Was kann die EZB gegen die Inflation tun?

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Der jüngste große Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in aller Munde. Es gibt aber zwei Schönheitsfehler dabei:

Der erste ist, dass die EZB gleichzeitig ein neues Anleihenkaufprogramm namens “Instrument zur Absicherung der Transmission” der Geldpolitik (“Transmission Protection Instrument – TPI”) aufgelegt hat. Und zwar in unbegrenzter (!) Höhe. Keine Regeln. Was immer das auch kostet. Damit wurde die geldpolitische Straffung durch die Leitzinsanhebung gleich wieder kassiert.

Was kann die EZB überhaupt gegen die Inflation tun?

Der zweite Schönheitsfehler ist: die EZB kann mit ihrer Geldpolitik nicht viel gegen die Inflation tun. Sie könnte bei einer entschlossen straffen Geldpolitik (ich weiß: ein Widerspruch in sich bei der EZB) über den Umweg des Wechselkurses zumindest den Inflations-Import abmildern.

Sie kann allerdings nichts gegen die Knappheit tun, die auf den europäischen Gütermärkten die Preise nach oben treibt. Denn diese ist rein politisch verursacht und kann auch nur politisch gelöst werden. Was müsste die Politik denn tun?

Politik hat die Knappheit verursacht, die die Inflation treibt

Zum einen, das geradezu idiotische Vorhaben aufgeben, auf russische Kohle und demnächst auch Öl/ Benzin/ Diesel verzichten zu wollen, obwohl man dafür keinen Ersatz hat. Keine Industrienation der Welt kommt ohne große eigene Vorkommen an russischen Rohstoffen vorbei. Und wir haben nun einmal kaum eigene Vorkommen.

Allein dieser Schritt hat zu einer drastischen Verkleinerung des Angebotes auf dem Weltmarkt bei gleichbleibend hoher Nachfrage geführt (der Markt für „nichtrussische Energie“ ist natürlich viel kleiner als der gesamte Energiemarkt). Die logische Folge war eine Preisexplosion und Verknappung vor allem bei Energierohstoffen in Europa.

Russland verkauft seine Rohstoffe unterdessen anderweitig. Vor allem in die BRICS-Staaten. Zuletzt aber sogar nach Saudi-Arabien, das russisches l sogar noch billiger importieren kann als die Förderung heimischen Öls kosten würde.

Während sich die nichtwestlichen Abnehmerländer über die günstigen Preise freuen und dadurch einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Westen erlangen, sprudeln die Rohstoffeinnahmen Moskaus munter weiter. Der Effekt der westlichen Sanktionen wird somit zerstört.

Aber zurück zu den negativen Folgen zum Westen (Mage-Inflation durch Knappheit): Hier kommt erschwerend das ebenso idiotische Vorhaben hinzu, für die eh schon zu teure Energie noch eine CO2-Steuer zu erheben. Damit die Energie erst recht unbezahlbar wird.

Offenbar erhofft man sich dadurch die Klimarettung von Europa aus – im Alleingang. Diese kann womöglich sogar gelingen – sobald die gesamte europäische Industrie abgewandert oder zerstört ist. Ich bezweifle allerdings, dass das so beabsichtigt war.

Knappheit ist bei Energie und Nahrungsmitteln am schlimmsten

Einen ähnlichen Unsinn leistet man sich übrigens auch bei Lebensmitteln in der EU. Russland und die Ukraine waren einst die größten Getreideexporteure und die größten Düngemittelhersteller der Welt. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine ist das Geschichte. Diese Exporte und zum Teil auch die Herstellung fallen kriegs- und/ oder sanktionsbedingt aus.

Die Folge ist Knappheit bei Lebensmitteln. Jetzt müsste man eigentlich alles tun, um die Nahrungs- und Düngemittelproduktion in der EU zu fördern, um zumindest einen teilweisen Ausgleich zu haben.

Doch genau in dieser heiklen Situation hat die EU nichts besseres vor, als mittels neuer Beschränkungen zur Flächennutzung und zum Düngemitteleinsatz praktisch dafür zu sorgen, dass in Kürze ein großer Teil aller landwirtschaftlichen Betriebe schließen muss! Es gibt Prämien für Brachlegungen landwirtschaftlicher Flächen, Beschränkungen beim Düngemitteleinsatz etc. Alles mit einem Ziel: weniger landwirtschaftliche Produkte zu erzeigen – mitten in akuter Knappheit!

Die Gefahr einer ernsten Versorgungskrise in Europa besteht

Das lässt die Preise weiter explodieren und bringt Europa in Kürze wahrscheinlich sogar an den Rand einer Hungersnot. Wen Brüssel diese dummen Vorhaben nicht schnellstmöglich stoppt. Glücklicherweise rudert die EU hier gerade zurück und möchte es den Landwirten künftig freistellen, ob sie Flächen stilllegen (was weiterhin prämiert werden soll) oder nicht.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Vernunft durchsetzt. Andernfalls haben wir alle bald ganz andere Probleme als „nur“ fallende Aktienkurse. Nämlich eine Krise der Versorgung in Europa.