Rohstoffe Wochenrück- und Ausblick 27.08.-03.09.2018: US-Sanktionen verzerren die Ölmärkte

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Die Rohölpreise haben sich in der vergangenen Woche weiter deutlich erholt. Grund dafür ist in erster Linie die Verknappung des Angebots durch die drohenden US-Sanktionen gegenüber dem Iran, sowie die Förderpolitik der OPEC.

Zu Beginn der vergangenen Woche konnten zusätzlich Faktoren wie ein schwächerer Dollar, zwischenzeitlich aufkeimende Hoffnungen hinsichtlich einer Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und vor allem China, sowie neue Rekordstände in den Aktienindizes die Ölpreise unterstützen.

Auch die aktuellen US-Lagerbestandsdaten wirkten deutlich preisunterstützend. Wie das US-Energieministerium berichtete sind die Rohölbestände unerwartet deutlich um 2,5 Millionen Barrel, die Benzinbestände um 1,5 Millionen Barrel und die Destillatsbestände um 800.000 Barrel gesunken.

Hauptunterstützungsfaktor für die Ölpreise war aber die erneute Übererfüllung der Produktionskürzungsquoten der OPEC und Nicht-OPEC-Länder im Juli um 9%. Dies war die dritte monatliche Übererfüllung in Folge. Die Hauptschuld an der Übererfüllung dürfte hauptsächlich aber weiterhin bei Venezuela liegen, wo die Produktion seit Monaten wegen der Wirtschaftskrise massiv sinkt.

Vor allem ist aber der Iran von sinkenden Exporten betroffen. Laut Thomson Reuters dürften die iranischen Rohöl- und Destillate-Exporte im August mit 64 Millionen Barrel bzw. 2,06 Millionen Barrel täglich auf den niedrigsten Stand seit Juli 2016 gesunken sein. Noch im April lagen die Exporte bei 3,09 Millionen Barrel pro Tag. Das Wall Street Journal geht davon aus, dass die Exporte im September weiter in Richtung 1,5 Millionen Barrel pro Tag fallen werden, da sich immer mehr Ölunternehmen vom Iran zurückziehen aus Angst vor den drohenden US-Sanktionen.

Brent zur Lieferung im November handelt aktuell bei 77,71 US-Dollar pro Barrel an der ICE.

WTI zur Lieferung im November notiert derzeit bei 69,49 US-Dollar pro Barrel an der NYMEX.

Brent-Ölpreis in USD/Barrel in der letzten Woche

 

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Der Markt preist derzeit einen sanktionsbedingten Exportrückgang um 1 Million Barrel pro Tag aus dem Iran ein. Dies stellt sich schon jetzt als ein zu optimistisches Szenario dar. Denn die USA werden diesmal anders als in den Sanktionsjahren 2012-2016 vermutlich keine Ausnahmegenehmigungen für iranische Importe erteilen. Damit würde die Angebotssituation am Ölmarkt noch angespannter bleiben, was höhere Ölpreise rechtfertigt.

Edelmetalle: Palladium

Auch der Palladiumpreis hat seine Erholung seit Mitte August in der vergangenen Woche weiter fortgesetzt.

Laut Daten von Johnson Matthey befindet sich der globale Palladium-Markt in einem Angebotsdefizit. Und auch der weltweit größte PGM-Produzent Norilsk Nickel sieht derzeit ein strukturelles Defizit im Palladiummarkt.

Palladium handelt aktuell bei 978 US-Dollar pro Feinunze.

Palladium in USD/Unze in der letzten Woche

 

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Nachdem der Preis pro Unze Palladium nun die charttechnisch wichtige 100-Tage-Linie nachhaltig überwunden hat, scheint der Preis nun Kurs auf die 200-Tage-Linie nehmen zu wollen. Palladium dürfte weiteres Aufwärtspotenzial besitzen.

