US-Arbeitsmarkt schwach, Fed verwirrt

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Die US-Leitbörse korrigiert nun schon seit zwei Wochen von ihrem Jahreshoch.

Mit einem leichten Kursplus endete der vergangene Freitag jedoch positiv, was die Chancen auf einen erneuten Test der Jahreshochs in den kommenden Wochen leicht erhöht. Highlight war zweifellos der monatliche US-Arbeitsmarktbericht, der allerdings negative Überraschungen bereithielt.

Wie der wenige Tage zuvor veröffentlichte ADP-Bericht bereits erahnen ließ, wurden im April nur 160.000 Stellen geschaffen, während die Erwartungen bei einem Plus von 206.000 Arbeitsplätzen lagen.

Um diese Zahl einzuordnen: Würden jeden Monat 130.000 neue Stellen geschaffen, würde die Arbeitslosenquote konstant bleiben, da gerade einmal das Bevölkerungswachstum ausgeglichen würde. An dieser Schwelle sind wir nun fast angelangt.

Damit ist der Stellenaufbau in den USA nun bereits über mehrere Monate hinweg ins Stocken geraten. Was weitere Zinsanhebungen der US-Notenbank eigentlich unmöglich oder zumindest reichlich unvernünftig macht.

Die initiale Reaktion der Märkte Edelmetalle (steigend) und Devisen (Dollar fallend) war demnach auch recht heftig und folgerichtig Bis sich US-Notenbanker Dudley (Fed New York) daran machte, den Dollar wieder stark zu quatschen.

Dudley spielte den Job-Report herunter und bekräftigte seine Meinung, dass es in diesem Jahr weiterhin zwei bis drei Zinsschritte geben werde. Er reihte sich damit ins Konzert anderer Fed-Mitglieder ein, die bei der derzeitigen Schwäche der US-Wirtschaft (Q1 Wachstum nur noch +0,5%) von einer „Anomalie” ausgehen, die sich bald wieder geben werde.

Auch wenn die Daten etwas ganz anderes sagen. Da fragt man sich erstens, was rauchen diese Menschen? Und zweitens, wem nützt ein starker Dollar angesichts eines deutlichen  Abschwunges? Der US-Wirtschaft jedenfalls nicht.

Auf der anderen Seite muss man sehen, dass die Stundenlöhne im April im Vergleich zum Vorjahr um über 2,5 % zulegten. Ende 2014 lag das Wachstum noch bei nur 0,7 %. Von dieser Seite her könnte es also zu einer Inflation kommen, was wiederum eher für notwendige Zinsschritte sprechen würde.

Oder zumindest für weiterhin geschürte Erwartungen bezüglich eines Zinsschrittes, der dann aber doch nicht kommt. Verbale Inflationsbekämpfung quasi.

Inflation in einem Abschwung – das bringt sofort das böse Wort „Stagflation” ins Spiel. Und sollte wiederum den Edelmetallen besonders helfen. Was am Freitag jedoch nur bedingt der Fall war. Manche Marktbewegungen bekommen gerade in letzter Zeit eben einen politischen Beigeschmack.

In dieser Woche dürften weitere Einlassungen von US-Notenbankern für Bewegung sorgen: Montag: Chicago Fed Evans (non-voter), Minneapolis Fed Kashkari (non-voter) und SF Fed Williams (non-voter). Donnerstag: Boston Fed Rosengren (voter), Kansas City Fed George (voter). Freitag: SF Fed Williams (non-voter).

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert