Preisindex: Verkettung

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Nun ist das aber natürlich noch längst nicht alles. Nein, heutzutage berechnet so ein Statistikamt ja nicht einfach nur eine Preisindex nach Laspeyres, Paasche oder Fisher. Heute werden die Preise (neben den vielen Möglichkeiten der Modifikation) auch noch verkettet.

Kettenpreisindizes

Oder auch Chain Prices genannt!

Worum geht’s?!

Zunächst einmal baut ein Kettenpreisindex auf der Indexermittlung durch einen unserer “Grundindizes” auf. Also auf dem Index nach Laspeyres oder Paasche.

Es wird also entweder ermittelt, was die im Vorjahr gekauften Waren im aktuellen Jahr kosten (nach Laspeyres) oder was die im aktuellen Jahr gekauften Waren im Vorjahr gekostet haben (nach Paasche).

Der Knackpunkt ist allerdings, dass zur Berücksichtigung aktueller Konsumgewohnheiten der zugrunde liegende Warenkorb in jedem Berichtszeitraum ebenfalls aktualisiert wird. Es wird also in jedem Jahr ein anderer Warenkorb zugrunde gelegt, oder besser gesagt eine andere Gewichtung.

Dadurch entsteht natürlich der Nachteil, dass die Ergebnisse so von Jahr zu Jahr nicht direkt vergleichbar sind. Aus diesem Grund wendet man hier eine Verkettung an um eine langfristige Betrachtung im Vergleich zu ermöglichen.

Solch eine Verkettung funktioniert folgendermaßen: da es durch die Änderung in der Gewichtung der einzelnen Index-Komponenten, im Grunde zu unterschiedlich basierten Indizes für den jeweiligen Berichtszeitraum kommt, müssen diese irgendwie miteinander verknüpft werden. Das funktioniert so: für das erste Jahr eines neuen Index nimmt man einen Wert von 100 an. Für die Rückverkettung nutzt man einen Koeffizienten (der sich aus dem Überschneidungszeitraum des neuen mit dem alten Index ergibt). Dabei werden die bisherigen Werte durch diesen Verkettungskoeffizienten dividiert. Bei der Vorwärtsverkettung werden die neuen Werte mit dem Verkettungsindex multipliziert.

Kettenpreisindex in der Praxis

Grundsätzlich wird der Harmonisierte Verbraucherpreisindex in der EU als Kettenpreis-Index auf Laspeyres-Basis erhoben. Mit Hilfe dieses Index, der auf einem EU-weit einheitlichen Warenkorb beruht, versucht man den Unterschieden der nationalen Indizes entgegen zu wirken.

So wird in den EU-Ländern neben dem nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) auch jeweils ein nationaler Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) berechnet. Auf deren Grundlage berechnet dann wiederum Eurostat die Verbraucherpreisindizes für den EU-Wirtschaftsraum.

In Deutschland wird der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) seit 1997 berechnet.

Meine Kritik

Das statistische Bundesamt schreibt: Der jährliche Wechsel der Gewichte für den HVPI ist eine Konsequenz seiner Konstruktion als Kettenindex.

Daraus ergibt sich meiner Meinung nach dann allerdings die Frage nach der theoretischen Berechtigung solch einer Verkettung von Indizes. Denn tatsächlich widerspricht die Einbeziehung von Mengenentwicklungen in die Erstellung der Preisreihen, ja dem eigentlichen Ziel eine reine Preisentwicklung wiederzugeben.

Auf der anderen Seite ändern sich natürlich tatsächlich Konsumgewohnheiten über die Zeit, was natürlich berücksichtigt werden muss. Wenn aber vielfältige Preisreihen über einen längeren Zeitraum hinweg aktuell gehalten werden sollen gibt es im Moment keine Alternative zur Verkettung.

Allerdings sollte eine der Verkettung zugrunde liegende Veränderung in der Gewichtung sorgfältig geschehen und nur wenn es wirklich notwendig ist (ich kann beispielsweise durchaus nachvollziehen wenn Schweineleber heutzutage weniger stark gewichtet wird als Salami – auch Essgewohnheiten ändern sich, fragen Sie ihre Großeltern 😉 ).

So long liebe Leser…damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend…liebe Grüße…

Ihre Miriam Kraus