Industriemetalle: Aluminium

Der Aluminiumpreis ist in der vergangenen Woche weiter gestiegen, bewegte sich aber höchst volatil. Ausschlaggebend für die erhöhte Volatilität ist vor allem die Absurdität der US-Handelspolitik.

So gab der Aluminiumpreis zur Wochenmitte zunächst nach, nachdem US-Präsident Trump Ausnahmen bei den Importzöllen auf verschiedene Aluminiumprodukte aus Argentinien gewährt hatte. Dies weckte die Hoffnung, dass auch andere Länder von den Zöllen ausgenommen werden.

Doch die Angebotsdaten für Aluminium belegen die Widersinnigkeit der Trump-Politik. Den Daten des US Geological Survey und des US-Innenministeriums zufolge ist das Angebot in den USA im Juni im Vergleich zum Vormonat um 10% gefallen. Zum einen sind dafür die deutlich rückläufigen Importe (-15,6%) ausschlaggebend, zum anderen ist absurderweise aber auch die heimische US-Aluminiumproduktion weiter um über 14% gefallen.

Damit zeigt sich, dass ein erhofftes schnelles Wiederanfahren ehemals stillgelegter Industriezweige durch Zölle nicht funktionieren kann. Im Endeffekt sind es nun die US-Aluminiumverarbeiter die hohe physische Aufschläge auf den LME-Preis bezahlen müssen, um kurzfristig Material zu erhalten. Dies wird sich auch in den Produzenten und Verbraucherpreisen niederschlagen.

Aluminium handelt aktuell bei 0,94 US-Dollar pro Pfund.

Aluminiumpreis in USD/Pfund in der letzten Woche

 

Quelle: infomine.com

Ausblick

Die Aluminiumpreise dürften weiterhin Unterstützung finden. Denn zum einen verzögern sich laut Industriekreisen die Alumina-Lieferungen aus Australien, da dort seit Wochen Alumina-Raffinerien und Bauxit-Minen bestreikt werden. Hinzu kommen auch noch Wartungsarbeiten in weiteren Verarbeitungsanlagen. Dies führt zu weiter steigenden Preisen von Alumina, wodurch sich die Produktionskosten von Aluminium erhöhen.

Zum anderen ist die Produktion des in China ansässigen größten Aluminiumproduzenten der Welt zuletzt stark gefallen. So wurde im ersten Halbjahr rund 20% weniger Aluminium produziert als im Vorjahr. Zudem ist immer noch nicht sicher, ob die US-Sanktionen gegen den größten russischen Aluminiumproduzenten Rusal tatsächlich bis zum 23.10. aufgehoben werden. An diesem Datum endet die Frist, bis zu der die Geschäfte mit dem Produzenten abgewickelt werden müssen.

Agrarrohstoffe: Weizen

Weizen ist in der vergangenen Woche wieder gestiegen.

Übergeordnet ist es die Kombination aus der starken Kälte des Winters in den USA, welche den Winterweizen stark beeinträchtigt hatte und der Hitze des Sommers in Europa, welche den Sommerweizen massiv beeinträchtigt hat. Die Auswirkungen sind eine rückläufige Produktion und sinkende globale Lagerbestände.

Mittlerweile geht das US-Landwirtschaftsministerium USDA für die globale Ernte in 2018/19 von einem Rückgang auf 730 Millionen Tonnen aus, nach 758 Millionen Tonnen in 2017/18. Daraus ergibt sich ein Rückgang der globalen Stocks-to-use-Ratio auf 17% – das niedrigste Level seit der Finanzkrise von 10 Jahren. Die Stocks-to-use-Ratio gibt an, für wie lange bei durchschnittlichem Verbrauch die auf Lager liegende Ware ausreichen würde.

Chicago-Weizen zur Lieferung im Dezember handelt aktuell bei 5,45 US-Dollar pro Scheffel an der CME.

Chicago-Weizen in USD/Scheffel in der letzten Woche

Quelle: stockcharts.com

Ausblick

Weizen dürfte weiterhin übergeordnet gute Unterstützung finden.