Wahlschlappe in UK, Schneckentempo bei der EZB

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Zwei politische Ereignisse beeinflussen seit gestern die Märkte: Die vorgezogenen Parlamentswahlen in Großbritannien und die gestrige EZB-Pressekonferenz. Die unmittelbaren Wirkungen beider Ereignisse dürften bis in die nächste Woche anhalten.

UK: Konservative erleiden Wahlschlappe, Pfund bricht ein

Bei der Parlamentswahl in Großbritannien haben die Konservativen unter der Führung von Premierministerin Theresa May ihre absolute Mehrheit im Unterhaus verloren.

Damit hat sich May verkalkuliert, die mit den vorgezogenen Wahlen eine starke Verhandlungsposition bei den bevorstehenden Brexit-Verhandlungen erreichen wollte. Das Britische Pfund brach über Nacht deutlich ein. Den britischen Aktienmarkt beflügelt dies offenbar. Dieser legt zu.

EZB: Vorsichtige Andeutung einer geldpolitischen Normalisierung?

Für die Eurozone interessanter ist jedoch de gestrige EZB-Pressekonferenz gewesen. Die Europäische Zentralbank hat sich dabei extrem vorsichtig in Richtung einer Normalisierung ihrer Geldpolitik bewegt.

So wurde ein Hinweis auf mögliche weitere Zinssenkungen gestrichen. Die wirtschaftlichen Risiken nunmehr “größtenteils ausgeglichen”.

Sonst bleibt alles beim Alten. Der eigentliche Leitzins (“Hauptrefinanzierungssatz”) bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Die Anleihekäufe im Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat sollen bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden.

Erwartete klare Andeutungen zu einem baldigen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik blieben jedoch aus. Diese wären auch kontraproduktiv, da die Zinsen am langen Ende sofort stark steigen würden, da der Markt versucht, die Zinswende sofort einzupreisen.

Was dann vor allem die europäischen Südstaaten mit ihrer hohen Schuldenlast stark unter Druck setzen würde.

Schuldenkrise zwingt EZB zum Tarnkappenkurs

Der EZB bleibt so nichts weiter übrig, als einen „Tarnkappenkurs“ zu fahren und die üblichen nichtssagenden Phrasen zu dreschen. Nur um später (voraussichtlich im Herbst dieses Jahrs) „ganz überraschend“ per Anfang 2018 den Ausstieg aus den milliardenschweren Anleihekäufen anzukündigen.

Der Euro geriet gestern etwas unter Druck, da der offenbar vom Markt erwartete geldpolitische Kurswechsel noch nicht spruchreif ist. Für die Aktienmärkte fielen keinerlei Impulse an.

Der DAX bewegt sich weiterhin in einer enge Spanne um die Allzeithochs. Mein Dreiecks-Szenario aus der vergangenen DAX-Analyse ist intakt und hat zuletzt weiter Konturen angenommen.

Es bedeutet, dass nach einer kleinen Schwächephase bis in die nächste Woche hinein die Rally wiederaufgenommen wird.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.