Volumenindikatoren: Erklärung und Einordnung

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Das Volumen kennzeichnet die Höhe der Aktivität am Markt. Immer wenn ein Handel zustande gekommen ist, zeigt dies, dass ein Käufer und ein Verkäufer aktiv eine Entscheidung getroffen haben und ein Wertkonsens zustande gekommen ist.

Mit jedem Geschäft steigt das Volumen, welches normalerweise als kumulierte Stückzahl der gehandelten Wertpapiere eines Tages angegeben wird. Aber schon der Begriff des Volumen wird nicht immer eindeutig in der Literatur verwendet, mal wird der Stückumsatz an Aktien eines Tages darunter verstanden und mal das Produkt aus Stückumsatz und Kurs.

Im nachfolgenden wird die am häufigsten zu findende Definition des Volumens als die gehandelte Stückzahl verwendet. In der englischsprachigen Literatur steht der Begriff Volume meist für die Stückzahl und wird genauso ins Deutsche übertragen.

Das Produkt von Kurs und Stückumsatz ist auch von Bedeutung, es wird hier jedoch immer explizit darauf hingewiesen, wenn das Produkt gemeint ist. Im Chart werden die Stückumsätze normalerweise als Säulen unter dem Kursverlauf angezeigt.

Das Volumen und die zugehörigen Indikatoren in der Praxis

In der Praxis werden das Volumen und auf dem Volumen basierende Indikatoren häufig unterschätzt und sind nicht so verbreitet wie Indikatoren die auf der Kursentwicklung aufsetzen. Ein Problem ist auch die verwirrende Namensvielfalt von Volumenindikatoren, häufig findet man die gleichen Indikatoren unter verschieden Namen.

Das Volumen ist unabhängig vom Preis und kann damit eine andere Perspektive auf den Markt aufzeigen. Der größte Teil der in der Praxis eingesetzten Indikatoren bereitet die Preisinformationen nach bestimmten Methoden auf, dadurch sind alle diese Indikatoren mehr oder weniger korreliert. Die Volumenindikatoren bieten nun eine weitere Sichtweise, die unkorreliert zu den Preisindikatoren ist.

Die Volumenanalyse

Die Annahme, dass das Volumen den Kursen voraus läuft ist die Basis der Volumenanalyse. Das Volumen wird seit langer Zeit benutzt, um die Gültigkeit von Kursbewegungen zu bestätigen und ist aufgrund seiner Unabhängigkeit eine unkorrelierte Größe, die zur Verbesserung der Analyse verwendet werden kann.

In einem Aufwärtstrend sollte das Volumen in Phasen mit steigenden Kursen ansteigen und bei fallenden Kursen abnehmen. In einem Abwärtstrend soll das Volumen in Phasen mit fallenden Kursen zunehmen und in Phasen mit steigenden Kursen abnehmen.

Was es zu beachten gilt

Doch bei der Verwendung von Volumen zu Analysezwecken sind einige Einschränkungen zu beachten. So ist die Verfügbarkeit der Volumendaten bei einigen Instrumenten eingeschränkt.

Bei Aktien sind die Daten meist problemlos zu bekommen, aber anders sieht es schon bei Devisen aus. Bei Devisen sind fast nur Kursdaten erhältlich. Auch bei Aktienindizes sucht man Volumenangaben oft vergeblich und wenn diese angeboten werden, haben sie meist nur eingeschränkte Aussagekraft.

Denn oft werden nur die täglichen Stückumsätze der im Index enthaltenen Aktien summiert. Da die einzelnen Aktien allerdings sehr unterschiedliche Kursniveaus aufweisen können, wird das Ergebnis verfälscht, da bei den Aktien mit niedrigem Kursniveau die Anzahl der umlaufenden Aktien größer ist. Die Aktien mit niedrigen Kursen dominieren das Ergebnis, wenn die Stückumsätze einfach summiert werden.

Abhilfe könnte die Gewichtung der Umsätze mit den Preis schaffen, also wenn die Stückzahl erst mit dem Kurs multipliziert wird, bevor die Ergebnisse der Einzelaktien addiert werden. Diese Daten sind allerdings nur für wenige meist US-Indices verfügbar.

Einige Chartanalyseprogramme bieten jedoch die Möglichkeit derartige Volumendaten für Indices zu berechnen, die Funktion wird meist Total Volume genannt.

Ein weiteres Problem kann sich bei Auslandsaktien ergeben, denn bei diesen Werten benötigen Sie die Daten der Heimatbörse. Wenn Sie beispielsweise den Umsatz einer US-Aktie an einer deutschen Börse verwenden, hat eine Volumenanalyse nur eine geringe Aussagekraft, da die Kurse maßgeblich an der Hauptbörse gemacht werden.

Ebenfalls problematisch ist die Tatsache, dass die Aktien eines Unternehmens an unterschiedlichen Börsen und Marktsegmenten gehandelt werden. Für die Analyse werden aber immer nur die Umsatzdaten zu den Kursen eines bestimmten Handelsplatzes geliefert.

