EZB kann keine Zinsen senken wegen Inflation

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EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat auf der jüngsten Pressekonferenz zum Zinsentscheid am vergangenen Donnerstag betont, dass es „verfrüht wäre, über Zinssenkungen zu sprechen“.

Künftige Zinsentscheidungen würden sich nicht nach dem Datum, sondern nach den eingehenden Wirtschaftsdaten richten, so Lagarde weiter.

Jetzt reden wir mal Klartext: die Europäische Zentralbank (EZB) kann es sich gar nicht leisten, die Zinsen zu senken, weil die Inflation noch viel zu hoch ist und die Gefahr wächst, dass diese wieder anzieht.

Da brauchen Sie sich nur die oft überzogenen Lohnabschlüsse der letzten Monate anzusehen, die ihren Weg bald in die Preise und damit die Inflationsdaten finden werden.

EZB kann keine Zinsen senken wegen Inflation

Die EZB räumt dieses Dilemma ja selbst ein. Natürlich wie immer so verklausuliert, dass es kein normaler Mensch versteht. Zitat Lagarde: Die EZB wolle weitere Fortschritte bei der Abschwächung der Inflation sehen, bevor man sicher sein könne, dass das Inflationsziel von 2 % wieder erreicht wird.

Mit diesen Fortschritten war es zuletzt nicht so weit her. So zog die Verbraucherpreisinflation in der Eurozone nach einem vorläufigen Tief im November bei 2,4 % im Dezember wieder unerwartet deutlich an – auf 2,9 %. Es bleibt zu hoffen, dass daraus kein neuer Aufwärtstrend entsteht. Dieser würde die EZB nämlich in Schwierigkeiten bringen.

Lahmende Wirtschaft braucht dringend niedrige Zinsen

Eigentlich müssten die Zinsen bald runter, weil die Wirtschaft lahmt. Der schwache Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland, der praktisch schon seit Mitte 2021 (!) fällt, ist ein Indiz dafür. Die Stimmung der Unternehmen hat sich nach dem Rückgang zum Ende des vergangenen Jahres nun noch weiter eingetrübt. Niedrigere Zinsen würden hier etwas stützen können.

Aber das geht nicht wegen der wieder anziehenden Inflation. Die EZB steckt in der Zwickmühle. Entweder, sie bekämpft die wieder anziehende Inflation mit anhaltend hohen Zinsen und riskiert damit eine (erneute) Rezession in wachstumsschwachen Ländern wie Deutschland. Oder sie senkt die Zinsen und nimmt damit ein erneutes Ausufern der Inflation in Kauf.

Oder sie fährt einen Mittelweg (nur geringe Zinssenkungen) – und riskiert im worst case eine Stagflation, also Abschwung samt Inflation.

Warum eine Zinssenkung schlecht für Euro-Aktien wäre

Auf alle Fälle sollten Sie als Anleger nicht darauf hoffen, dass niedrigere Zinsen in der Eurozone Kursgewinne für europäische Aktien bedeuten. Denn sobald Zinssenkungen durch eine wirtschaftliche Schwäche erzwungen werden, wirkt sich dies sehr negativ auf die Aktienkurse aus. Das ist immer und überall so.

Das Beste, was Sie in dieser Situation tun können, ist, auf Märkte auszuweichen, die nicht in einem potenziellen Stagflations-Dilemma stecken. Das sind derzeit vor allem die USA, m.E. neuerdings auch Japan.