Bei ETFs kommen Emittenten-Risiken durch die Hintertür

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Was passiert, wenn bei börsengehandelten Fonds (Kurzform: ETF = exchange traded funds) der Emittent Pleite geht? Bei normalen Fonds ist die Antwort leicht. Die sind ein Sondervermögen. Wenn die herausgebende oder die depotführende Bank Pleite geht, spielt das keine Rolle. Ein Sondervermögen besteht für sich. Aber wie ist die Lage bei ETFs?

Wenn der Emittent Pleite geht

Gehebelte ETFs sind in den meisten Fällen synthetische Fonds. Das bedeutet, dass die Fondsgesellschaft den Basiswert selbst gar nicht handelt. Vielmehr wird die Entwicklung des Basiswerts mit zum Beispiel Swapgeschäften abgebildet. Das Problem bei synthetischen Fonds sind die Handelspartner der Swapgeschäfte. Das sind nicht selten die Muttergesellschaften des Fondsherausgebers. Geht also die herausgebende Bank pleite, platzt auch der hinter dem ETF stehende Swapkontrakt. Dann ist zwar das Geld der Investoren noch immer geschützt – der Fonds partizipiert aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ab dem Zeitpunkt der Insolvenz nicht mehr an den Kursentwicklungen des Basiswerts.

Besicherte Zertifikate ohne Emittenten-Risiko

Einen anderen, sehr interessanten Weg geht die Commerzbank (Commerzbank Aktienlage). Sie gibt besicherte Zertifikate heraus. Dabei hinterlegt die Commerzbank bei einem Treuhänder Wertpapiere, mit denen die verkauften Zertifikate sozusagen versichert werden. Sollte der Emittent Insolvenz anmelden, verwertet der Treuhänder die Sicherheiten und zahlt die Käufer der betroffenen Zertifikate aus. Angeboten werden nicht nur einige besicherte Discount-, Bonus-, Express- und Tracker-Zertifikate, sondern auch teilweise gehebelte ETC und ETN. Bei ETC und ETN handelt es sich im Prinzip um Zertifikate unter anderem Namen. Die Unterschiede zu Zertifikaten und ETF tun an dieser Stelle nichts zur Sache.

Die Sicherung gibt es praktisch gratis

Die Treuhänderin, die Commerzbank wählte eine Tochter der Deutschen Börse, überprüft börsentäglich, ob die vom Emittenten gestellten Sicherheiten noch den Wert der herausgegebenen Zertifikate abdecken. Ist das nicht der Fall, muss die Commerzbank weitere Sicherheiten übereignen. So ist sichergestellt, dass stets ausreichend Sicherheiten hinterlegt sind, um die Ansprüche der Zertifikate-Käufer im Insolvenzfall zu befriedigen. Die Kosten für die besicherten Produkte sind erstaunlicherweise sehr gering. Für einen ungehebelten, besicherten DAX-ETN berechnet die Commerzbank nur Verwaltungsgebühren von 0,1%. Die Absicherung gegen das Emittenten-Risiko ist also praktisch gratis.

ETFs und besicherte Produkte sind das beste Mittel gegen die Folgen einer Emittenten-Pleite. Während bei ETFs das Fondsvermögen generell vom Vermögen des Emittenten getrennt wird, erreichen besicherte Produkte die gleiche Sicherheit durch ihre besondere Struktur.

Kursrisiken werden unterschätzt

Meine Erfahrung ist, dass Trader wie Anleger die Kursrisiken von Aktien, Rohstoffen und anderen Basiswerten sowie die Risiken der Hebelwirkung stark unterschätzen, die Emittenten-Risiken dafür stark überschätzen. Wer am Kapitalmarkt investiert, vielleicht sogar noch hoch gehebelt, setzt sich permanent großen Risiken aus. Der DAX korrigierte in der Vergangenheit binnen weniger Wochen um 25% und mehr. Wer mit Hebel 5 unterwegs ist, verliert dabei in der Regel seinen gesamten Einsatz. Dagegen nimmt sich das Risiko einer Emittenten-Pleite geradezu klein aus. In der gesamten Geschichte der Zertifikate ging nur ein einziger Emittent in die Insolvenz – und das war der Spezialanbieter Lehman Brothers, dessen Zertifikate in der Regel nur um Beratungsgeschäft bei der örtlichen Bank verkauft wurden.

Garantie-Zertifikate schützen nicht vor Pleiten

Übrigens: Garantie-Zertifikate versprechen keine Sicherheit im Falle einer Emittenten-Pleite. Sie sind genauso wie alle anderen Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen. Garantiert wird bei Garantie-Zertifikaten nur die Rückzahlung von 100% der Nominale zum Laufzeitende – sofern der Emittent dann noch bezahlen kann. Wird vorher das Insolvenzverfahren gegen den Emittenten eröffnet, ist die Garantie hinfällig.