstützen würde.

Zudem wird die beschlossene Kapazitätsobergrenze von 45 Mio. Tonnen den Ausbau der Hütten im Land zudem sowieso begrenzen, was den Importbedarf generell erhöhen sollte.

Fazit: Abwarten und Aluminium beobachten

Langfristig ist Aluminium, als eines der wichtigsten Energiewende-Metalle, sowieso gefragt. Erstaunlich ist, dass sich die chinesische Nachfrage trotz aller Gegenwinde so robust verhält. Wenn mit dem Beginn der Trockenheit in Yunnan die Import-Nachfrage weiter steigt und damit auch die Aussichten auf steigende Preise, könnte dies dazu führen, dass auch im Westen verstärkt Lagerbestände aufgefüllt werden. Da allerdings bis zu 80 % der LME-Bestände aus Russland stammen, könnte die Verfügbarkeit von nicht-russischem Material für Leihzwecke begrenzt sein. Dies birgt dann das Potenzial für temporäre Verknappungen und eine entsprechende Preiserholung. Somit könnte Aluminium ins 4. Quartal hinein durchaus erstes Erholungspotenzial haben.