Eurozone: Wie weit steigen die Zinsen noch?

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Im Kampf gegen die auch im internationalen Vergleich sehr hohe Inflation in der Eurozone erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt die Leitzinsen weiter. Diese stiegen auf der Zinssitzung am vergangenen Donnerstag wie vom Markt erwartet um weitere  25 Basispunkte (0,25 Prozent).

Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) liegt nun bei 4,25 %. Am Vorabend hatte auch die US-Notenbank Fed den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht. Hier liegen die Zinsen allerdings schon rund 1 % höher und die Inflation ist deutlich niedriger.

In der Eurozone handelte es sich nunmehr um die neunte Zinserhöhung in Folge seit dem Juli 2022, als die geldpolitische Straffung begann, um die Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Viel zu spät und viel zu halbherzig, wie die zahlreichen Kritiker bemängeln.

Eurozone: Wie weit steigen die Zinsen noch?

Im Statement zum EZB-Zinsentscheid gibt man sich weiter entschlossen: “Die Inflation geht weiter zurück. Es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird. Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2 % zu sorgen.”

Beim Blick auf mögliche weitere Zinserhöhungen in den kommenden Monaten eiert die EZB allerdings schon wieder etwas herum:

“Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die EZB-Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2 %-Ziel zu erreichen. Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen.“ Heißt: sie wollen erstmal schauen wie es weitergeht.

EZB bekennt sich klar zum 2-Prozent-Inflationsziel

Am Markt wurde diese Aussage zeitweise als „erreichter Zinsgipfel“ oder bevorstehende Zinspause interpretiert. Das ist jedoch Quatsch, zumal die EZB zeitgleich neue geldpolitische Straffungen beginnt und sich erneut klar zum 2-Prozent-Inflationsziel bekannt hat.

Zum einen legt die EZB seit Juli die Tilgungsbeträge von Wertpapieren aus dem APP-Programm nicht weiter an. Sie verkleinert damit erstmal wirklich ihre Bilanz, was die Anleihenzinsen (und nicht nur die Leitzinsen) nach oben gehen lässt. Allerdings nur moderat, denn die Tilgungsbeträge des Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP sollen mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder angelegt werden.

Zum anderen beschloss die EZB am Donnerstag ganz neu, dass die Mindestreserven der Banken künftig nicht mehr verzinst werden. Damit spart die EZB Geld ein, das sie sonst an die Banken zahlen müsste. Man kann sich natürlich fragen, wie hoch der EZB das Wasser steht, wenn sie solche Maßnahmen ergreifen muss.

Was all diese Entwicklungen für Ihre Akteien bedeuten, das erfahren Sie in meinem Beitrag morgen.