Grafische Darstellung des Stückumsatzes der Volkswagen Aktie für den Zeitraum von Januar 2004 bis August 2006

Der Chart zeigt den Kursverlauf der Volkswagen Aktie mit den täglichen Stückumsätzen auf dem elektronischen Handelssystems Xetra der Deutschen Börse AG.

Einteilung von Volumenindikatoren

Volumenindikatoren lassen sich in fünf Gruppen einteilen, die nachfolgend erläutert werden.

In seinem Buch »Bollinger-Bänder« verwendet John Bollinger eine sehr gelungene Einteilung von Volumenindikatoren. Er teilt Volumenindikatoren in fünf Gruppen ein, die nachfolgend erläutert werden.

Einteilung der Volumenindikatoren nach Kursänderung zum Vortag

In der ersten Gruppe wird das Volumen aufgrund der Kursänderung zum Vortag verteilt. In diese Gruppe fällt zum Beispiel der On Balance Volume (OBV) bei dem das Volumen zum Vortagswert des OBV addiert, wenn der Kurs gegenüber dem Vortag gestiegen ist und subtrahiert wird, wenn der Kurs gefallen ist.

Der OBV gilt als Klassiker unter den Volumenindikatoren und ich werde später noch weiter auf diesen Indikator eingehen. Der Price Volume Trend ist ebenfalls ein Vertreter aus der ersten Gruppe. Bei diesem Volumenindikator handelt es sich um eine Erweiterung des OBV, bei dem das Volumen mit der prozentualen Kursänderung multipliziert, bevor es zum Vortagswert des Indikators addiert oder subtrahiert wird.

Einteilung der Volumenindikatoren nach Kursentwicklung des Tages

Die zweite Gruppe orientiert sich bei der Verteilung des Volumen an der Kursentwicklung innerhalb eines Tages. Dabei spielt die, auch aus der Candlestick-Analyse bekannte, relative Position von Eröffnungs- und Schlusskurs, sowie von Tageshöchstkurs und Tagestiefstkurs die entscheidende Rolle.

Innerhalb eines Aufwärtstrends sollte der Schlusskurs dichter am Tageshoch liegen, während er in einer Abschwungphase näher am Tagestief liegen sollte. Beispiele für diese Gruppe sind der Chaikin Oscillator und die Williams Accumlation/Distribution.

Einteilung der Volumenindikatoren nach Volumenentwicklung

In den ersten beiden Gruppen wurden zuerst die Kurse betrachtet und danach das Volume verteilt. In der dritten Gruppe wird die Sache umgedreht und die Kurse aufgrund der Volumenentwicklung verteilt.

Als Beispiel sei der Negative Volume Index (NVI) angeführt, der die Kursänderungen akkumuliert, wenn das Volumen im Vergleich zum Vortag zurückgeht. Das Gegenstück zum NVI ist der Positive Volumen Index (PVI), der die Kursänderungen akkumuliert, wenn das Volumen gegenüber dem Vortag angestiegen ist.

Einteilung der Volumenindikatoren ausschließlich nach dem Volumen

Die vierte Gruppe der Volumenindikatoren betrachtet ausschließlich das Volumen und nimmt keinen Bezug auf die Kursentwicklung. Dadurch werden Ursache (Volumen) und Wirkung (Kurs) getrennt dargestellt. Diese Gruppe von Indikatoren beantwortet meist die Frage: Ist das Volumen relative hoch oder niedrig?

Als Beispiel sei hier der %V-Indikator genannt, der das aktuelle Volumen durch den Durchschnitt des Volumens teilt und mit 100 multipliziert. Weitere Indikatoren aus dieser Gruppe sind zum Beispiel der Volume Oscillator und die Volume Rate of Change. Die beiden vorgenannten Indikatoren sind nichts anderes als die Anwendung der Formel des Price Oscillator und der Rate of Change auf Volumendaten.

Grundsätzlich kann ein Großteil der Indikatoren, die eigentlich für die Analyse der Kursdaten bestimmt sind, auch für Volumendaten einsetzen werden. Ein weiteres Beispiel ist der %b mit dem Sie feststellen können, ob das Volumen relativ hoch oder niedrig ist.

Einteilung der Volumenindikatoren nach Erweiterungen bestehender Indikatoren

Bei der fünften Gruppe von Volumenindikatoren werden bereits existierende (Preis-) Indikatoren um eine Volumenkomponente erweitert. Der Money Flow Index (MFI) ist beispielsweise eine Erweiterung des Relative Strength Index (RSI) um eine Volumenkomponente. Ein weiteres Beispiel ist der Volumen gewichtete MACD oder ein Volumen gewichteter Durchschnitt.

Grafische Darstellung verschiedener Volumen-Indikatoren im Chart der Siemens Aktie für Zeitraum von Januar 2005 bis September 2006

Drei Indikatoren aus der Gruppe von Volumenindikatoren, die ausschließlich das Volumen betrachten