US-Geldpolitik: Kommen jetzt richtig große Zinsschritte?

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Gestern schrieb ich Ihnen über die schockierenden Inflationsdaten aus Deutschland. Hier sind die Großhandelspreise mit einem Tempo gestiegen, welches noch nie seit Beginn der Erhebungen erreicht wurde. Gestern Nachmittag kamen jedoch auch die neusten Daten aus den USA. Wie sieht es da aus?

Trotz strafferer Geldpolitik: Schon 8,5 % Inflation in den USA

Noch schlimmer. Die Inflation in den USA hat im März mit +8,5 Prozent (Februar: 7,9 Prozent) den höchsten Stand seit Dezember 1981 erreicht. Die durch die Coronaeinschränkungen ausgelösten Materialengpässe und die stark steigenden Energiekosten auch infolge des Ukraine-Krieges trieben die Inflation weiter an. Inzwischen sehen wir leider einen sehr breiten Preisanstieg. Selbst, wenn wir die üblicherweise schwankungsanfälligen Bereiche Lebensmittel und Energie herausrechnen, stellt sich die Teuerung immer noch auf +6,6 Prozent. Wie kommt das?

Zum einen wird Energie zur Herstellung von allen Dingen benötigt. Also haben sich die hohen Energiepreise in das gesamte Preisgefüge hineingefressen. Zum anderen herrscht in vielen Bereichen die schon länger bekannte (coronapolitikbedingte) Knappheit. Drittens gibt es Zweitrundeneffekte durch die höheren Löhne. Wir sind also bereits mitten in einer sich selbst beschleunigenden Lohn-Preis-Spirale.

Selbstbeschleunigende Lohn-Preis-Spirale – Inflation wird bleiben

Apropos: Die Stundenlöhne in den UA legten ebenfalls ein gutes tempo vor. Sie stiegen um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das bedeutet für die Unternehmen deutlich höhere Kosten. Dennoch kann die Lohnentwicklung nicht mit der Preisentwicklung mithalten. Die Realeinkommen in den USA sind im März nämlich zum Vormonat um 1,1 Prozent

gesunken, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte.

Wir haben in der gegenwärtigen Situation nur Verlierer: Arbeitnehmer erleiden massive Reallohnverluste, Unternehmen Einbußen beim Realgewinn, Aktionäre in der Folge Kursverluste. Der einzige „Gewinner“ ist der hochverschuldete Staat, der sich in Höhe der Inflationsrate entschulden kann.

Am nominalen Schuldenstand ändert sich zwar nichts. Aber mit der Inflation steigen die Steuereinnahmen. Irgendwann wird vielleicht sogar die Putzfrau deswegen noch mit dem Spitzensteuersatz „bedient“. Das macht das Abtragen des Schuldenberges für den Staat leichter. Zu Lasten seiner Bürger natürlich.

US-Geldpolitik: Kommen jetzt richtig große Zinsschritte?

Mit den jüngsten Daten wächst der Druck auf die US-Notenbank massiv. Diese dürfte noch kräftiger an der Zinsschraube drehen. Die meisten Ökonomen erwarten inzwischen „doppelte“ Zinsschritte im Mai und Juni – dann um jeweils einen halben Prozentpunkt (50 Basispunkte).

Gestern reagierten die Börsen noch erleichtert auf die Inflationsdaten, weil sie „nur“ im Rahmen der Erwartungen ausfielen. In Kürze müssen aber auch noch massive Zinsschritte eingepreist werden. Das wird den Anlegern nicht gefallen.