Kanada – Land der natürlichen Ressourcen

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Vancouver, Kanada – Als ich an diesem Morgen erwachte, hatte der TransCanada sich bereits über den höchsten Punkt der Rockies gewuchtet. Vorbei sind die dichten Wälder des Ostens. Vorbei auch die weiten, offenen Ebenen von Saskatchewan und Alberta. Nun sind wir in British Columbia – rollen bergab, dem grau-grünen Fluss folgend, durch heiße Canyons und bequeme Ebenen…

Hat irgendein anderes Land noch üppigere natürliche Ressourcen als Kanada? Bauholz, Nahrungsmittel, Vieh, Mineralien, Wasser – Kanadier haben von allem genug. Zu Schade: wenn es um Wohlstand geht, ist wohl nichts so gefährlich, wie Geld zu erben oder reichhaltige, natürliche Ressourcen zu besitzen.

Öl bis zum Anschlag

Anstatt Dinge herzustellen oder zu erfinden… oder nützliche Dienstleistungen anzubieten… tendiert eine ressourcenreiche Wirtschaft eher dazu, sie zu verkaufen – und das tonnenweise. Wenn die Rohstoffe boomen, beginnen die Farmer, die Minenarbeiter und Holzfäller auf sehr großem Fuß zu leben. Doch wenn der Kurs abfällt, fällt die Wirtschaft mit.

Im ersten Quartal lag das Wirtschaftswachstum Kanadas im negativen Bereich. Kanada ist einer der weltweit größten zehn Exporteuren von Rohöl. Und laut Morgan Stanley befindet sich Rohöl im größten Bärenmarkt seit 30 Jahren. Der Ölpreis Sorte WTI ist unter 50 Dollar pro Barrel getaucht. Damit einhergehend, könnte sich der gesamte Rohstoffkomplex – von dem die kanadische Wirtschaft großteilig abhängig ist – ebenfalls weiter nach unten bewegen.

Warum? Nun, noch gefährlicher als üppige Ressourcen zu besitzen, ist die wirtschaftliche „Führung“ der Regierung. Zuerst hat Alan Greenspan die Leitzinsen, nach der Mini-Rezession von 2001, zu niedrig gehalten. Dann hat die Bernanke-Fraktion sie weiter runter gedrückt, bis sie fast bei Null waren. Und nun steuert Janet Yellen denselben Kurs weiter, auch wenn die Zinsen demnächst leicht steigen sollen. Die billigen Kredite gaben den Rohstoffproduzenten die Mittel zur Überproduktion und den Konsumenten zum Überkonsum.

Bei diesen niedrigen Kosten für Kredite, konnten die Produzenten positive Kapitalflüsse erziehen, ohne die tatsächlichen wirtschaftlichen Ergebnisse zu beachten. Und dank den Feds, die diese verfälschenden Kapitalkosten festlegen, wissen sie gar nicht, ob sie wirklich Geld machen oder nicht. Also haben sie so viel Öl produziert, dass es der Welt bis zum Halse stand. Doch nun hat der Boden am Ressourcenmarkt nach unten hin nachgegeben.

BHP Billiton, die weltweit größte Bergbau-Firma, hat die Produktion reduziert…

Caterpillar – Hersteller von Baugeräten und Diesel- und Gasmotoren – verzeichnet nun schon 31 Monate in Folge fallende Umsätze.

Chesapeake Energy – der zehntgrößte Ölproduzent und zweitgrößter Erdgasproduzent der Vereinigten Staaten – hat seine Dividenden reduziert, als die Aktien auf ein 12-Jahres-Tief fielen…

Kumba Iron Ore, Afrikas größter Eisenerzproduzent, hat die Dividenden eliminiert, nachdem sie bekannt gegeben haben, dass ihre Gewinne in der ersten Hälfte des Jahres um 66% gefallen sind.

Das sind alles schlechte Nachrichten für die Rohstoff-basierte Wirtschaft Kanadas.